Glaubenssätze: Wie sie uns täglich beeinflussen.

In der vergangenen Woche wurde die D21-Studie veröffentlicht, die die Entwicklung der Digitalisierung in Deutschland zeigt. Demnach nutzen hierzulande 53,2 Millionen Personen das Internet, das entspricht 76,5 Prozent der deutschen Wohnbevölkerung über 14 Jahren. Interessant – dachte ich mir – und las den Artikel im Kölner Stadtanzeiger weiter. Ein weiteres Ergebnis dieser Studie ist, dass sich das Wachstum in den letzten Jahren immer weiter reduziert hat und zwischen 2012 und 2013 nur noch bei 0,9 Prozent lag.

Doch dann lese ich diese Schlussfolgerung: „Schon im Vorjahr lag er so niedrig, und es gibt kaum Indizien dafür, dass sich daran bald etwas ändern wird. Verweigert sich Deutschland der Zukunft?“ (Quelle Kölner Stadtanzeiger). Ich musste kurz auf den Titel der Zeitung schauen und mich versichern, dass ich nicht rein zufällig in die Bild-App auf meinem iPad gewechselt war.

Schenke ich unserem Wirtschaftsminister Philipp Rösler Glauben, sieht die Entwicklung ganz anders aus: „… Deutschland ist also auf einem guten Weg in die digitale Gesellschaft.“ (Quelle: Vorwort D21-Studie, S. 5). Na klar, denke ich mir, die Regierung möchte Deutschland immer auf einem guten Weg sehen.

Ein paar Seiten weiter kommt Ulrich Hermann (Geschäftsführung Wolters Kluwer Deutschland) zu Wort. Seine These ist, dass 16,5 Millionen Bundesbürger somit also nicht erreichbar sind „für die politische Meinungsbildung, behördliche Prozesse und Produktangebote – sofern sie im Internet stattfinden.“ (Vorwort D21-Studie, S. 8). Aha! Hand aufs Herz, liebe Blog-Leser/innen, wer von Ihnen braucht das Internet für behördliche Prozesse? Sind wir es nicht immer noch gewohnt, uns im Straßenverkehrsamt aus dem Automaten eine Nummer zu ziehen und auf das Umklappen der großen Anzeigetafel 15 Stuhlreihen weiter vorne zu starren?

„Es gibt so viele Wahrheiten wie es Menschen gibt“ – heißt es. Diese Studie und die verschiedenen Aussagen hierzu zeigen für mich exemplarisch wieder einmal sehr schön, wieviele Perspektiven es auf einen Sachverhalt geben kann und welche unterschiedlichen Wirkungen diese Sichtweisen mit sich bringen können. Von Euphorie, weil wir auf einem guten Weg sind bis hin zu Frustration, weil wir uns der Zukunft verweigern und damit unsere Volkswirtschaft den Bach runter geht. Ich persönlich glaube, dass wir in den letzten Jahren bis heute einen natürlichen Sättigungsprozess sehen. Länderübergreifend gibt es infolge unterschiedlicher kultureller, politischer und demographischer Einflüsse Länder mit einer höheren Quote (Estland hat heute schon eine Digitalisierungsquote von nahezu 100%) und Länder, die unter Deutschland liegen. Sicher können gezielte Maßnahmen mittelfristig dazu beitragen, die Quote zu erhöhen. Als „Verweigerer“ möchte ich die sogenannte Gruppe der (N)Onliner und in der Studie als „Außenstehende Skeptiker“ Benannten nicht bezeichnen, sollte doch jeder für sich entscheiden, ob er das Internet oder andere digitale Dienste in seinem Leben braucht oder nicht.

Wir glauben oft einfach das, was wir lesen, hören oder sehen. Und das bringt mich zum eigentlichen Thema meines heutigen Perspekitivwechsel-Artikels. Es können sich im Laufe eines Lebens bestimmte Glaubens- und Verhaltensmuster einprägen, die uns in unserem Denken, Fühlen und Handeln und damit dem Erreichen unserer Ziele fördern, aber auch blockieren können.

Wir alle kennen diese typischen Glaubenssätze, wie zum Beispiel: „Männer müssen stark sein.“, „Dafür bin ich zu alt.“, „Ich darf mich nicht fürchten.“ oder „Geld gibt Sicherheit.“ Hiervon gibt es noch etliche mehr. Die Gemeinsamkeit aller Glaubenssätze ist in der Regel eine starke Verallgemeinerung einer bestimmten Lebensregel, die wir für wahr halten und die uns entweder durch die Erziehung, „die Gesellschaft“ oder unsere eigenen Erfahrungen im Leben mitgegeben wird. Also eine bestimmte Sicht auf die Dinge, die wir für wahr halten.

Doch glauben ist nicht wissen! Finden Sie heraus, welches Ihre Glaubenssätze sind und hinterfragen Sie, ob es auch ihre „Wissenssätze“ sind und welche Wirkungen diese allgemeinen Lebensregeln auf Sie und Ihr Leben haben. Es gibt viele Möglichkeiten, sich seiner hinderlichen Glaubenssätze bewusst zu werden und an diesen Blockierern zu arbeiten.

Positive Glaubenssätze können dabei helfen, einmal die Perspektive zu wechseln. Eine riesige Übersicht hierzu habe ich bei Carsten Bruns gefunden. Wie Sie es schaffen können, selbstbejahende Sätze zu nutzen und damit Ihre Gedanken und Ihr Handeln in eine gewünschte Richtung zu lenken, beschreibt sehr anschaulich Ralf Senftleben in seinem Blog Zeit zu Leben.

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Dr. Bernd Slaghuis

Ich arbeite als Karriereberater & Bewerbungscoach und habe mich auf Themen rund um die Karriereplanung und berufliche Neuorientierung spezialisiert. Seit 2011 habe ich über 2.000 Angestellte bei ihrem nächsten Schritt im Beruf sowie im Bewerbungsprozess begleitet - über alle Hierarchieebenen und Branchen hinweg - Online oder in meinem Kölner Büro. Meine Erfahrungen teile ich hier im Blog, in meiner SPIEGEL-Kolumne sowie als XING Insider und LinkedIn Top-Voice.

Dieser Beitrag hat 5 Kommentare
  1. Da gebe ich Ihnen hundertprozentig recht. Viele glauben daran, woran sie glauben wollen. Manchmal fallen diese Vorstellungen aber gar nicht mit der Realität zusammen. Andererseits kann man ohne Glauben auch nicht. Am besten soll man natürlich an Gutes und Positives glauben. Sie wird das Leben auch. Und in diesem Zusammenhang finde ich 100 Tipps von Carsten Bruns ganz nützlich. Danke für den Beitrag und die Blog Empfehlung.

    Freundliche Grüße
    Lena

  2. Hallo Lena,
    an Gutes und Positives zu glauben ist sicher eine gute Grundeinstellung. Mir ist es aber auch wichtig, dass nicht der Eindruck entsteht, dass wir unsere Welt nur durch die rosarote Brille betrachten sollten. Es darf auch Glaubenssätze geben, die mich vielleicht auch ab und an hindern. Wichtig finde ich, dass wir uns dieser Tatsachen bewusst sind und wissen, was diese Glaubenssätze, wenn wir sie denn tatsächlich für uns annehmen, mit uns machen.
    Liebe Grüße,
    Bernd Slaghuis

  3. Hallo an alle,
    ein sehr sinnvoller guter Beitrag – danke!
    Glauben und auch Vertrauen ist im Grunde auch Wissen – das man weiß, dass alles gut werden wird, wenn man ein Problem/Anliegen/Projekt auch (nicht nur) in das nicht Sichtbare abgab. Da kann selbst eine verschlossene Tür/Absage letzten Endes einen weiterbringen und einen Menschen zu seiner persönlichen Oase führen. Der Glaube trägt und hält einen Menschen letzten Endes aufrecht…

  4. Guten Morgen!

    Herzlichen Dank für diesen „Gedanken-anschubsenden“ Artikel :-)

    Was soll ich nun glauben? Als leidenschaftliche Querdenkerin habe ich mich dazu entschieden, grundsätzlich so viel wie möglich zu hinterfragen und dann mein „gutes Bauchgefühl“ als Kompass einzusetzen.

    Beispiel: Habe ich einen Vorteil davon zu glauben, dass immer mehr Schüler den Anforderungen der Schule nicht mehr gewachsen sind und entsprechend therapiert, mit Medikamenten ruhiggestellt oder mit intensiver Nachhilfe gefördert werden müssen? Oder habe ich eher einen Vorteil davon zu glauben, dass jedes Kind seine individuellen Begabungen und Talente hat, auf die unser „vereinheitlichendes“ Schulsystem nicht eingerichtet ist?

    Im ersten Fall bin ich eher in der Opferrolle, im zweiten Fall kann ich z.B. als Eltern aktiv werden und mein Kind in seinen Begabungen bestärken und die Wichtigkeit von Schulnoten „absenken“ ;-)

    Im Grunde genommen ist es doch eine wunderbare Freiheit, sich entscheiden zu können, woran man glauben WILL! :-)

    Herzliche Grüße aus Düsseldorf,
    Ulrike Sennhenn

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