Freund oder Feind? 10 Verhaltensweisen, die Ihren Chef verraten

Wie sehen Sie Ihren Chef – als Freund oder Feind? Steht er auf Ihrer Seite oder stehen Sie etwa schon auf seiner internen Abschussliste? Geht es ihm nur darum, dass sein Team gut performt und er die Medaillen einsteckt oder fördert er Ihre fachliche und persönliche Entwicklung? Chefs ticken sehr unterschiedlich: Vom autoritären Eisblock über den Chef auf Kuschelkurs bis hin zum Sandwich-Manager und Fähnchen im Wind. Ist Ihr Chef ein guter Chef, verkörpert er eine moderne Führungshaltung und stimmt Ihre professionelle Beziehung zueinander? Hier sind 10 Verhaltensweisen Ihres Vorgesetzten, an denen Sie es erkennen können. Stimmen Sie beim Chef-Check mit ab und sehen Sie, wie andere Leser ihre Chefs bewertet haben.

Was sich Angestellte heute von ihren Chefs wünschen

Wenn Sie zur jungen Generation Angestellter oder Berufseinsteiger gehören, dann sind Ihnen wahrscheinlich Anerkennung und Wertschätzung sehr wichtig. Sie haben Lust auf Höchstleistungen und können sich so richtig reinhängen, wenn die Herausforderung Spaß macht und Sie sich mit dem, was Sie tun, auch identifizieren können. Machtspielchen sind Ihnen fremd und auf die Bonuszahlung zu Weihnachten könnten Sie auch verzichten. Doch für gute Leistungen möchten Sie individuelle Wertschätzung ernten. Der Chef soll sehen, was Sie leisten, Vorbild sein und  Sie in Ihrer persönlichen und fachlichen Entwicklung individuell fördern.

Als Berufserfahrene haben Sie schon einige Jährchen auf dem Buckel und wahrscheinlich schon unterschiedliche Chefs und ihre Führungsstile kennengelernt. Sie brauchen keine Macht besessenen Besserwisser-Chefs mehr, die sich an Ihnen beweisen müssen, sondern Sie wünschen sich ernst zu nehmende Sparringspartner auf Augenhöhe. Ob Ihre Führungskraft dabei junge 30, gleich alt oder älter als Sie ist, das ist für ein gutes Arbeitsverhältnis egal. Hauptsache, sie/er führt gut! – das zumindest höre ich von den meisten Jobwechslern mittleren Alters.

Doch unabhängig ob Berufseinsteiger oder berufserfahren, von modernen Chefs wird heute erwartet, dass sie sich für ihre Mitarbeiter und deren Meinung interessieren, persönlicher Wegbegleiter und ein kluger Sparringspartner sind. Sie sollen loyal und berechenbar sein, Entscheidungen treffen und fachlich sowie menschlich ein gutes Vorbild abgeben. Sie sollen Halt und Orientierung in einem Umfeld geben, das immer stärker durch Unsicherheit, Komplexität und Schnelligkeit geprägt ist. Sie sollen ihren Mitarbeitern die Richtung weisen und ihnen gleichzeitig den Rücken frei halten, damit sie ihre Arbeit machen können. Ergebnis statt Präsenz ist die Devise, denn die meisten Angestellten möchten heute lieber ziel- statt aufgabenorientiert geführt werden.

10 Verhaltensweisen, die gute Chefs heute auszeichnen

Hier sind 10 Verhaltensweisen von Chefs in Beziehung zu Ihnen als Mitarbeiter, die Ausdruck einer modernen Führungshaltung sind. Was hiervon trifft auf Ihren Vorgesetzten zu? Machen Sie mit beim Chef-Check und stimmen Sie ab: Kreuzen Sie alle Aussagen an, die auf Ihre Führungskraft zutreffen und sehen Sie im Anschluss das Ergebnis, wie die bisherigen Leser ihre Chefs beurteilt haben:


Welche Aussagen sind bezogen auf Ihre Führungskraft zutreffend?

Ergebnis der Abstimmung ansehen

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Wenn Sie viele dieser Verhaltensweisen bei Ihrem Boss beobachten können, dann werden Sie wahrscheinlich heute schon ein gutes Team abgeben. Falls Sie nur wenigen oder sogar keiner Aussage zustimmen konnten: Keine Panik! Das muss nicht bedeuten, dass Ihr Chef die totale Niete ist oder nicht zu Ihnen steht.

Auch wenn diese 10 Verhaltensweisen eigentlich selbstverständlich klingen, handelt es sich doch um eine sehr moderne Haltung als Führungskraft, in der heute vor allem die noch autoritär oder patriarchalisch geprägten Chefs alter Schule oftmals noch nicht angekommen sind. Auch wenn es für Sie in diesem Moment abwegig klingt: Helfen Sie Ihrem Vorgesetzten doch dann ein wenig auf die Sprünge. Denn Führung ist schließlich keine Einbahnstraße!

Raus aus der Opfer-Rolle: Bringen Sie Ihren Chef auf Spur!

Auch Sie haben als Angestellte viele Möglichkeiten, das Verhalten Ihres Vorgesetzten und die Zusammenarbeit als gutes Team zu prägen. Was Sie tun können, falls Ihr Chef Sie zu wenig im Blick hat, dazu hatte ich neulich hier schon geschrieben. Chefs haben keine Ausbildung im Gedankenlesen, also sprechen Sie aus, was Ihnen im Beruf und für eine gute Zusammenarbeit wichtig ist. Sagen Sie, was Sie in Sachen Führung beschäftigt und was Sie von Ihrem Arbeitgeber brauchen und auch erwarten, um motiviert zu sein und einen richtig guten Job zu machen.

Denn genau das ist der Zweck, weshalb Sie dort sind und jeden Monat ein Gehalt beziehen – es sei denn, Sie stehen wirklich auf der Abschussliste und sind nichts weiter als ein unliebsamer Kostenblock. Aber dann sollten Sie sehen, dass Sie Land gewinnen und Ihrem Chef ebenso die kalte Schulter zeigen. Denn Arbeitszeit ist Lebenszeit und leidvolles Durchhalten zum Zweck der Lebenslauf-Hygiene ist Karriere-Denken von gestern.

Wenn Sie unzufrieden mit den Führungsqualitäten Ihres Chefs sind und es Ihnen wichtig ist, die Zusammenarbeit auf gute Beine zu stellen, dann suchen Sie aktiv das Gespräch. Wichtig: Achten Sie darauf, dass er Ihr Feedback nicht als Vorwurf oder Anklage versteht. Sprechen Sie nicht über sein vermeintliches Fehlverhalten, sondern vor allem von sich selbst: Schildern Sie die Beobachtungen, die Sie gemacht haben, wie Sie das Verhalten wahrnehmen, wie es auf Sie wirkt und was Sie sich stattdessen wünschen würden. Erklären Sie die Hintergründe Ihres Feedbacks und warum dies für Sie so wichtig ist. Denn damit geben Sie Ihrer Führungskraft die Möglichkeit, Ihre Perspektive zu verstehen und richtig einzuordnen.

Chef bleibt Chef. Er oder sie hat natürlich das Recht, zu entscheiden, was Ihr Feedback für das eigene Denken und Handeln bedeutet. Doch selbst wenn sich im Anschluss nichts in die gewünschte Richtung verändert, sind Sie auch als Ihr eigener Chef des Lebens aktiv geworden. Dies ist in den allermeisten Fällen die bessere Alternative im Vergleich zu passivem Aus- und Durchhalten.

Freund oder Feind: Ihre Chef-Perspektive entscheidet!

Wie ist Ihre eigene Haltung zu Ihrer Führungskraft? Sehen Sie ihn oder sie als freundlichen Unterstützer oder als feindliche Bedrohung? Überkommt Sie die Angst, wenn Ihr Chef auf dem Flur an Ihrem Büro vorbei geht? Oder freuen Sie sich, dass er den Kontakt zu seinen Mitarbeitern sucht? Verbünden Sie sich mit den Kollegen gegen ihn oder ziehen Sie als gutes Team mit gemeinsamen Zielen an einem Strang?

Manchmal kommt es mir heute so vor, als ob Chefs per se durch ihre Rolle und die mit ihr verbundenen Aufgaben zum Buhmann gemacht werden. Schnell festigt sich der Glaube: Chefs sind böse und der natürliche Feind eines jeden Mitarbeiters. Denn sie persönlich sind Schuld an zu viel Arbeit, zu hohen Anforderungen und sie nutzen schamlos die verliehene Macht zur Beeinflussung ihrer Schäfchen aus. Ja, so leicht ist es, den eigenen Chef zum persönlichen Feind zu erklären. Doch stimmt das wirklich oder suchen Sie im Kreis der frustrierten Kollegen nicht einfach nur einen dummen Schuldigen?

Mal angenommen, Ihr Chef wäre nicht Ihr Feind, sondern Ihr Kollege und Freund. Also nur so rein hypothetisch :-) Wie könnte er oder sie Sie bei Ihrer täglichen Arbeit unterstützen? Was könnten Sie als gutes Team auch voneinander lernen? In welchen konkreten Situationen könnte Ihnen Ihr neuer „Freund“ nützlich sein?

Probieren Sie es doch einfach in den nächsten Tagen aus. Wenn Sie Ihren Chef eher als Feind sehen, dann verbannen Sie dieses gewohnte Bild bewusst aus Ihrem Kopf und sehen Sie ihn oder Ihre Chefin einmal mehr durch die ungefärbte und freundliche Brille. Falls Ihre Führungskraft nicht tatsächlich zur den sehr seltenen Spezies“Mobber“ oder „Kollegenschwein“ zählt, werden Sie erstaunt sein, in welchem anderen Licht Sie bestimmte Verhaltensweisen plötzlich sehen und vor allem, welche Möglichkeiten sich auch für Sie bei Ihrer täglichen Arbeit hierdurch neu eröffnen.

Am Ende ist es natürlich Ihre eigene Entscheidung, ob Sie gegen Ihren Chef arbeiten oder mit ihm und so womöglich auch von dessen Erfahrung und Wissen profitieren. Denn ob Ihr Chef Freund oder Feind ist, darauf haben auch Sie mit Ihrem Denken und Handeln einen großen Einfluss.

Wie sieht’s bei Ihnen aus? Ist Ihr Chef heute schon ein guter Chef? Wenn ja, was zeichnet ihn oder sie besonders aus? Falls nicht, was würden Sie sich von Ihrem Chef mehr wünschen, damit Sie einen guten Job machen können?

Ich freue mich, wenn Sie diesen Beitrag in Ihren Netzwerken teilen.

Dr. Bernd Slaghuis

Ich arbeite als Karriereberater & Bewerbungscoach und habe mich auf Themen rund um die Karriereplanung und berufliche Neuorientierung spezialisiert. Seit 2011 habe ich über 2.000 Angestellte bei ihrem nächsten Schritt im Beruf sowie im Bewerbungsprozess begleitet - über alle Hierarchieebenen und Branchen hinweg - Online oder in meinem Kölner Büro. Meine Erfahrungen teile ich hier im Blog, in meiner SPIEGEL-Kolumne sowie als XING Insider und LinkedIn Top-Voice.

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Dieser Beitrag hat 11 Kommentare
  1. Es gibt sie tatsächlich.
    Die guten Chefs, die einen Unterstützen und sich auch mal in den Weg stellen, wenn andere meinen sich einmischen zu müssen.
    Leider habe ich die Erfahrung gemacht, das diese Chefs nicht gerne gesehen sind. Entweder macht es den Ebenen darüber Angst oder sie können damit nichts anfangen. Jedenfalls ist es immer das gleiche Spiel.
    Entweder langsam, dann werden diese Leute halt nicht mehr zu Besprechnungen der höheren Ebenen hinzugezogen und man nimmt ihnen immer mehr Bereiche ab oder schnell, sie werden gleich entlassen.

    Warum neigen Führungsebenen immer dazu die Ja-Sager um sich zu sammeln und die kontruktiv arbeitenden, mitdenkenden Leute abzuschieben?
    Liegt es ggf. daran, dass man zum Chef einfach nur befördert wurde ohne eine ausreichende Kenntniss über Menschenführung zu haben? Und wenn der/die-jenige sich dann mal damit beschäftigt, macht das den anderen Angst? Liegt es daran, dass deren Mitarbeiter dann auch gerne arbeiten kommen? Nicht so wie bei den anderen, wo man nie weiß, wenn der heute wieder zusammenfaltet weil er einen Schuldigen benötigt?
    Ach ja, nicht nur junge Leute wünschen sich richtige Chefs, auch die Mitarbeiter, die bereits in Sichtweite der Verrentung stehen. Hat man einmal erlebt, dass es auch anders geht, will man davon nicht mehr ab!

    1. Hallo Herr Ende,
      ja, es gibt sie definitiv, das kann ich auch bestätigen und die ersten Umfrageergebnisse zeigen das auch. Trotzdem finde ich Ihre Erfahrung und den Ansatz spannend, dass es beim Thema Führung/Aufstieg heute eine Negativselektion geben könnte und zunächst „gute“ Führungskräfte (unbewusst?) lernen, dass sie anders besser weiter kommen. Ich denke, es ist eine Frage der Zeit, nämlich bis die Bosse mit autoritärer Anweisungs-/Kontroll-Haltung im Ruhestand sind. Denn ja, einigen von ihnen macht moderne Führung und alles das, was wir heute mit New Work verbinden, Angst.
      Viele Grüße
      Bernd Slaghuis

      1. Lieber Herr Scherhag, das mit den Einteilungen von Steve Jobs ist mittlerweile verbreitet. Wo kann man nachlesen dass sich Jobs so über Führungskräfte geäußert hat? Vielen Dank für die Hilfe. Grüße SJ.

  2. Ich bin überzeugt, dass es die guten Chefs noch gibt, und in meinen ersten 25 Berufsjahren hatte ich auch solche. In meinen letzten 10 Jahren allerdings habe ich ziemlich miese Typen erwischt, so dass ich nach 25 Jahren Engagement immer mehr in die innere Kündigung gedriftet bin. Nur die Tatsache, dass ich eine Familie zu versorgen hatte und die Rente sich näherte, hat mich von der Flucht abgehalten.
    Hauptgrund für die Veränderung im Betrieb war wohl die Einführung von EFA/ERA, die die Mitarbeiter zu Menschenmaterial degradiert und auch minderwertigen Chefs die „Führung“ durch „Mechanisierung“ erleichtert hat.

  3. Ich kann mich da Herrn Ende durchaus anschließen. Mir ist auch klar warum sich nur die Jasager nach vorne bewegen und die kreativen und andersdenkende Mitarbeiter sich zu 95% quer in der Karriere bewegen. Die Antwort darauf lautet, den Krieg gewinnt man mit gleich denkenden Verbündeten! Gefahr dabei ist, wie die Lemminge gemeinsam in den Abgrund zu stürzen… Bestes Beispiel VW
    Irgendwann wird sich das auch ändern, wenn man statt das Unbequeme und Kritische als Chance zu Änderung oder Optimierung erkennt und auch würdigt. Aber solange die Chefs den sogenannten Visionen nachjagen und Fehler nicht ausmerzen wird leider nichts passieren.

  4. Pro – Mitdenker. Ich finde es schön, dass es Menschen gibt, die bei der Arbeit mitdenken. Konsequenzen für diese Mitarbeiter, die im Unternehmen oft als Kritiker wahrgenommen werden hin oder her. Letztendlich bleibt jeder sich dadurch ja auch selbst treu. Ausserdem finde ich Chefs sind nur so gut wie ihre Mitarbeiter, die einen Teil des Großen und Ganzen für sie erledigen. Zuhören finde ich gehört gerade deshalb zum A und O jeden Chefs, denn man lernt nie aus! Profitieren kann sowohl der Mitarbeiter, als auch der Chef vom miteinander reden und Ideen austauschen. Zuhören ist allerdings auch immer mit Zeit verbunden, die man nicht immer hat. Ich denke, dass eher hier der Mangel an Kommunikation entsteht und auch das Verhältnis zum Chef entschieden wird.

  5. Noch vor wenigen Tagen hätte ich meinem Chef alle positiven Attribute zugeschrieben. Aber ich musste leider feststellen, dass er ein hervorragender Schauspieler ist und vor allem, dass er soziales Engagement und menschennahe Mitarbeiterführung nur zu seinem Vorteil nutzt und gespielt sind. Untern Strich ein Hire and Fire Boss der guten alten amerikanischen Schule.

  6. Benkden Sie, dass es unter so genannten Führungskräften besonderes viele Psychopathen gibt. Die ticken ganz anders. Normale Kommunikation ist schlicht unmöglich.

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