Quereinstieg: Karriere durch die Seitentür

Quereinsteiger denken anders, bringen Vielfalt ins Team und Erfahrungen aus anderen Branchen mit. Soft-Skills zählen hierfür mehr als Fachwissen, so zumindest der Lockruf von Arbeitgebern auf der Suche nach Quereinsteigern. Die großen Strategieberatungen haben vor Jahren damit begonnen, offensiv auch fachfremde Absolventen vor allem aus den Naturwissenschaften für ihre Branche zu begeistern. Inzwischen wimmelt es in den großen Jobbörsen an Quereinsteiger-Jobs, vor allem für Stellen in personalintensiven Dienstleistungsbereichen und überall dort, wo tatsächlich ein Fachkräftemangel zugeschlagen hat – Stichwort Pflege. Masse statt Klasse wird hier zur Devise, um überhaupt Bewerbungen zu erhalten. Doch viele Jobwechsler, die als Quereinsteiger gezielt neues Terrain betreten möchten, bekommen als Bewerber schnell zu spüren, dass die Karriere durch den Seiteneingang immer noch alles andere als normal ist.

Quereinsteiger willkommen! – Wirklich?

Letzte Woche bekam ich eine Mail einer jungen Bewerberin. Im Betreff: „Keine Chance als Quereinsteigerin?“ Ihren Lebenslauf hatte sie gleich mitgeschickt. Sie hat Mathematik studiert und vor einigen Monaten ihren Master mit Eins bestanden. Während des Studiums diverse Praktika und Auslandsaufenthalte. Sie interessiert sich für den Einstieg bei einer der großen Strategieberatungen. Es sei ihr Ziel, viele unterschiedliche Unternehmen in Projekten kennenzulernen, sich in verschiedenen Themen Wissen anzueignen und sie schrecke auch vor langen Arbeitszeiten und vielen Nächten in Hotels nicht zurück. Ich spürte in der Mail die Begeisterung für diesen Karriereschritt und bis dahin war mir nicht klar, warum sie mir schrieb.

Sie hatte sich bei einigen Strategieberatungen beworben und – das wunderte mich nicht – viele positive Rückmeldungen erhalten. Sie wurde zu Recruiting-Days eingeladen und hatte Einzelgespräche geführt. In der nächsten Runde saß sie mit anderen Kandidaten im Assessment-Center – und hier hörte die Reise für sie auf. Denn sie hatte keine Antworten auf Fragen zu Methoden der Unternehmensbewertung und kannte weder die Balanced Scorecard noch das Modell des Kundenlebenszyklus. Ihre Mitbewerber mit betriebswirtschaftlichem Hintergrund konnten besser punkten.

Sie fragt mich, ob sie sich nun das ganze BWL-Wissen schnell aneignen müsse, um überhaupt eine Chance zu haben. Ich bin der Meinung. wenn Diversity im Team und Vielfalt der Fachrichtungen mehr ist als ausgerufen bunte Fassade, dann kann dies nicht die Lösung sein, um es als offensichtlich erwünschter Quereinsteiger durch den formalen Recruitingprozess zu schaffen. Ich habe ihr geraten, das Thema offen anzusprechen, wenn sie das nächste Mal in der Situation ist, als Quereinsteigerin zwar willkommen zu sein, jedoch nicht als solche im Bewerbungsprozess behandelt wird.

Quereinstieg: Die Jobs für Masse statt Klasse

Ich habe in Jobbörsen nach „Quereinsteiger“ gesucht. Bei der Deutsche Bahn finden sich aktuell 112 offene Stellen für Quereinsteiger, vom 1. Klasse Steward über den Fahrdienstleister bis zum Triebfahrzeugführer. Auch für die Besetzung von Lehrerstellen gibt es je nach Bundesland mitunter sehr lockere Regelungen für Seiteneinsteiger, jedoch aktuell auch eine wie ich finde berechtigte Diskussion, ob zwei Wochen pädagogischer Crash-Kurs ausreichen, um Lehrer ohne Lehramtsstudium auf den heutigen Schulalltag vorzubereiten.

Die Durchsicht der Stellenangebote in den großen Jobbörsen zeigt, dass Quereinsteiger vor allem dort gefragt sind, wo die Zahl der offenen Stellen das Angebot im Markt um ein Vielfaches übersteigt und es daher um Masse geht: In vielen Bereichen der kommunalen Verwaltung sowie insbesondere in den Gesundheits- und Pflegeberufen. Auch etliche Positionen im Vertrieb sind dabei, häufig als selbständige Handelsvertreter. Unter den Stellen finden sich ebenfalls Angebote von Franchise-Systemen, die Quereinsteiger aller Couleur als Franchise-Nehmer suchen. Und auch in personalintensiven Bereichen, wie etwa im Call-Center oder der Kundenbetreuung werden sie gesucht:

Was mich bei meiner Recherche überrascht hat ist, dass es mitunter auch stark spezialisierte Positionen sind, für die Quereinsteiger gesucht werden. Arbeitgeber werben damit, dass neue Mitarbeiter eine intensive Einarbeitung und fachliche Schulung durchlaufen. Liegt es womöglich daran, dass Schädlingsbekämpfer, Gerichtsvollzieher, Steuerberater oder Kundenberater im Job-Center nicht zu den beliebtesten Berufen zählen und nur mit dem Stempel „Quereinsteiger erwünscht!“ im aktuell rosigen Arbeitsmarkt überhaupt noch zum Eingang von Bewerbungen führen?

Alle diese Positionen haben eines gemeinsam: Auf ein bereits vorhandenes Fachwissen, ob aus Studium, Ausbildung oder Berufserfahrung, kommt es den Arbeitgebern hier angeblich nicht an. Die Soft-Skills stehen im Vordergrund, wenn es um Vertriebspersönlichkeiten oder Kundenberater geht. Ich frage mich, wie sehr vor allem bei den vertriebsorientierten Jobs (unbedarfte) Quereinsteiger mit attraktiven Verdienstmöglichkeiten, Home-Office-Freiheiten und der Chance auf ein neues Berufsleben auch gelockt werden. Es wird suggeriert, jeder einigermaßen Aufgeweckte könne im Außendienst nach einer fachlichen Schulung Lebensversicherungen verkaufen oder ein eigenes Geschäft als Franchise-Nehmer aufziehen. Sind das wirklich alles Spielplätze für jedermann oder ziehen sich Unternehmen hier vor allem solche Bewerber an Land, die aus orientierungsloser Verzweiflung einfach blindlings zuschlagen?

Mein Tipp: Als Bewerber sollten Sie genau hinschauen und spätestens im gemeinsamen Gespräch in Erfahrung bringen, was hinter „Quereinsteiger willkommen!“ wirklich steckt. Geht es nur darum, die Zahl der Bewerbungen zu erhöhen, am Ende jedoch zur Sicherheit den Fachexperten zu favorisieren oder hat ein Arbeitgeber echtes Interesse, offene Stellen mit fachfremden Persönlichkeiten zu besetzen. Fragen Sie sich bei allen Quereinsteiger-Jobs, für die Sie durch eine „kurze Einarbeitung“ fachlich qualifiziert werden, ob Sie diese in der Regel durch viel Routine geprägten Aufgaben  (z. B. Servicekraft im Bahn Bistro) mehrere Monate oder Jahre ausüben möchten oder ob die Gefahr besteht, dass Ihnen schnell langweilig wird.

Quereinstieg nach beruflicher Neuorientierung

Ich begleite viele Angestellte bei einer beruflichen Neuorientierung. Sie möchten nach Jahren im Beruf noch einmal etwas ganz anderes beginnen. Auch wenn sie Berufserfahrung haben und mit beiden Beinen im Leben stehen, werden Sie zu diesem Zeitpunkt immer zu Quereinsteigern. Sie stehen vor der Aufgabe, einem neuen Arbeitgbeber in einer für sie fremden, aber spannenden Branche nicht nur zu erklären, dass sie den Anforderungen an eine Position gewachsen sind, sondern warum er sich nicht für einen Bewerber vom Fach mit Erfahrungen in der Branche und geradlinigem Lebenslauf entscheiden soll.

Bei einer beruflichen Neuorientierung nach solchen Massen-Quereinsteiger-Positionen zu suchen, wie ich sie gefunden und oben zum Teil aufgelistet habe, halte ich nicht für sinnvoll. Das wäre maximal Plan B. Denn die „Neuorientierer“, die ich kennenlerne, suchen mehr als einen Job für jedermann mit kurzer Fachschulung. Sie entscheiden sich ganz bewusst für Branchen, Arbeitgeber und Aufgaben, die ihren heutigen Wertevorstellungen, Zielen und vor allem Anforderungen an ein für sie optimales Arbeitsumfeld genügen. Sie haben einen sehr klaren Plan im Kopf, was und wer zu ihnen passt, womit sie sich identifizieren können, was sie ausfüllt, motiviert und gesund hält.

Und genau dies ist es auch aus meiner Sicht, was echte Neuorientierungs-Quereinsteiger von anderen Bewerbern unterscheidet, die Stellenausschreibungen für Quereinsteiger als willkommene Aufforderung betrachten, ihre Unterlagen unreflektiert weiter zu streuen. Quereinsteiger hingegen, die ganz bewusst diesen Weg beschreiten möchten, haben sich intensiv mit ihren Fähigkeiten und Stärken auseinandergesetzt und ihre Ziele definiert. Ein Arbeitgeber kann nach einem solchen Prozess relativ sicher sein, dass sein neuer Mitarbeiter (m/w) hoch motiviert ist und ein großes Interesse daran hat, sich vor allem fachlich, aber auch persönlich weiterzuentwickeln.

Quereinstieg erfordert quere Bewerbungsstrategie

Jeder, der sich in letzter Zeit beworben hat, weiß, dass undurchsichtige Lebensläufe und ein nicht greifbares Bewerberprofil kaum Begeisterung auf Personalerseite hervorrufen. Recruiter, die sich wenige Minuten Zeit für die erste Sichtung einer Bewerbung nehmen, werden es nicht schaffen, den Lebenslauf und die echte Motivation eines Quereinsteigers zu verstehen. Zu viele Fragezeichen bleiben am Ende stehen und führen meist dazu, dem Kandidaten entweder abzusagen oder seine Bewerbung auf den Stapel „Sonstiges“ zu legen.

Als Quereinsteiger brauchen Sie eine andere Bewerbungsstrategie als Ihre Mitbewerber, deren Werdegang und Ausbildung perfekt zum gesuchten Profil passen. Ich gehe noch einen Schritt weiter und bezweifele, dass Sie es als echter Quereinsteiger selbst mit einem perfekten, aber klassischen Anschreiben sowie Ihrem formal korrekten Lebenslauf über die Hürde der Unterlagenprüfung schaffen. Oft höre ich von Quereinsteigern auch, dass die Bewerbungsportale der Unternehmen keine ausreichenden Möglichkeiten bieten, die Besonderheiten ihres Werdegangs zu erfassen. Standardprozesse sind einfach nicht für Ausnahmen gemacht.

Ich rate allen Quereinsteigern daher zu alternativen Bewerbungswegen. Erfolgreicher ist oftmals, wer den direkten Kontakt zu Entscheidern aus dem Unternehmen außerhalb des normalen Bewerbungsprozesses sucht. Das können Job- und Karrieremessen sein, eigene öffentliche Recruiting-Veranstaltungen des Unternehmens oder auch die direkte Ansprache von Mitarbeitern aus HR- oder Fachabteilungen, beispielsweise über XING oder Linkedin. Oder gehen Sie getreu dem Motto von Lars Hahn mit für Sie interessanten Menschen einfach mal systematisch Kaffee trinken.

Entscheiden Sie sich doch für den klassischen Weg der Bewerbung, dann sollten Sie mit dem Anschreiben echte Klarheit schaffen, warum dies ein richtig gut überlegter Schritt für Ihre berufliche Entwicklung ist und welche Top-Kompetenzen sowie auch Soft-Skills Sie für die Zielposition konkret mitbringen. Auch eine Initiativbewerbung kann erfolgreich sein, wenn es Ihnen gelingt, sich als attraktiver Quereinsteiger Ihrem Wunsch-Arbeitgeber mit Ihrer Idee für einen Job im Unternehmen selbst auf dem Silbertablett zu präsentieren.

Arbeitgeber sollten ihre Türen im Recruiting öffnen

Viele Arbeitgeber haben heue erkannt, dass Quereinsteiger wertvolle Ressourcen in ein Unternehmen und in Teams einbringen können. Hier meine ich weniger die Arbeitgeber mit Jobs für massenweise jedermann, sondern solche, die Vielfalt echt leben.

Doch dazu gehört in der Konsequenz, auch im Recruiting wirklich echtes Interesse an außergewöhnlichen Werdegängen zu zeigen, bunte Lebensläufe nicht automatisiert systematisch auszusortieren, sondern ein zweites Mal hinzuschauen, wenn Bewerber auf den ersten Blick nicht die gewünschten Standards erfüllen. Sonst gehen die ungeschliffenen Rohdiamanten der Quereinsteiger am Ende doch wieder im Getümmel der breiten Masse unter.

Mein Fazit

Quereinstieg ist nicht gleich Quereinstieg. Sowohl die Motivation als Jobwechsler als auch die Motivation für die Suche von Arbeitgebern nach Quereinsteigern sind sehr unterschiedlich. Wie bei jeder beruflichen Veränderung sollten Sie für sich Klarheit schaffen, was Ihnen in den nächsten Jahren wichtig ist und was genau hinter Ihrem Wunsch steckt, in einem anderen Berufsfeld zu arbeiten. Auf der anderen Seite sollten sich auch Arbeitgeber bewusst machen, warum sie Positionen explizit für Quereinsteiger ausschreiben und was dies für ihren Recruitingprozess bedeutet. Geht es wirklich um Vielfalt, frisches Denken und Know-how aus anderen Branchen oder ist die Öffnung von Stellen für Quereinsteiger nur die Folge eines Mangels qualifizierter Bewerber? Jobwechsler sollten in ihrer Rolle als Quereinsteiger nicht nur ein klares Profil zeigen und ihre Motivation für diesen Schritt seitwärts in der Bewerbung kundtun, sondern auch im Gespräch in Erfahrung bringen, was hinter „Quereinsteiger willkommen!“ wirklich steckt.

 * * * * *

Dieser Artikel ist mein Beitrag zur Blogparade „Beruflicher Quereinstieg“ von Edda Klepp, Daniela Sprung und Stephanie Kowalski. Was sind Ihre Erfahrungen als Quereinsteiger/in? Ich bin gespannt auf Ihre Sichtweisen unten als Kommentar.  Und wer selbst bloggt, die #quereinstiegsparade läuft noch bis zum 7. Oktober 2018.

 

(Bildquelle: 123rf.com, 51119261, Denis Ismagilov)

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Dr. Bernd Slaghuis

Ich arbeite als Karriereberater & Bewerbungscoach und habe mich auf Themen rund um die Karriereplanung und berufliche Neuorientierung spezialisiert. Seit 2011 habe ich über 2.000 Angestellte bei ihrem nächsten Schritt im Beruf sowie im Bewerbungsprozess begleitet - über alle Hierarchieebenen und Branchen hinweg - Online oder in meinem Kölner Büro. Meine Erfahrungen teile ich hier im Blog, in meiner SPIEGEL-Kolumne sowie als XING Insider und LinkedIn Top-Voice.

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Dieser Beitrag hat 12 Kommentare
  1. Quereinsteiger ist nicht unbedingt ein Einsteiger. Es gehört schon Mut und Vertrauen dazu. Aus der Elektrotechnik kommend, bekam ich durch meinen damaligen Vorgesetzten bei der Bundeswehr den Hinweis, ich solle doch mein Berufsbild ändern und so kam ich zunächst nach Abendschule in die Kaufmännische Richtung. Danach besuchte ich eine Akademie für Betriebswirtschaft. Kaufm. Erfahrungen gewann ich in der Computerbranche. Es hatte sich so ergeben, dass ich einen innerbetrieblichen Wechsel nutzte und erstmalig in Führungsverantwortung kam. Danach, durch Empfehlung, übernahm ich nach Gruppenleiterfunktion eine Abteilungsleiterstelle, immer noch in der Elektrobranche. In der Folge wurde ich dort, durch Umorganisation (meine Stelle wurde aufgelöst und die Sparten in eine neue Hauptabteilungsleiterstelle integriert) stellv. Hauptabteilungsleiter. Zuvor war ich Schmitt und dort fühlte ich mich nur als Schmittchen. Ich wollte wieder mehr! Also bewarb ich bei der Bauzuliefererbranche, Vor einem Wechsel nach dort, hatte ich keine Probleme, denn mich interessierte die Aufgabe, das Umfeld und Zukunftsperspektiven.Ich begann mit 1.500 DM unter meinen bisherigen Monatsbezügen als Assistent der GL. Letztendlich war ich Quereinsteiger in der Branche. Vertraglich war jedoch vereinbart, dass ich auf dieses Gehalt für 6 Monate verzichte. Probezeit erfolgreich beendet, was weiter vertraglich festgeschrieben war Beförderung zum Kfm. Leiter. Danach zum Stellv. GF mit Einzelprokura mit Erfolgsbeteiligung. Dafür hatte ich wohl hart gearbeitet und Projekte erfolgreich durchgezogen. Also nur Mut und Selbstvertrauen, Standhaftigkeit und Überzeugung ließen mich auch nicht gerade angenehme Situationen meistern.

    1. Ihr erster Satz gefällt mir besonders: „Quereinsteiger ist nicht unbedingt ein Einsteiger“. Da haben Sie völlig Recht, viele Quereinsteiger fühlen sich jedoch wie frische Berufsanfänger und glauben, dass ihr oft über Jahre gesammeltes Erfahrungswissen nichts mehr zählt.
      Danke für Ihre Erfahrungen, das ist ein beeindruckender Lebenslauf und ja, Lust auf und Mut für Veränderung ist eine wichtige Basis für den erfolgreichen Karriereschritt seitwärts.
      Viele Grüße
      Bernd Slaghuis

  2. Sehr schön geschrieben, Herr Slaghuis! Ich gehöre auch zu denen, die sich ganzheitlich als Quereinsteigerin in einen Job mit Sinn einbringen möchten.

    Ich habe die gleiche Erfahrung mit dem Suchbegriff „Quereinsteiger“ gemacht. Gerade bei der Bahn kann man dies ja sogar wörtlich nehmen. Da fällt mir spontan ein Slogan ein: „Arbeiten Sie als Quereinsteiger bei der Bahn und genießen Sie das Leben in vollen Zügen“ :-)))

    Wenn ich nach solchen Jobs suche, sind folgende Begriffe zielführender: „Querdenker“, „branchenfremde“, „Generalist“. Und ja, auch die „eierlegende Wollmilchsau“ bringt manchmal interessante Suchergebnisse.

    Interessant ist auch, welche Oberbegriffe genannt werden, wenn man bei Openthesaurus.de das Wort Quereinsteiger/Seiteneinsteiger eingibt:
    Amateur · Anfänger · Dilettant

    Ziemlich abwertend für einen Menschen, der über intrinsische Motivation, eine vernetzte Denkweise und eine hohe Lernbereitschaft verfügt. Arbeitgeber können sich doch glücklich schätzen, so einen „über-den-Tellerrand-schauenden“ Mitarbeiter für ihr Unternehmen gewinnen zu können.

    Ich werde mir Ihren Tipp zu Herzen nehmen und einen Mix aus Bewerbungs- und Motivationsschreiben verfassen. Sollte der Arbeitgeber mein Potential nicht erkennen, hat er mich eh nicht verdient :-)

    1. Hallo Fräulein von Wegen ;)
      danke für Ihr schönes Feedback und lustig – und zugleich erschreckend, was mit dem Begriff verbunden wird. Ja, ich bin der Überzeugung, dass Arbeitgeber insbesondere für solche Positionen, in denen generalistische bzw. strategische Weitsicht von Nutzen sind, mit Quereinsteigern oftmals besser als mit eingefahrenen Branchenkennern mit Scheuklappen bedient wären.
      Ich wünsche Ihnen viel Erfolg für die Bewerbung, Ihre Einstellung gefällt mir.
      Viele Grüße
      Bernd Slaghuis

  3. Ein schöner Beitrag, Herr Slaghuis. Ich kann der Aussage nur zustimmen. Auch mir fällt bei vielen Stellenanzeigen für Quereinsteiger auf, dass diese bei nährer Betrachtung doch recht spezifische Qualifikationen fordern. Dabei bräuchte es seitens der Unternehnen lediglich entsprechende Einarbeitungsprogramme, wenn es bei besagten Ausschreibungen wirklich um Quereinsteiger ginge. Hier scheint es, wie Sie schon sagen, oftmals eher um Quantität zu gehen. Dennoch sind insbesondere Dienstleistungsunternehmen häufig offen für Quereinsteiger.

  4. Ich bin auch Quereinsteiger, zwar nicht über Branchen hinweg aber fachlich. Es hat eine Zeit gedauert und es war auch Glück dabei. Ich habe das mal im Freundeskreis erzählt, dass es schwer ist und ich nicht verstehe warum – man brennt für die Sache, ist lernwillig und engagiert aber es funkt nicht so wirklich – und eine Antwort war interessant „..wenn dich der HR-Manager als Quereinsteiger einstellt und es geht schief, ist er der Schuldige „wieso haben Sie einen Quereinsteiger eingestellt? das kann ja nicht funktionieren“. Man kann sich immer mal bei der Personalauswahl täuschen aber bei jemandem , der Erfahrung hat wird das wahrscheinlich eher als „Pech“ toleriert. ..und ich kann das sogar ein bisschen verstehen.
    Ich habe viele Stellenangebote für Quereinsteiger gesehen und glaube, dass das Posten sind, für die sie sonst niemand findet.

  5. Ein sehr guter Text.

    Wurde dadurch inspiriert und habe auch bei der #quereinstiegsparade mitgemacht.

    Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass Quereinsteiger oft viel motivierter sind, als jemand, der seit vielen Jahren in einem Beruf arbeitet. Quereinsteiger bringen eine höhere Leistungsbereitschaft mit, während die „Alteingesessenen“ oft auf ihrem Bestandsschutz bestehen.

    Viele Grüße
    Sladjan Lazic

  6. Recruiter, die meinen Lebenslauf als Quereinsteiger nicht verstehen, sollten ihren Beruf noch einmal überdenken. Ich würde solche Bewerbungen zur Seite legen und dann jeden einzelnen anrufen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass auf eine Stellenausschreibung wo 100 Bewerbungen eingehen, 99 Quereinsteiger sind. Vielleicht hat man 5 bis 10 Bewerbungen vor sich, die man als Quereinstieg bezeichnen kann. Dann muss der Recruiter zum Hörer greifen und die Bewerber alle anrufen und genauer nachfragen.

    Ich arbeite im telefonischen IT Support und ich muss auch die Tickets und die Anrufe bearbeiten und ich muss das Problem verstehen, was der Anrufer, der kein ITler ist, was von mir will. Also sprich ich kann nicht wie ein Recruiter, der eine unverstandene Bewerbung einfach zum Absagenkorb legt, zum Anrufer sagen, ich kenne ihr Problem nicht und lege einfach auf. In meiner Branche ist das nicht möglich. Ich muss mich auch mit den unbequemen Leuten, mir nicht liegenden Problemen beschäftigen.

    Wenn ein Recruiter sagt, er habe keine Zeit für solche Telefonate, dann hat er seinen Beruf verfehlt und sollte sich nach etwas anderem umschauen. Recruiter wollen doch mit Menschen arbeiten und dazu gehören auch die unbequemen Bewerbungen, die man nicht sofort versteht, wo man Fragen offen hat.

    Ich muss bei meinen Fragen auch die Anwender anrufen, weil ich die Formulierung in seinem Ticket nicht verstanden habe und nachfragen und oftmals muss ich tagelang warten, bis sich der Anwender wieder meldet. Hier geht es „nur“ um ein Problem von Outlook oder Datev.

    Seltsamerweise verhalten sich Recruiter anders. Bewerbung nicht verstanden = Absage.

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