Langeweile im Büro: Alles andere als ein Luxusproblem

Hätten Sie gedacht, dass jede Woche Montag in deutschen Büros die größte Langeweile herrscht? Zumindest googeln an diesem Wochentag besonders viele nach „Auf der Arbeit nichts zu tun“ oder „Langeweile im Büro“ und landen dabei auch auf meinem Beitrag zu Boreout, den ich vor knapp einem Jahr hier veröffentlicht habe. Unter keinem anderen Beitrag kommentieren so viele Leser so ausführlich ihre Erfahrungen. Das Erstaunliche: Es sind viele junge Berufseinsteiger darunter, die über Langeweile in ihren ersten Jobs klagen. Das Thema hat Relevanz. Daher greife ich es heute neu auf und stelle die Hypothese in den Raum, dass Boreout sogar ein Phänomen der modernen Arbeitswelt ist. Ich wage einige Erklärungsversuche zu den Ursachen und zeige, was in den Köpfen vieler Betroffener vor sich geht. Denn klar ist: Für die chronisch Gelangweilten ist das alles andere als ein Luxusproblem.

Langeweile im Büro: Die Ursachen

Angestellte, die über Langeweile im Büro klagen, sind weder faul noch dumm. Das ist zumindest mein Eindruck, wenn ich mir die Kommentare hier ansehe und wenn ich mit Boreout Betroffenen im Coaching arbeite. Ganz im Gegenteil: Viele von ihnen sind höchst motiviert, gut ausgebildet und reflektiert. Sie stecken in Jobs fest, für die sie überqualifiziert sind oder sie sind in Systemen gefangen, die ihren eigenen Werte- und Arbeitsvorstellungen gänzlich nicht entsprechen. Doch wie kann es überhaupt dazu kommen?

Management- und Führungsversagen

Einige Angestellte berichten mir, dass Ihre Chefs keine Zeit mehr für sie haben und sie aus dem Blick verlieren – dazu hatte ich hier geschrieben. Wenn sich Führungskräfte nur im eigenen Hamsterrad drehen oder glauben, moderne Führung bedeute, die Mitarbeiter wie Hühner in Bodenhaltung möglichst frei laufen zu lassen, dann findet keine Führung mehr statt. Was für Unabhängigkeit liebende Angestellte der Himmel auf Erden ist, ist für andere, die eine steuernde Hand und feste Leitplanken für sinnvolle Arbeit benötigen, die Hölle.

Kommt hinzu, dass die Personalpolitik im Unternehmen Planstellen getrieben ist und ein Manager umso mehr Status und Macht erfährt, desto mehr Köpfe er verwalten darf, ist dies der ideale Nährboden, beide Augen zu verschließen, wenn die eigenen Mitarbeiter nichts zu tun haben. Denn wer freiwillig seine Führungsspanne schrumpft, sägt auch an seiner Macht. Nur so kann ich mir erklären, dass sich die Gelangweilten selbst darüber wundern, dass sie ihr Arbeitgeber schon so lange fürs ergebnislose Nichtstun brav durchfüttert.

Verkümmerte Sozialkompetenz Selbstverantwortung

Es wäre zu einfach, nur dem Arbeitgeber den schwarzen Peter zuzuschieben. Zu einer guten Arbeitsbeziehung gehören zwei Seiten. Meine Wahrnehmung ist, dass sich viele Arbeitnehmer heute mit der Haltung „Dafür bin ich nicht verantwortlich!“ zurücklehnen. Doch aus dieser Haltung ist es nicht mehr weit zum armen, kleinen Opfer, dem es so schlecht geht und das die Schuld für die Misere ausschließlich bei anderen sucht. Die meisten im Job Gelangweilten, die ich erlebe, stecken in genau dieser Haltung, die ihnen nicht nur unfassbar viel Kraft raubt, sondern sie auch daran glauben lässt, dass sie keine Chance haben, selbst etwas an ihrer Situation verändern zu können.

Meine Meinung: Selbstverantwortung als soziale Kompetenz vor allem junger Menschen ist weiter massiv vom Aussterben bedroht, je verschulter Ausbildung und Studium werden. Lernen Schüler und Studierende nicht frühzeitig, sich selbst zu organisieren und Verantwortung für ihr Denken und Handeln zu übernehmen und treffen im Job auf das oben beschriebene Führungsversagen oder ineffiziente Strukturen, sind nutzloses Abhängen und Langeweile mangels Bewusstsein über Handlungsalternativen die logische Konsequenz.

Zu hohe Erwartungshaltung von Berufseinsteigern

Ich habe mir in den letzten Wochen einige Gedanken gemacht, warum so auffällig viele junge Menschen unter meinem damaligen Beitrag kommentieren und ihr Leid klagen. Kann es sein, dass der „Generation-Y-Bachelor“ als gefühlt Top-Manager von morgen mit der Erwartungshaltung in den Beruf einsteigt, auf der Stelle ausschließlich spannende Projekte zu bearbeiten und in internationalen Konzernen um die Welt zu jetten?

Doch dann steht die Manager-Jugend plötzlich doch über Stunden an Kopierern, verbringt Wochen mit dem stupiden Anfertigen von PowerPoint Folien für Ihre Chefs oder erkennt nach ein paar Monaten, dass Beruf auch eine ganze Menge Routine bedeutet. Willkommen in der Realität mit mancherorts vorsintflutlichen Arbeitsprozessen und niederen Tätigkeiten für die Neulinge. Kann das ein Grund sein? Gefühlte Langeweile infolge zu hoher Erwartungshaltung von Berufseinsteigern? – Hier würde mich Ihre Meinung sehr interessieren.

Langeweile-Opfer suchen als Bewerber immer wieder falsch

Auffällig viele „Langeweile-Opfer“ berichten mir, dass sie jetzt schon mehrfach den Arbeitgeber gewechselt haben und immer wieder in die gleiche „Falle“ tappen. Ich sehe Lebensläufe mit jährlichen Wechseln bei den letzten Stationen. Ja, hier hat die Langeweile scheinbar System. Entweder, weil die Betroffenen als Bewerber immer den gleichen irreführenden Such-Mechanismus verwenden oder immer das gleiche (falsche) Bild mit ihrer Bewerbung von sich selbst ausstrahlen.

Es ist merkwürdig: Wer einmal schlechte Erfahrungen gemacht hat, der weiß, was er nicht mehr möchte und worauf er beim nächsten Arbeitgeber achten sollte. Diese Logik scheint bei vielen von Langeweile Betroffenen nicht zu gelten. Denn sie sind sich häufig überhaupt nicht bewusst darüber, was sie stattdessen benötigen und woran sie beim Jobwechsel einen Arbeitgeber erkennen, der besser zu ihnen passt und der ihre Fähigkeiten und Potenziale zu schätzen weiß.

Die Symptome: Wie sich Gelangweilte fühlen und woran Sie ein Boreout erkennen

Vergleiche ich das Verhalten von Burnout- und Boreout-Betroffenen, dann zeigen sich viele Parallelen: Beide ziehen sich durch die aus ihrer Sicht logischen Verhaltensweisen immer tiefer in das Problem hinein. Beide verlieren den Blick auf die Wahrnehmung des eigenen Körpers und dessen Warnsignale. Beide sehen mit zunehmender Dauer des Zustands immer weniger Möglichkeiten, etwas zu verändern. Beide leiden unter psychischen und auch körperlichen Symptomen wie Schlaflosigkeit, Schreckhaftigkeit, Gewichtsabnahme bis hin zur Depression. Und für beide ist das private Umfeld oftmals keine Hilfe, aus der belastenden Situation heraus zu kommen: Denn der Überforderte ist sich sicher, dass er das Richtige tut und der Gelangweilte wird für sein Luxusproblem belächelt.

Vermeidung: Bloß nicht auffallen!

Die Vermeidungsstrategien bei Langeweile im Büro, wie etwa Täuschung oder Selbstbetrug, hatte ich im damaligen Beitrag behandelt. Klar ist, dass jeder Angestellte in einem festen Arbeitsverhältnis Angst hat, seinen Job zu verlieren. Es ist naheliegend, dass Mitarbeiter nicht zu ihrem Chef gehen und über dauerhaft zu wenig Arbeit klagen. Also wird vertuscht auf Teufel komm raus. Bildschirme werden so gedreht, dass Chef und Kollegen das private Surfen nicht sehen. Einfachste Arbeit wird so sehr in die Länge gezogen, dass es immer den Anschein von beschäftigt sein macht.

Bloß nicht auffallen! Das ist der größte Kräftefresser bei Langeweile im Büro. Eine Strategie, die bei blinden Chefs oder besonders sozial angehauchten Arbeitgebern zwar über Jahre den eigenen Job und damit das sichere Gehalt retten kann, doch die am Ende alles nur noch schlimmer macht. Denn jeder von Ihnen weiß wahrscheinlich aus eigener, wenn auch kurzzeitiger Erfahrung, wie anstrengend Nichtstun bei gleichzeitiger Anwesenheitspflicht sein kann.

Hilflosigkeit: Ich kann ja nichts tun!

Mit zunehmender Schwäche infolge von Vermeidung und Nichtstun steigt das Gefühl der eigenen Hilflosigkeit. Aus „Ich habe nichts zu tun!“ wird der unumstößliche Glaube „Ich kann ja nichts tun!“ Diese Haltung schwingt in vielen Kommentaren unter meinem ersten Beitrag mit. Die Betroffenen sehen sich als Opfer der Umstände und des Systems, in dem sie gefangen sind. Nicht nur, dass sie ja schon alles probiert haben, nein, sie haben nicht den Funken einer Idee, was sie selbst zur positiven Veränderung der belastenden Situation beitragen können. Die Folge: Ausharren, den zunehmenden Frust aushalten und auf Besserung hoffen.

Frustration: Niemand nimmt mich ernst!

Dies ist das aus meiner Erfahrung größte Problem, das chronisch im Job Unterforderte haben und das aus meiner Sicht der Grund dafür ist, dass Boreout bei und von Betroffenen später als Burnout erkannt wird. Während Gestresste durch Überforderung von ihrem Umfeld Signale bekommen, die auf zu viel Arbeit aufmerksam machen, werden Boreout Gefährdete häufig belächelt: „Sei doch froh, wenn Du nichts zu tun hast und Geld dafür bekommst – ich habe ständig Stress und verdiene sogar weniger als Du!“

Viele Klienten fragen mich schüchtern und verängstigt, ob sie ein Luxusproblem quält. Sie bemerken, dass etwas nicht stimmt, bekommen gleichzeitig jedoch von ihrem Umfeld gespiegelt, dass Ihr Problem in Wahrheit keines ist. Und wer es oft genug hört, der glaubt daran. Doch die körperlichen und psychischen Symptome sprechen eine andere Sprache. Unsicherheit über das richtige Verhalten und in der Konsequenz der Rückzug aus dem sozialen Umfeld sind häufig die Folgen, die jedoch die Lage noch schlimmer machen.

Der Ausweg: 8 Schritte gegen die Langeweile im Büro

1. Schaffen Sie Klarheit über Ihre eigenen Werte und Ziele

Wer Klarheit über eine Lösung sucht, braucht zunächst Klarheit über sich selbst. Was ist wichtig im Beruf und im Leben und was hiervon wird im aktuellen Job verletzt bzw. ist nicht erfüllt? Was ist es, was Sie beim jetzigen Arbeitgeber so sehr belastet und was wünschen Sie sich stattdessen mehr? Dieses Bewusstsein ist nicht nur zwingend notwendig, um aus der Situation heraus zu kommen, sondern auch, um im nächsten Schritt bewusst darauf zu achten, dass diese Dinge beim nächsten Arbeitgeber möglichst erfüllt sind.

2. Verlassen Sie Ihre Opfer-Rolle

So lange Sie sich in Selbstmitleid suhlen und nur Ihren Chef, die Kollegen oder die Gesellschaft für Ihre Lage verantwortlich machen, werden Sie keine Lösung akzeptieren. Entscheiden Sie sich, ob Sie diese Rolle als Opfer der Umstände wirklich brauchen und ob diese Haltung für irgend etwas gut ist, oder ob Sie wieder selbst zum Gestalter Ihres Lebens werden möchten, dann damit …

3. Übernehmen Sie wieder mehr Selbstverantwortung

Sie müssen wahrscheinlich erst wieder langsam lernen, Selbstverantwortung zu übernehmen. Auch wenn Ihr Chef unfähig ist und Sie nicht führt und auch wenn Sie in einem Unternehmen gelandet sind, das zu viele Stellen für zu wenig Arbeitet hortet, bleiben Sie allein der Chef Ihres Lebens. Achten Sie im Alltag ganz bewusst darauf, in welchen Situationen Sie die Verantwortung abgeben, weil Sie es gewohnt sind und das ja auch sehr bequem ist, und wann Sie stattdessen selbst mehr Verantwortung übernehmen können.

4. Unterbrechen Sie Gewohnheiten

Wahrscheinlich bestehen Ihr Arbeitsalltag und auch Ihr Privatleben inzwischen aus vielen Routinen und Automatismen, die Folge der Langeweile im Büro sind. Versuchen Sie, ganz gezielt solche Automatismen zu unterbrechen, die der Verschleierung oder Ablenkung von der Langeweile dienten. Jeder dieser Schritte ist ein ungewohnter und vermeintlich gefährlicher Schritt aus Ihrer Gewohnheits- und Komfortzone hinaus. Probieren Sie aus, wie es sich anfühlt und ob es Sie weiter bringt.

5. Tanken Sie neue Kraft

Was etwas esoterisch anmutet, das ist aus meiner Erfahrung gerade bei Jobwechslern und Bewerbern ein extrem wichtiger Schlüssel zum Erfolg. Jeglicher Frust – und damit auch belastende Langeweile – nagt an Ihnen. In dieser Verfassung auf Stellensuche zu gehen oder ein konstruktives Gespräch mit dem Chef zu führen, das ist meist keine gute Idee. Verändern Sie Kleinigkeiten und achten Sie bewusst darauf, was Ihnen im Alltag und im Beruf wieder neue Kraft und Energie gibt und Sie damit für die Zukunft stärkt. Vielleicht ist es auch eine kleine Auszeit, die – wenn es Ihre Finanzen zulassen – eine gute Vorbereitung für das Neue sind.

6. Finden Sie Lösungen: Bleiben oder gehen?

Für viele Gelangweilte steht fest: „Ich muss da raus!“ Sie sehen bei ihrem jetzigen Arbeitgeber keine Möglichkeit mehr, etwas so grundlegend zu verändern, um dort wieder Freude am Job zu empfinden. Oft lohnt es sich jedoch trotzdem, auch in diese Richtung Überlegungen anzustellen. Denn die Scheuklappen als natürliche Reaktion auf den Frust sind häufig so groß geworden, dass viele Angestellte so manche sinnvolle Lösung beim gleichen Arbeitgeber nicht mehr im Blick haben.

7. Treffen Sie konsequent Entscheidungen

Entscheidungen gehören bei Veränderungen dazu. Viele gefrustet Gelangweilte hoffen lange darauf, dass andere die Entscheidungen für sie treffen – etwa in Form der Kündigung. Auch das ist Verantwortung abgeben. Wenn Sie also einen für Sie heute sinnvoll erscheinenden Weg gefunden haben, dann treffen Sie nach Abwägung der Vor- und Nachteile sowie der Konsequenzen Entscheidungen und gehen Sie den Weg. Und wenn Sie unterwegs feststellen, dass Sie dieser Weg nicht in die gewünschte Richtung führt, dürfen Sie auch neue Entscheidungen treffen.

8. Nehmen Sie Hilfe in Anspruch

Nein, das ist nicht der Werbeblock für ein Coaching mit mir ;-) Wenn Sie bis hierher gelesen haben, dann haben Sie vielleicht bemerkt, dass es vielen Angestellten, die über Langeweile im Büro klagen, schwer fällt, aus eigener Kraft aus der Situation herauszufinden. Denn auch das eigene Umfeld ist häufig kein guter Ratgeber. Erlauben Sie sich, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen, wenn Sie sich allein im Kreis drehen.

Wie Sie an meinem ersten Beitrag vor einem Jahr und die Resonanz darauf, aber auch an der Fülle der Artikel heute im Netz zu „Boreout“ erkennen können, handelt es sich nicht um ein Luxusproblem einiger weniger Unterforderter, sondern um ein relevantes und damit ernst zu nehmendes Thema in der heutigen Arbeitswelt. Nehmen Sie chronische Unterforderung und Langeweile im Beruf nicht einfach hin. Auch wenn es sich zu Beginn nach einem lauen Job und leicht verdientem Geld anfühlt, kann daraus schnell Dauerfrust erwachsen.

Schärfen Sie als Arbeitnehmer Ihr Bewusstsein, dass nicht nur Überforderung Stress bedeutet, sondern auch dauerhafte Unterforderung krank machen kann. Freunde und Familien von im Job über Langeweile Klagende sollten diese Warnsignale ernst nehmen und gemeinsam überlegen, welche Möglichkeiten er oder sie hat, etwas an diesem Zustand zu verändern und wer auch dabei behilflich sein kann. Denn auch Luxusprobleme sind für Betroffene immer ein Problem.


Lese-Tipps:


 

Ich freue mich, wenn Sie diesen Beitrag in Ihren Netzwerken teilen.

Dr. Bernd Slaghuis

Ich arbeite als Karriereberater & Bewerbungscoach und habe mich auf Themen rund um die Karriereplanung und berufliche Neuorientierung spezialisiert. Seit 2011 habe ich über 2.000 Angestellte bei ihrem nächsten Schritt im Beruf sowie im Bewerbungsprozess begleitet - über alle Hierarchieebenen und Branchen hinweg - Online oder in meinem Kölner Büro. Meine Erfahrungen teile ich hier im Blog, in meiner SPIEGEL-Kolumne sowie als XING Insider und LinkedIn Top-Voice.

Dieser Beitrag hat 3 Kommentare
  1. Hallo lieber Bernd,

    ich habe diesen Blog-Artikel hier entdeckt und auch Deinen ursprünglichen Artikel zu Bore-Out gelesen, da er verlinkt war. Das Thema hat mich angesprochen, da ein ältere Bekannnter das Problem seit einigen Jahren hat. Er arbeitet im öffentlichen Dienst und steht kurz vor der Verrentung. Durch einen Skandal in der Behörde wurde er mehr oder weniger auf das bekannte Abstellgleis gestellt und hat viel zu wenig zu tun. Aufgrund seines Sicherheitsdenkens und der kurzen Zeit bis zur Rente will er nirgendwo anders hingehen. Er liest alle Zeitungen offline und online und ist dadurch immer sehr gut über alles informiert. Grundsätzlich ist er jedoch der Typ: Macher. Vor allem arbeitet er gerne handwerklich. Dies lebt er voll und ganz in der Freizeit aus. Als Außenstehende merke ich wie er förmlich nach Selbstbestätigung sucht und dann auch im Finden aufgeht. Allerdings merke ich auch wie unglücklich er tatsächlich ist: Anzeichen von Bore-Out sind erkennbar: Starke Gewichtszunahme, erhöhter Alkoholkunsum als Feierabendbierchen getarnt, Lustlosigkeit, Aggresivität. Seine Lebenspartnerin hatte sich mir vor Kurzem anvertraut. Das Gesagte deckte sich mit meinen Beobachtungen. Das Sicherheitsdenken spielt hier eine sehr große Rolle. Er versucht zwar, seine Zeit noch irgendwie abzusitzen, ich merke jedoch wie die Geamtsituation ihn langsam zermürbt. Es ist schwer für ihn, außer dem Aushalten bis zur Rente, eine andere Lösung zu finden. Die Vorgesetzten sprechen mit ihm nicht darüber. Es ist eine besondere Art von Mobbing würde ich sagen und mittlerweile glaube ich,dass er sich aus der Opferrolle nicht mehr herausbewegen wird. Ich wollte den Lesern diese Geschichte nicht vorenthalten,weil es eben nicht nur junge Angestellte gibt, die dieses Phänomen quält, sondern ich glaube vor allem Ältere haben dieses Problem und trauen sich aufgrund der baldigen Verrentung nicht, ihr Leben noch einmal selbst in die Hand zu nehmen. Vielleicht motiviert mein Kommentar andere ältere Leser dazu, ihre Geschichte mitzuteilen. Ich wünsche allen die Kraft, etwas zu bewegen! Es ist nie zu spät für eine Veränderung. Weder privat noch beruflich…

    Liebe Grüße, Ute

    1. Liebe Ute,
      danke für den Kommentar und die Geschichte Deines Bekannten. Ja, ich denke auch, es kann Alt und Jung treffen und ich erlebe auch viele Arbeitnehmer 50+, die nur noch bis zur Rente ausharren. Sicher besteht in dieser Zeit eine große Gefahr, der Langeweile viel zu viel Raum zu geben, zu resignieren und nichts mehr zu verändern. Dabei sehe ich es wie Du, dass es immer eine Möglichkeit gibt – sei es nur eine Veränderung der eigenen Haltung.
      Liebe Grüße,
      Bernd

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert