Meine 3 wichtigsten Führungsprinzipien. #Blogparade Bernd Geropp.

Ich habe mich sehr über die persönliche Einladung von Bernd Geropp zu seiner Blogparade „Die drei wichtigsten Führungsprinzipien“ gefreut. Bernd Geropp ist Geschäftsführercoach, Führungstrainer, Speaker und Autor, er lebt und arbeitet in Aachen. Eine Blog-Parade ist eine Aktion, bei der ein Blogger ein Thema vorstellt und andere Blogger einlädt, innerhalb eines bestimmten Zeitraums in ihrem Blog über das Thema zu schreiben. Ich bin gespannt, welche unterschiedlichen Perspektiven zum  Thema Führung zusammenkommen. Die Liste der Beiträge als Antwort auf seine Blogparade ist schon jetzt beachtlich.

Getreu meines Blogtitels habe ich mir überlegt, das Thema Führung einmal aus einer anderen – vielleicht nicht aus der Managementlehre vertrauten – Perspektive zu beleuchten. Die aus meiner Sicht wichtigsten drei Führungsprinzipien lauten:

1. Klarheit – direkt führen.
2. Wertschätzung – positiv führen.
3. Vertrauen – gelassen führen.

Die folgenden Erläuterungen zu diesen Führungsprinzipen beziehen sich auf das Verhältnis zwischen einer Führungskraft und seinen Mitarbeitern. Alle drei Punkte können gleichsam aber auch als Prinzipien der Selbstführung interpretiert werden.

Klarheit – direkt führen.

Wer seine Aufgaben und Ziele kennt, kann entsprechend danach handeln. Gerade in großen Unternehmen mit vielen Hierarchiestufen erlebe ich regelmäßig einen Stille-Post-Effekt. „Aber Herr Meier hat doch gesagt, ich soll …“ und Herr Meier hat von seinem Chef Herrn Müller wieder eine andere Information erhalten usw. Wer bei der Führung nicht absolute Klarheit schafft, fördert nicht nur unsaubere Ergebnisse zu Tage sondern sorgt oftmals in hohem Maß für Unsicherheit bei allen handelnden Personen. Die Folge: ineffizientes Rätselraten und Ausprobieren möglichst im Verborgenen. Viele Führungskräfte verwechseln die Klarheit mit der Sicherheit bzw. der Gewissheit. Es geht nicht darum, die absolute Gewissheit über sämtliche Handlungsalternativen und deren Nutzenkomponenten zu besitzen, denn dies verhindert jegliche Entscheidungen. Vielmehr benötigen Mitarbeiter von ihrer Führungskraft Klarheit über die mit einer Aufgabe verbundenen Ziele sowie über die an sie gesteckten Erwartungen.

Klarheit ist keine Einbahnstraße! Was für Führungskräfte gilt, muss auch für Mitarbeiter gelten. Sie dürfen ihre Führungskraft fragen, falls sie etwas nicht verstanden haben, um für sich selbst Klarheit zu schaffen. Und zwar so lange und so direkt wie nötig, um alle notwendigen Informationen zu erhalten. Ohne Angst, als dumm oder nervig abgestempelt zu werden. Und sie dürfen auch – und dies ist eigentlich der wichtigere Punkt – mit ihrer Führungskraft in die Diskussion gehen, falls sie die Dinge anders sehen. Oft sind die Mitarbeiter näher am Geschehen und sehen die Ideen des Managements aus einer anderen Perspektive. Auch das Zulassen dieser wertvollen fachlichen Auseinandersetzung ist aus meiner Sicht ein wichtiger Bestandteil einer auf Klarheit und direkter Kommunikation beruhenden Führungskultur.

Wertschätzung – positiv führen.

Was kann eine Führungskraft tun, um seinen Mitarbeitern zu gefallen? Ups, verkehrte Welt?! Aus meiner Sicht nicht. Es ist die Aufgabe einer Führungskraft, seine Mitarbeiter zu motivieren und zu fördern. Zur Förderung zählen sowohl die fachliche als auch die persönliche Weiterentwicklung. Eine gute Führungskraft erfüllt eine Vorbildfunktion gegenüber den Mitarbeitern. Und Vorbilder gefallen immer – per Definition.

Positive Leadership ist seit einiger Zeit ein etablierter Begriff in der Führung, und auch über positive Psychologie wird gerade viel geschrieben. Führung sollte kein Kuschelkurs sein. Ganz im Gegenteil. Fehler müssen identifiziert, klar und offen thematisiert und die Konsequenzen sollten im Sinne einer Lösungsorientierung daraus abgeleitet werden. Bei einem wertschätzenden Führungsstil haben die Mitarbeiter keine Angst vor Fehlern. Wer Angst vor Fehlern hat, entscheidet nichts selbst und hinterfragt jeden einzelnen Handgriff. Wem Fehler zugestanden werden, erhält die Möglichkeit, daran zu wachsen und die Freiheit, Dinge auszuprobieren.

Wertschätzende und positive Führung bedeutet auch, die Werte der Mitarbeiter zu kennen und diese aktiv zu wertschätzen. Wer als Führungskraft weiß, was seinen einzelnen Mitarbeitern besonders wichtig ist, kann deren Verhalten in bestimmten Situationen besser verstehen und Aufgaben gezielt verteilen. Dieses Gefühl des Verstanden Werdens in Kombination mit der Wertschätzung positiver Leistungen und Ergebnisse durch Anerkennung und Lob ist einer der Hauptmotivatoren für Mitarbeiter.

Vertrauen – gelassen führen.

Eine Führungskraft wird auch an den Leistungen der Mitarbeiter gemessen. Darauf zu vertrauen, dass sie schon alles richtig machen werden, ist leicht gesagt. Zu viel Kontrolle ist jedoch nicht nur für die Mitarbeiter demotivierend („der Chef traut mir nichts zu“), sondern kostet für die Führungskraft zu viel Zeit. Wenn Führungskräfte zu mir zum Coaching kommen und über eine zu hohe Arbeitsbelastung klagen, ist eine ihrer wichtigsten Erkenntnisse häufig, mehr Gelassenheit bei der Führung ihrer Mitarbeiter zuzulassen. Es geht hierbei nicht um eine „ist-mir-egal-Haltung“. Die Führungskraft sollte sich für die Arbeit der Mitarbeiter und deren Ergebnisse aktiv interessieren. Gelassenheit und damit auch Vertrauen in die Mitarbeiter bedeutet aus meiner Sicht, den Mitarbeitern die Selbstverantwortung und den Freiraum zu übertragen, bei Problemen, Fragen oder anderen Themen auf ihre Führungskraft zuzukommen. Eine wichtige Grundvoraussetzung hierfür ist sicherlich die wertschätzende und positive Grundhaltung einer Führungskraft aus Prinzip 2. Gelassenheit in der Führung bedeutet demnach auch, dass auch Führungskräfte Fehler machen dürfen und – wie ihre Mitarbeiter – daran wachsen können. Es kommt auf ein gesundes Verhältnis zwischen Kontrolle und Vertrauen an. Aus meiner Sicht gilt: soviel Kontrolle wie nötig, soviel Vertrauen wie möglich. Dies sollte jede Führungskraft für sich ausloten.

Die gemeinsame Klammer

Alle drei Führungsprinzipien haben eine wertschätzende und respektvolle Haltung zwischen Führungskraft und Mitarbeitern gemeinsam. Voraussetzung für das Leben und den Erfolg dieser Prinzipien ist eine Unternehmenskultur, die diese Werte im Gesamtunternehmen fordert und aktiv fördert.

Ich freue mich, wenn Sie diesen Beitrag in Ihren Netzwerken teilen.

Dr. Bernd Slaghuis

Ich arbeite als Karriereberater & Bewerbungscoach und habe mich auf Themen rund um die Karriereplanung und berufliche Neuorientierung spezialisiert. Seit 2011 habe ich über 2.000 Angestellte bei ihrem nächsten Schritt im Beruf sowie im Bewerbungsprozess begleitet - über alle Hierarchieebenen und Branchen hinweg - Online oder in meinem Kölner Büro. Meine Erfahrungen teile ich hier im Blog, in meiner SPIEGEL-Kolumne sowie als XING Insider und LinkedIn Top-Voice.

Dieser Beitrag hat 8 Kommentare
  1. Hallo Herr Slaghuis,
    Danke für den tollen Beitrag zur Blogparade – ich komme leider erst heute zum lesen …

    Und gleich mit Punkt 1 – Wertschätzung, treffen sie meiner Meinung nach ins Schwarze! Wieso sollte ich mich anstrengen, wenn ich sowieso kein Lob erhalte? Meine Leistung nicht gewürdigt wird? Schade, dass oft noch gilt: „Keine Kritik ist das größte Lob hier.“

    Sonnige Grüße
    Heike Lorenz

    1. Hallo Frau Lorenz,

      ja, die Wertschätzung ist für mich ganz zentral – nicht nur im Job und beim Thema Führung. Wertschätzung bedeutet in meiner Definition die Werte (anderer) zu schätzen. Setzt natürlich voraus, dass ich diese auch kenne – was oft nicht der Fall ist, weil wir uns darüber auch häufig keine Gedanken machen.

      Abendlichee Grüße
      Bernd Slaghuis

  2. Ach und noch was:
    es wäre toll, wenn man die Folgekommentare via Mail abonnieren könnte :-)

    Geht mit bei WordPress z.B. mit den PlugIns Jetpack oder Subscribe To „Double-Opt-In“ Comments …

    Viele Grüße
    Heike Lorenz

    1. Danke für diesen Tipp. Jetpack ist es geworden und ich bin begeistert. Freue mich über weitere Tipps (gerne auch als PN), wenn Ihnen etwas auffällt und tadaaa … Sie können jetzt auch Kommentare abonnieren.

      Viele Grüße,
      Bernd Slaghuis

  3. 5 Characteristics of Great Leaders:
    1.) Love Your Team
    2.) Give Praise
    3.) Seldom Use Your Power
    4.) Surround Yourself With Rockstars
    5.) Cast Your Vision

    In den USA wird das Prinizip der minimalen persoenlichen Fuehrung und maximalen Kompetenzuebertragung an Mitarbeiter in vielen Arbeitsbereichen angestrebt. In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage auf welchen Stufen der Mitarbeiterfuehrung wieviel Kompetenzuebertragung auf den Einzelnen moeglich ist? — Eine Fuehrungskraft kann gemaess des Beitrags von Bernd Geropp die Aufgabe ‚Mitarbeiter zu motivieren und zu foerdern‘ am Besten umsetzen, wenn zuvor Vertrauen zwischen den Mitarbeitern und der Fuehrungskraft aufgebaut worden ist. Einen sicherer Weg, Vertrauen der Mitarbeiter zu gewinnen, stellt die sogenannte „In-house Karriere“ vom fachlich versierten Mitarbeiter zur intern gefoerderten Fuehrungskraft dar.
    Studien haben gezeigt, dass die grossen kreativen Innovationsschuebe in einem Unternehmen jedoch oftmals von Quereinsteigern bzw. extern eingestellten Fuehrungskraeften geleistet werden.
    Die richtige Mischung von extern und intern entwickelten Fuehrungskraeften wird nicht nur das Fuehrungsteam, sondern auch die Mitarbeitergruppen mit einem grossen Motivationsschub sowie Wertschaetzung jedes Einzelnen bereichern.

  4. Hallo Herr Slaghuis,
    besten Dank fuer den anregenden Artikel. Das ausgewaehlte Foto des Dirigenten hat mich besonders begeistert. Diese Berufsgruppe gehoert zu einer der herausfordernsten Fuehrungskraefte-Position in der heutigen Gesellschaft.
    Herzliche Gruesse aus Washington,
    Gudrun Opper

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert