Floskeln in der Bewerbung: Was im Anschreiben nichts zu suchen hat

Das Anschreiben bereitet den meisten Bewerbern großes Kopfzerbrechen. Was muss rein, was schreckt Personaler ab und wie aus der Masse heraus stechen? Formulierungstipps und Vorlagen gibt es reichlich, doch auch diese sind oft voll von Floskeln und leerem Blabla. Muster halt. Und so klingen die meisten Bewerbungen heute gleich langweilig und lesen sich wie zähes Kaugummi. Streichen Sie diese Floskeln in der Bewerbung und nutzen Sie den knappen Platz besser für das, was der Leser wirklich über Sie erfahren sollte.

Mit meinem extrem ehrlichen Anschreiben habe ich neulich für Aufregung gesorgt, doch auch viel Zustimmung erfahren – übrigens von Bewerbern ebenso wie von Personalern. Es ging mir ums Kante zeigen als Bewerber, um echte Klarheit und darum, sich für einen neuen Arbeitgeber greifbar zu machen. Doch Kante zeigen funktioniert nicht mit Floskeln, daher gilt: Weniger ist mehr! Hier ist eine Auswahl der beliebtesten Floskeln, die ich häufig in Bewerbungen lese – und ich bin mir sicher, einige von ihnen verstecken sich auch noch in Ihrer Bewerbung:

5 Floskeln, auf die Sie in Ihrer Bewerbung verzichten sollten

1. Einstiegs-Floskeln

Hiermit bewerbe ich mich auf die in der XING-Stellenbörse ausgeschriebene Position als …

Ja, der erste Satz bereitet am meisten Kopfzerbrechen. „Ich kann doch nicht gleich mit der Tür ins Haus fallen!“, sagen mir viele Bewerber im Coaching. Ebenso beliebt als Einstiegs-Floskel:

Mit großem Interesse habe ich Ihre Stellenanzeige gelesen und bewerbe mich daher bei Ihnen.

Das ist ja nett. Sie informieren Ihren neuen Arbeitgeber nicht nur, wo Sie im Internet auf die Stelle aufmerksam geworden sind, Sie machen auch deutlich, dass Sie sich für die Position interessieren. Ach was! Dabei verrät doch schon der Blick in die Betreff-Zeile, um welche Stelle es geht. Ein Einstieg ohne Informationsgehalt, den Sie sich eigentlich sparen können.

Fallen Sie ruhig mit der Tür ins Haus. Der erste Satz Ihrer Bewerbung darf sitzen und echte Lust machen, weiter zu lesen. Schreiben Sie über Ihre wirkliche Motivation, was Sie an dieser Stelle reizt oder warum gerade dieser Arbeitgeber für Sie attraktiv ist. Ehrlich, geradeaus raus, ohne gestelzte Schnörkel und zwischen den Zeilen Weichgespültes.

2. Schleimerei-Floskeln

Sie sind eines der weltweit führenden Unternehmen auf dem Gebiet der … und zeichnen sich besonders aus durch …

Bewerber haben gelernt, dass es gut ankommt, wenn sie zeigen, dass sie sich intensiv mit ihrem neuen Arbeitgeber auseinandergesetzt haben. Also zitieren sie in ihren Bewerbungsschreiben, was sie Tolles über die Kultur und die Werte, die Strategie oder die Zukunftsvisionen auf den Unternehmensseiten entdeckt haben. Und wie durch einen großen Zufall passt alles das genauso pauschal zu den eigenen Werten und Karriere-Zielen:

Ich wollte immer schon für einen internationalen Marktführer arbeiten, der …

Dass Sie sich als Bewerber über das Unternehmen informieren, ist selbstverständlich. Im Gespräch werden Sie viel Gelegenheit haben, sich über die Produkte, die Unternehmensstrategie oder die Firmenkultur auszutauschen. Und: Wie großartig ihr Arbeitgeber ist – oder auch nicht, das weiß der Personaler oder Ihr künftiger Chef selbst.

Verschwenden Sie also keinen knappen Platz in Ihrem Motivationsschreiben, um über etwas zu schreiben, das keinen Neuigkeitswert für den Leser besitzt. Hinzu kommt: Schleimerei ist Anbiederung und macht Sie als Bewerber klein.



3. Stellenanzeigen-Floskeln

Sie suchen eine durchsetzungsstarke und belastbare Persönlichkeit mit Lust auf neue Herausforderungen? Dann bin ich der Richtige für Sie!

Vielleicht haben Sie davon gehört: Einige Unternehmen lassen eingehende Bewerbungen auf Schlüsselwörter scannen und sortieren so in der ersten Runde aus. Also gilt: Je mehr Keywords Sie aus der Stellenausschreibung Ihrer Bewerbung beimischen, umso besser. Könnte man meinen.

Ich bewerte diese Vorgehensweise aus Arbeitgebersicht nicht nur als unmenschlich und fragwürdig, was die Qualität der Auswahl betrifft, sondern ich bin der Meinung, dass Ihre Bewerbung mit dieser Taktik noch nichtssagender und austauschbarer wird. Denn nachplappern kann jeder.

Auch hier gilt: Schreiben Sie über nichts, was der Leser bereits weiß. Den Beweis, dass Sie lesen und abschreiben können, gilt es nicht zu erbringen. Und die Bewertung, dass Sie der Richtige für die Stelle sind, sollten Sie sich ebenfalls sparen. Erstens, weil Sie sich sonst nicht beworben hätten und zweitens, weil mit Ihrer Bewerbung nun die andere Seite an der Reihe ist, dies zu bewerten.

4. Worthülsen-Floskeln

Teamfähigkeit und Kommunikationsstärke runden mein Profil ab.

Sie sind teamfähig? Und sprechen oder Mails schreiben können Sie obendrein? Na, wenn Sie das für diesen Job nicht besonders qualifiziert! Ja, ich weiß, exakt diese Worthülsen stehen auch in jeder Stellenanzeige als Anforderung an den idealen Kandidaten. Doch wer sagt, dass Sie das Worthülsen-Pingpong mitspielen müssen?

Dieses „runden mein Profil ab“ lese ich in nahezu jeder Bewerbung. Ich frage mich, warum es so attraktiv ist, ein abgerundetes Profil zu haben. Dieser aus Gewohnheit dahergesagte Ausdruck symbolisiert genau das, was ich an vielen Bewerbungen bemängele: Weichgespültes ohne Profil.

Beschreiben Sie stattdessen, was genau Sie teamfähig oder kommunikationsstark macht. Welche Rolle übernehmen Sie gerne im Team oder woran kann Ihr zukünftiger Chef bemerken, dass Sie teamfähig sind? Worin sind Sie kommunikativ gut? Können Sie gut präsentieren, fällt es Ihnen leicht, Texte zu verfassen oder sind Sie ein talentierter Telefonierer? Machen Sie Schluss mit den leeren Worthülsen und machen Sie sich besser greifbar.

5. Frage-Floskeln

Konnte ich Sie mit meiner Bewerbung überzeugen?

Immer, wenn ich diese und ähnliche geschlossenen Fragen am Ende einer Bewerbung lese, liegt mir ein „Nein“ auf der Zunge. Ich finde es nicht nur gefährlich, dem Leser Ihrer Bewerbung solche Fragen in den Kopf zu setzen, sondern Sie stellen damit auch implizit in Frage, dass Sie „überzeugen“ konnten. So großartig der Rest Ihrer Bewerbung auch ist, diese Frage macht Sie klein.

Eine gute Bewerbung führt zu möglichst wenigen Fragen, die sich der Personaler oder Ihr künftiger Chef beim Lesen stellen. Verzichten Sie am besten gleich darauf, Fragen im Anschreiben zu stellen.

Schluss mit Floskeln in der Bewerbung! Zeigen Sie Profil mit Kante

Gehen Sie Ihre Bewerbung Satz für Satz durch. Was schreiben Sie und was möchten Sie tatsächlich zum Ausdruck bringen? Bringen Sie auf den Punkt, was Ihnen wichtig ist? Geben Sie etwas über sich preis oder verstecken Sie sich hinter allgemeinen Floskeln?

Nicht die imponierendste Wortwahl, die kompliziertesten Satzkonstruktionen und das seriöseste Deutsch führen zum Ziel, sondern die Lust des Lesers, Sie als Menschen besser kennen zu lernen.

 

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Dr. Bernd Slaghuis

Ich arbeite als Karriereberater & Bewerbungscoach und habe mich auf Themen rund um die Karriereplanung und berufliche Neuorientierung spezialisiert. Seit 2011 habe ich über 2.000 Angestellte bei ihrem nächsten Schritt im Beruf sowie im Bewerbungsprozess begleitet - über alle Hierarchieebenen und Branchen hinweg - Online oder in meinem Kölner Büro. Meine Erfahrungen teile ich hier im Blog, in meiner SPIEGEL-Kolumne sowie als XING Insider und LinkedIn Top-Voice.

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Dieser Beitrag hat 21 Kommentare
  1. Sie sprechen mir aus der Seele. Das Spielchen wird ja leider im Bewerbungsgespräch munter weitergespielt. Auch die Personaler wiederholen dort gerne die Floskeln aus der Stellenausschreibung und lassen sich gleich noch mal den Lebenslauf vortragen. Im Bewerbungsprozess geht es für mich nur darum sich wirklich kennenzulernen. Und zwar für beide Seiten. Sowohl ich als Arbeitgeber als auch der Bewerber müssen doch nach dem Bewerbungsprozess ein sehr klares Bild darüber haben, ob man zusammen passt und wirklich auch zusammen arbeiten möchte. Die hilft die Verschleierung und das Verstecken hinter Floskel reichlich wenig. Genau das sage ich auch meinen Besuchern direkt am Anfang.

  2. Hallo,
    ich stimme zu, dass solche Bewerbung langweilig sind und für die meisten Arbeitgeber uninteressant wirken. Menschen die sich schwer tun mit Anschreiben (ggf. Floskeln oder ähnliches verwenden), hilft dieser Beitrag weniger. Denn die hören/ lesen immer wieder bei Ratschlägen für Bewerbungen „mach das nicht“, „das schreibt man nicht mehr“, etc.
    Dies schafft erst recht Unsicherheiten. Konstruktive Anregungen sind wichtig!
    Ich gebe zu dass Bewerbungen ein erster wichtiger Schritt ist, um Interesse zu wecken. In vielen Fällen nehmen sich aber Arbeitgeber nicht ausreichend Zeit eine Bewerbung oder Bewerber genau zu betrachten (1-2 Minuten oder überlassen es sogar externe Vermittler).

  3. Das zu lesen bringt mich etwas zum Schmunzeln. Immerhin läuft Kommunikation immer in zwei Richtungen. Deutsche Stellenanzeigen enthalten so gut wie immer eben diese Floskeln.

    Ich selbst lese häufig Stellenanzeigen. Widerwillig. Weder bin ich als Bewerber auf der Suche nach der ultimativen Herausforderung. Noch glaube ich, dass es darauf ankommt möglich „viel einstecken zu können“. Der Versuch die angenehme Atmosphäre zu offerieren scheitert bereits sobald dies niedergeschrieben ist und weckt das Misstrauen der Arbeitgeber könnte so versuchen das intern schlechte Klima ins Positive zu kippen. Und Misstrauen selbst scheint im Ausschreiben und beim Vorstellungsgespräch wohl das Hauptproblem beider Parteien darzustellen.

    Doch wie lässt sich dies ausräumen? Vielleicht durch sachliche, zielgerichtete und lockere Kommunikation? Oder was erwartet den Bewerber? Doch es geht überhaupt nicht in erster Linie um die Arbeitszeit, das Gehalt oder wie frech oder einfühlsam seine Teamkollegen sein werden – ob ein Kicker oder Obst zugänglich sind – der Bewerber möchte in erster Linie wissen: „Kann ich mit meinen Fähigkeiten diesen Job überhaupt ausüben“ und „reicht das Gehalt um meinen Lebensunterhalt zu bestreiten?“. Sie sehen. Es geht nicht um das Gehalt, aber es geht darum für gute Arbeit eine angemessene Bezahlung zu erhalten.

    Und wenn der Bewerber mit Titeln überschüttet wird wie „Melchior – Master of the Universe“ aber seine Berufsbezeichnung und Fähigkeiten nirgendwo findet – ja – er wird sich bewerben. Aber nicht weil er der Meinung ist, dass er dort zu arbeiten in der Lage ist, sondern weil er nicht weiß worauf sonst er sich bewerben soll und – dann versucht er es eben ein mal. Das Komplexe reduziert die Fähigkeit beim Bewerbungsprozess einen Treffer zu landen. Das wiederum erhöht auf beiden Seiten des Prozesses das Frust-Niveau.

    Wir deutsche komplizieren so gerne… Einfach kann einfach einfacher sein.

    1. Hallo Herr Braun,
      Sie haben vollkommen Recht, viele Stellenanzeigen wimmeln nur so von Floskeln und nichtssagenden Beschreibungen zu Position und Anforderungen, dass mich Bewerber fragen, wen dieser Arbeitgeber wohl suchen mag. Da ist noch viel Potenzial, unternehmensseitig Jobwechsler und Bewerber gezielter durch mehr Klarheit anzusprechen. Beide Seiten sollten da ran, mein Fokus lag für diesen Beitrag jedoch auf der Bewerber-Seite, ganz einfach ;)
      Viele Grüße
      Bernd Slaghuis

  4. Ich kann dem nur beipflichten. Ständig hört/ liest man „tu das nicht, du dies nicht“. Wie auch immer geartet, man macht sich doch immer wieder aufs neue zum Clown, damit man überhaupt mal die Chance auf eine Vorstellungsgespräch erhält. Natürlich würde ich am liebsten „frei Schnauze“ schreiben, fernab jedes Bewerbungsschreibenklischees, aber das will doch dann auch keiner lesen. Das Anschreiben hängt auch klar vom Adressaten ab. Keine Bank will eine „flotte Schreibe“, keine Agentur ein standardisiertes Anschreiben. Ich persönlich bin der Meinung, dass Authentizität wichtig ist. Es macht doch überhaupt keinen Sinn, sich stundelang an einem Anschreiben zu versuchen, wenn dies überhaupt nicht dem eigenen Typ entspricht. Damit fühlt sich keiner wohl, auch der potenzielle Arbeitgeber nicht, der dies spätestens beim Vorstellungsgespräch durchschaut. Abgesehen davon, lassen sich Personaler, wie bereits in anderen Kommentaren erwähnt, auch nicht viel neues einfallen. Die „wo sehen sie sich in fünf Jahren-Frage“ ist dermaßen ausgelutscht und langweilig, da schlafe ich ja fast schon ein.

    1. Hallo Andrea,
      ja, echt zu sein halte ich auch für den entscheidenden Punkt. Dazu passt allerdings aus meiner Sicht nicht, dass Sie es dann doch der Bank oder der Agentur recht machen wollen und glauben zu wissen, was wer von einem Bewerber erwartet. Ist nicht genau das die Haltung, die Authentizität wiederum zunichte macht und zu Anpassung und Schauspiel führt?
      Viele Grüße
      Bernd Slaghuis

      1. Doch Herr Slaghuis, das ist es natürlich. Man verbiegt sich, um, wie bereits erwähnt, überhaupt eine Chance auf ein persönliches Gespräch zu erhalten. Man hat hier eben die Wahl: Verbiegen mit potentieller Chance oder es eben lassen mit gar keiner Chance. Leider hat man eben nicht immer die Wahl. Hätte ich die, würde ich mich nicht auf irgendwelche schwachsinnigen Stellen bewerben, bei denen ich von vorneherein weiß, das die nichts für mich sind. Und ganz ehrlich, genau in dem Tenor würde ich dann auch gerne mal in einem Vorstellungsgespräch auf die Frage, nach den Gründen der Bewerbung antworten: weil ich keine andere Wahl habe. Das hieße dann aber: Authentizität ja, Job aber leider keinen. Respektive sich zum Clown machen oder sich weiter in der „Bewerbungsphase“ befinden. Was sollte man denn da Ihrer Meinung nach machen?

  5. Ich habe den Eindruck bekommen, es geht hier um Klischees, also um fest eingefahrene DenkProzesse, Aktionen und Reaktionen. Und eigentlich sind es nicht einseitige Klisschees. Sowohl Personaler und auch Bewerber bediennen sich an diesen „Programmen“.
    Z. B. Reakzion auf die Frage : “ Konnte ich Sie mit meiner Bewerbung überzeugen?
    Immer, wenn ich diese und ähnliche geschlossenen Fragen am Ende einer Bewerbung lese, liegt mir ein „Nein“ auf der Zunge. “

    dieses „Nein“ von Personaler ist auch ein festgefahrendes Klischee.
    (beachten Sie das Wort „Immer“ :) in dem Satz oben )
    was ist an der Frage unnatürlich? Wer sagt hier „Nein“? und warum?

    Den Spagat zwischen „automatischen Auswahlkriterien“ (, die maschinell, klischeesähnlich ablaufen) der Personaler und eigener Darstellungsauthentizität mussen die Bewerber machen, nicht die Personaler.
    also es sieht so aus als ob hier wieder das bekanntes Henne-Ei-Problem vorliegt. Ist aber nicht so.
    :)

    1. Nein, kein Henne-Ei-Problem. Nur weil die Personaler oftmals genauso mit Floskeln in Stellenanzeigen arbeiten, bedeutet es für mich eben nicht, als Bewerber genauso zu agieren. Mit der Haltung „Tse, die anderen machen es ja auch!“ verändert sich niemals etwas.

  6. Also der Autor des Artikels spricht sicherlich vielen aus der Seele, Arbeitgeber und Bewerbern. ich vermisse nur die entscheidende Instanz, den Personaler oder neudeutsch die Human Resource. Prima das Herr Dr. Slaghuis Führungskräfte auf Bodenhaftung coached, ist lange überfällig, klar sind dann die genannten Floskeln für solche Positionen gar nicht hilfreich. Aus meiner eigenen Erfahrung kann ich belegen: Nutze ich die ach so bösen Floskeln, bekomme ich Vorstellungsgespräche und sogar den Job, stelle ich mich ehrlich da, ernte ich Absagen, weil es zu zeitaufwendig, zu bewegt oder irgend ein Firlefanz ist für die Human Resource. Hatte auch bereits mit den ootenzillen Vorgesetzten telefoniert die stöhnten , dass sie keinen bekommen, weil die Human Resource immer genau die rausschmeißt die passen. Die Worthülsen sind ja nun seit über 20Jahren gängig, wenn Arbeitgeber und Human Resource Team diese wollen und damit den Wert Ihrer eigenen Belegschaft (der Bewerber soll ja an einer Position wirken) runtergeschrieben haben, was ist dann an den Folskeln so verwerflich? Noch dazu, weil ja Bewerber im Grunde nur als verbrennbares Human Material gesehen werden, selbst wenn sie ach so gesucht und so speziell sind. Zu den Worthülsen kommt der neue Trend der nicht ernst gemeinten karriereversprechungen, etwa “ mit ausbau/ training zum Team- /Regionalleiter“. Vorschlag: Unternehmen die ehrliche bewerbungen wollen und Wahrheit auch ertragen können, bitten in Ihrer Stellanausschreibung ausdrücklich darum. Darauf freue ich mich bereits, ehrliche Human Resource die sich ehrlich mit Bewerbern befassen Ob die Geschäftsfühung oder Arbeitegeber sich dann auch so ehrlich mit Bewerbern befassen? Fachkräfte sucht und bekommt man/frau nicht Händeringend, eher mit Worhülen :-)

    1. Wenn Sie der Meinung sind und die Erfahrungen gemacht haben, dass Sie mit Worthülsen und Floskeln Personaler beeindrucken können und einen Job so bekommen, dann machen Sie es weiter so. Meine Erfahrungen sind ganz klar andere, vor allem bei solchen Stellen, auf die sich viele Bewerber mit ähnlichen Profilen bewerben.
      Viele Grüße
      Bernd Slaghuis

  7. und was hatte ich nun an Mehrwert vom Lesen dieses Artikels? Statt wie nicht, wäre wie denn dann für die Mehrheit wohl interessanter, oder?

    Dachte es kommt noch was an Informationen im Text, aber leider hat das Lesen nicht mehr zu einem Lösungsweg aus dem Problem des Personaler oder Bewerber oder so geführt.
    Das wäre von einem Coach erwartet, dass er in der Lage ist ein Dilemma auf zu lösen oder konstruktive Kritik oder Lösungswege auf zu zeigen.

    1. Hallo Annette,
      es tut mir leid, dass ich Ihnen keine Mustersätze geliefert habe, die Sie abschreiben können. Wenn Sie genauer hinschauen, enthält der Beitrag auch einige Tipps, worüber Sie statt der Floskeln schreiben können. Und: Ich habe mein „ehrliches Anschreiben“ verlinkt sowie am Ende auf andere Beiträge hingewiesen, in denen ich viele Tipps zu den Inhalten von Bewerbungsschreiben und Lebenslauf gebe. Was hätte Ihrer Erwartung nach dazu beigetragen, das „Dilemma“ aufzulösen, was den Aspekt der Floskeln betrifft?
      Viele Grüße
      Bernd Slaghuis

  8. wie schreibe ich es denn nun? habe bis dato noch immer keine Ahnung, und ich bin immerhin schon 46 – oder leider schon 46 (egal ob ich es anders formuliere oder so wie im Artikel beschrieben, Bewerbungsgespräche hatte ich bis dato fast keine, und das seit drei Jahren, eines der wenigen, die ich hatte, habe ich genau mit diesen Worthülsen ergattert)
    aber wenigstens hatte ich zwei bis drei Coaches, die meinen Lebenslauf umformulierten, und was Wunder – ich weiß auch hier nicht, wie es „wirklich richtig ist“

  9. Also eigentlich ist das nur eine Zusammenfassung von Feststellungen, die hier bereits bei anderen Artikeln von Ihnen festgehalten wurden. Ob das nun aus Frust oder mit der Absicht geschrieben wurde, alles noch mal aufzuschreiben, wage ich jetzt nicht zu beurteilen. Aber, das hatten wir alles schon.
    Nichts desto trotz ist an beiden Argumentation was dran (Ihren und denen aus den Kommentaren).

    Ja, es werden schon seit Jahren von den einschlägigen Bewerbungsberatern immer das Selbe vorgekaut.
    „Analysiere die Ausschreibung und gehe auf diese ein“.
    Bloß, in den meisten Ausschriebungen steht so gut wie nichts drin. Beispeile dafür findet man als Technischer Redakteur (TR) bei Hays, Brunel und Co. Da werden Tätigkeiten aufgeführt, die ganz normal zum Alltag des TR gehören.
    Was selten mal genannt wird, sind die Dinge, die wirklich interessant sind:
    – Welches Produkt soll beschrieben werden?
    – Welche Arbeitszeit ist angedacht?
    – Welche Programme sind gefordert?
    Und ganz wichtig:
    – Wer ist den der Ansprechpartner beim Unternehmen, wen man noch Fragen hat?

    Ganz ehrlich? Ich schicke auf solche Ausschreibungen keine Bewerbungen mehr. Meist bekommt man nicht mal eine Eingangsbestätigung und über den Stand bekommt man auch keine Aussage. Und bevor da jetzt was kommt, ich hatte auch dort schon „Bewerbungsgespräche“. Die liefen dann auch ohne „Inhalt“ ab. Mein Gegenüber hatte eigentlich keine Ahnung davon, was ein TR so macht. -Damit ist er/sie aber nicht allein. Das hatte ich schon bei vielen Gesprächen. Sowohl bei Vermittlern als auch bei Unternehmen selber.-

    Ich gehe in den Anschreiben kaum noch auf die Ausschriebung ein (meist nur im Betreff), es sei denn, dass die Ausschreibung wirklich inhaltlich etwas hergibt. Ich gehe auch nicht auf meinen Werdegang ein.
    Ich schreibe,
    – warum das Unternehmen wahrscheinlich einen TR sucht.
    – welche Probleme eine fehlerhafte Technische Dokumentation dem Unternhemen verursachen kann.
    – wie ich das dann lösen kann.
    – was ein TR tatsächlich für das Unternehmen leisten kann.
    und manchmal auch
    – was ein TR nicht leisten kann.

    Dann biete ich noch die möglichen Vertragsvatianten und ein unverbindliches Gespräch an. Das war es eigentlich. Für Worthülsen und Floskeln (bis auf den Abschluss: „Mit freundlichen Grüßen“) ist da keine Verwendung vorgesehen, da es um konkrete Aussagen geht.

    Damit habe ich eigentlich den Erfolg, den ich haben möchte.

  10. Jeden Tag lese ich Berichte und Tipps von ganz vielen und wichtigen Personalern die ach so viele Menschen eingestellt haben. „Experten geben Tipps, was sie unbedingt vermeiden sollten“.

    Das ist ja schön. Mal wieder typisch für unsere Kommunikation. Jeder sagt Dir, was Du NICHT (!) machen solltest. Aber keiner weiß, wie es im Umkehrschluss richtig wäre.
    Popel nicht in der Nase, zieh Dir saubere Schuhe an, lüge nicht… das wissen wir doch selber. Dazu muss ich keine Profi sein, der täglich 1.000 Gespräche führt.
    Schön wäre es mal, dann auch nach Benennung der wortgebauen Floskeln die konkreten Lösungensansätze oder Beispiele zu benennen.
    Das müssen unsere Kinder schon in der Grundschule machen.

    1. Hallo Lars,
      ein Weglassen ohne ein Stattdessen kann ja auch schon hilfreich sein, der Titel dieses Beitrags war wohl überlegt. Hier Beispiele für Sätze im Bewerbungsanschreiben zu nennen halte ich für den falschen Ansatz, schließlich geht es mir um Individualität und Ihre Haltung als Bewerber statt ums Abschreiben – das lernen unsere Kinder nämlich auch in der Grundschule ;) Ich verweise aber zusätzlich zu den unter dem Text verlinkten Beiträgen auch gerne auf diesen Artikel: https://www.bernd-slaghuis.de/karriere-blog/ehrliche-bewerbung/
      Viele Grüße
      Bernd Slaghuis

  11. Ein interessanter Artikel. Ich gehöre nun zur Zunft der zu überzeugenden Personaler. Wie viele meiner Kollegen lese ich eigentlich nur sehr selten überhaupt Anschreiben; sondern in erster Linie den Lebenslauf. Das Anschreiben mache ich auf, wenn mir nicht klar ist, was der Bewerber will, ich also ganz bestimmte Informationen suche. Den gesamten Rest überlese ich. Da wir viel Personal suchen, ist mir auch nicht wichtig, warum nun ausgerechnet „bei uns“. Dass die Leute letztlich Geld verdienen müssen, ist ja auch klar. Natürlich gebe ich zu, dass es zuletzt eben auch die Standardsätze sind, die mich dazu bringen, dass Anschreiben zu vernachlässigen. Im Anschreiben sind immer alle toll, motiviert, belastbar und flexibel. Das muss ich nicht lesen, um zu wissen, dass es da steht. Ein ausgefallenes Anschreiben würde meine Einstellung aber auch nicht ändern, bzw. sehe ich es kritisch, da wir weniger „Kreative“, als „Zuverlässige“ suchen. Also irgendwo auch Angepasste. Ich kann aber auch kein Rezept geben, wie man ein Anschreiben noch verfassen soll, um „alles“ richtig zu machen, da es eben auch nicht „den“ Personaler gibt, sondern jeder anders tickt. Wichtig ist aber ein vernünftig verfasster Lebenslauf, gern auch ein Kurzprofil (eine sinnvolle Modeerscheinung) und im Anschreiben noch zusammengefasst wesentliche Informationen; welche Stelle, ab wann, zu welchen Konditionen. Ich denke, dass wird im Zweifel jeden Personaler interessieren und mehr, ob es nun in dieser Floskel oder in jener Kreativität formuliert war.
    Mit besten Grüßen
    E. Bawor

  12. Vor Kurzem fing ich an, nicht nur den Text zu lesen, sondern auch die Kommentare. Das ist fast noch interessanter als der eigentliche Artikel.

    Bisher waren die Kommentare überwiegend negativ und bei einigen lese ich den Frust raus, der sich über die Jahre angesammelt hat. Warum so negativ? Warum wird dieser Artikel nicht als Inspiration genommen?

    Bernd Slaghuis hat doch vollkommen recht: Verzichte auf Floskeln und werde so konkret wie möglich. Und ja, auch eine „flotte Schreibe“ ist erlaubt, auch bei den angeblich so stockkonservativen Banken und Kanzleien. Flotte Schreibe heißt schließlich nicht, Fäkalsprache oder Slangwörter zu benutzen. Und wer sagt, dass eine „lockerere Schreibe“ bei Banken automatisch aussortiert wird? Da ist wieder dieser Irrglaube, der einfach nicht totzukriegen ist; genau wie der, dass eine Bewerbung maximal zwei Seiten umfassen darf.

    Wer konkrete Formulierungen sucht, dem kann dieser Artikel wirklich nicht helfen. Schließlich ist ein Anschreiben immer persönlich und auf die Individualität der Bewerber bezogen.

    Beispiel: Wer gerne Anglizismen verwendet, soll sie auch im Anschreiben verwenden; wer Anglizismen auch im privaten Sprachgebrauch meidet, schreibt sie eben nicht rein. Wo ist das Problem? Schließlich ist das Anschreiben doch auch ein Teilblick in die Seele des Bewerbers.

    Meine Erfahrung: Als ich noch Floskeln en masse verwendet habe, schrieb ich mir die Finger wund. Auf 100 Bewerbungen kamen zwei Einladungen. Als ich es endlich geschafft habe, mich mental von diesen vermeintlichen „Das ist nicht erlaubt und schadet dir auf jeden Fall“-Dingen zu verabschieden, sah es schon anders aus: Vier Bewerbungen versendet, eine Einladung bekommen und einen neuen Jon gefunden. Beim nächsten Mal sah es noch besser aus: eine Bewerbung versendet, eine Einladung bekommen und einen neuen Arbeitsvertrag unterschrieben.

    Zu guter Letzt noch eine Anmerkung: „Nicht die imponierendste Wortwahl, die kompliziertesten Satzkonstruktionen und das seriöseste Deutsch führen zum Ziel, sondern die Lust des Lesers, Sie als Menschen besser kennen zu lernen.“ Das stimmt.

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