Einstieg ins Anschreiben: Sagt doch einfach, was Sache ist

Mit dem Einstieg ins Anschreiben und der Formulierung von Einleitungssätzen tun sich viele Bewerber schwer. Es darf nicht zu sehr nach langweiligem 08/15- Geschwafel und leeren Worthülsen klingen, es sollte auf die Position zugeschnitten sein und muss die Neugierde des Lesers im Unternehmen wecken, weiter zu lesen. Ein schwieriges Unterfangen für Jobwechsler vor einem weißen Dokument sitzend. In diesem Beitrag erfahren Sie, warum heute ein „harter“ Einstieg ins Anschreiben wichtig ist, inkl. Beispiele zur Formulierung je nach Wechselmotivation.

„Wie macht man das überhaupt heute – und wie ehrlich darf man in so einem Anschreiben sein?“, fragen mich viele Jobwechsler und Bewerber verunsichert, deren Anschreiben meist bisher so oder ähnlich beginnen:

Hiermit bewerbe ich mich auf Ihre ausgeschriebene Position als (…), die sofort mein großes Interesse geweckt hat.

Mit großem Interesse habe ich Ihre Anzeige gelesen und bewerbe mich hiermit bei Ihnen.

Wenn Sie mir schon länger folgen, dann wissen Sie, dass ich ein Befürworter von ehrlichen Anschreiben bin, die nur so einen echten Mehrwert über den Lebenslauf hinaus für einen potenziellen Arbeitgeber bieten können. Jeder Lebenslauf ist Vergangenheit pur, nur mit Ihrem Anschreiben – und natürlich später im Gespräch –  können Sie einen Blick in die potenziell gemeinsame Zukunft werfen:

In welcher Situation befinden Sie sich gerade und warum möchten/müssen den Job wechseln? Was ist Ihnen im Beruf heute und in Zukunft besonders wichtig? Was sind Ihre beruflichen Ziele in den nächsten Monaten oder Jahren? Welche Erwartungen haben Sie auch an einen Arbeitgeber, die Kollegen, Ihre Führungskraft? Was brauchen Sie in einem Job und welches Arbeitsumfeld tut Ihnen gut, um auf Dauer motiviert zu sein und gesund zu bleiben?

Werfen Sie einen Blick auf Ihren Lebenslauf, dann erkennen Sie schnell, dass dies alles Aspekte sind, die kein Leser lediglich aus der Beschreibung der Vergangenheit erfahren kann. Dabei ist alles dies doch so entscheidend und wichtig dafür, ob die nächste Stelle bei einem neuen Arbeitgeber wirklich zu Ihnen und Ihrer Idee von einer guten beruflichen Zukunft passt.

Mit „hartem“ Einstieg ins Anschreiben Interesse wecken

„Das Anschreiben abzuschaffen ist populär, aber dumm.“ Diese Meinung habe ich 2018 in einem XING Klartext vertreten, als die Deutsche Bahn mit der Abschaffung des Anschreibens (für Ausbildungsplätze!) medial für großen Wirbel gesorgt hat. Seitdem gibt es immer mehr Stimmen, das Bewerbungsdokument „Anschreiben“ am liebsten ersatzlos zu streichen. Wie Sie wissen, bin ich da komplett anderer Meinung.

Und weil sich auch viele Recruiter gefühlt immer weniger Zeit dafür nehmen, sich intensiv mit den Bewerbungsunterlagen sowie den Menschen dahinter zu beschäftigen, bin ich für echte Klarheit vom ersten Satz an. Denn ich sehe, dass ein „harter“ Einstieg (noch) dazu führt, dass Anschreiben weitergelesen werden. Bemerkt ein Recruiter oder zukünftiger Chef, dass Ihr Anschreiben weitere für die Auswahlentscheidung wirklich nützliche Informationen enthält, dann wird dieses totgesagte Dokument plötzlich doch aufmerksam gelesen und ist oft entscheidend für die Einladung zu einem Gespräch.

Was bleibt nach dem Lesen Ihres Lebenslaufs?

Ein Großteil der Personaler sieht sich zuerst Ihren Lebenslauf an, bevor sie das Anschreiben lesen oder einen Blick auf Ihre Zeugnisse werfen. Mir ist im Laufe der Jahre bei meiner Arbeit mit Bewerbern bewusst geworden, dass es immer etwas gibt, das mir durch den Kopf geht, Fragen aufwirft, mich beeindruckt oder im Gedächtnis haften bleibt, sobald ich einen Lebenslauf gelesen und ihn zur Seite gelegt habe. Daher ist meine Empfehlung für Ihren Einstieg ins Anschreiben, genau diese Gedanken in den Einleitungssätzen aufzugreifen und die Fragen auch in den Köpfen der Leser Ihres Lebenslaufs zu beantworten. Hier sind einige Beispiele, was Personalern und künftigen Chefs in Verbindung mit bestimmten Zielpositionen alles durch den Kopf schwirrt:

Das waren viele Arbeitgeberwechsel in kurzer Zeit …

… warum bleibt sie/er nie länger bei einem Arbeitgeber?
… kann sich da jemand immer gut verkaufen, erreicht aber seine Ziele nie?
… ist das jemand, der überall schnell aneckt?

Seit dem Berufseinstieg nur ein Arbeitgeber …

… kann sie/er sich nach vielen Jahren noch an neue Strukturen gewöhnen?
… warum verlässt sie/er diesen Arbeitgeber nach so langer Zeit?
… war es Loyalität oder Faulheit, etwas zu verändern?

Die letzte Position unter 6 Monaten …

… hat sie/er die Probezeit nicht geschafft?
… war sie/er in dieser Position überfordert?
… ist sie/er Opfer von Personalabbau in der Krise geworden?

Viele Zeiten ohne Beschäftigung …

… warum hat sie/er immer so lange zwischen zwei Jobs gesucht?
… was hat sie/er in diesen Zeiten gemacht?
… wird da versucht, im Lebenslauf etwas zu vertuschen?

Nach einer Zeit der Selbständigkeit zurück ins Angestelltenverhältnis …

… ist da jemand mit seiner Geschäftsidee gescheitert?
… ob sie/er sich noch in Hierarchien im Unternehmen eingliedern kann?
… will da jemand im sicheren Job seine Rente sichern?

Das war zuletzt eine ganz andere Branche …

… wie kommt dieser Sinneswandel zustande?
… sie/er kennt sich ja mit unseren Produkten gar nicht aus und …
… kann sie/er sich noch in unsere Branche einarbeiten?

Bisher keine Führungserfahrung …

… warum möchte sie/er jetzt Personalverantwortung übernehmen?
… warum hat sie/er beim alten Arbeitgeber keine Führung übernommen?
… ist das jemand, dem wir Führung zutrauen?

Der Lebenslauf ist ein bunter Blumenstrauß …

… wo ist denn hier der rote Faden?
… wofür ist sie/er jetzt eigentlich der Experte?
… möchte sie/er sich im Beruf nicht festlegen?

Na klar, dies sind natürlich alles Hypothesen, welche (Hinter)Gedanken, Emotionen oder Fragen einem Leser auch Ihres Lebenslaufs beschäftigen könnten. Wenn Sie Lust haben, dann nehmen Sie sich doch jetzt auch einmal Ihren Lebenslauf zur Hand:

Sprechen Sie das Offensichtliche an

Mal angenommen, Sie bewerben sich bei Ihnen. Sie sind also jetzt der/die Personaler/in und sehen sich durch diese Brille Ihren eigenen Lebenslauf an. Lesen Sie ihn durch und legen Sie ihn im Anschluss umgedreht zur Seite – welcher Aspekt oder Gedanke bleibt zuerst in Ihrem Kopf? Wenn Sie weiterhin an diesen Aspekt denken, was wäre Ihre spontane, ehrliche Antwort darauf? Was ist oder war es, das diesen Schritt oder diese Phase in Ihrem Leben geprägt hat? Was fühlen Sie, wenn Sie an diese Zeit denken? Und was könnte eine Antwort einem neutralen, unbeteiligtem Dritten gegenüber sein, dem genau diese Dinge nach dem Lesen Ihres Lebenslaufs ebenfalls durch den Kopf gehen? Bezogen auf die obigen Beispiele womöglich diese:

Das waren viele Arbeitgeberwechsel in kurzer Zeit …
Ja, das stimmt und ich sehne mich jetzt danach, bei einem Arbeitgeber anzukommen.

Seit dem Berufseinstieg nur ein Arbeitgeber …
Ja, das waren sehr erfüllende Jahre, aber nun möchte ich noch einmal bei einem anderen Arbeitgeber neu durchstarten.

Die letzte Position unter 6 Monaten …
Ja, wir haben beide bemerkt, dass es nicht passte und entschieden, das Arbeitsverhältnis in der Probezeit zu beenden. Umso wichtiger ist mir, mich jetzt bewusst für eine Stelle und einen Arbeitgeber zu entscheiden, wo es auf Dauer passt.

Viele Zeiten ohne Beschäftigung …
Ja, das stimmt. Ich habe immer sehr viel nebenbei gemacht und die Zeiten zwischen zwei Jobs auch genossen. Diese waren für mich und mein Leben rückblickend sehr wichtig, um mir bewusst zu werden, was ich im nächsten Schritt wirklich will.

Nach einer Zeit der Selbständigkeit zurück ins Angestelltenverhältnis …
Ja, ich habe bemerkt, dass mir Struktur und Sicherheit wichtig sind und ich wieder mehr im Team arbeiten sowie mich als Teil von etwas Größerem stärker zugehörig fühlen möchte.

Das war zuletzt eine ganz andere Branche …
Ja, ich kann mich mit dieser Branche nicht mehr identifizieren und möchte nun mein Erfahrungswissen gezielt in eine neue Branche einbringen, für die mein Herz schlägt.

Bisher keine Führungserfahrung …
Ja, irgendwann ist immer das erste Mal :-) 

Der Lebenslauf ist ein bunter Blumenstrauß …
Ja, ich bin waschechter Generalist, breit aufgestellt, vielseitig interessiert und stolz darauf, schon so vieles gemacht und im Beruf erlebt zu haben.

Dies sind alles Aufhänger, wie ich sie von Bewerbern häufig als Wechselmotivation oder aktuelle Situation erfahre. Doch Sie bemerken vermutlich, dass meine Antworten aus einer recht gelassenen und unaufgeregten Haltung heraus resultieren. So viele Bewerber glauben, die Dinge erklären und rechtfertigen zu müssen, von denen sie vermuten, dass sie einen neuen Arbeitgeber stören und sie aus dem Rennen kicken könnten. Doch wenn Sie genau hinschauen, sind es zunächst alles nur Feststellungen als neutrale Beobachtung eines Lesers Ihres Lebenslaufs. Warum also nicht genauso darauf antworten und Klarheit schaffen?

Sie können nicht wissen, sondern maximal erahnen, welche Bewertung Leser zu ihrer Beobachtung vornehmen und welches Gefühl daraus resultiert. Verfallen Sie also insbesondere mit dem Einstieg in Ihr Anschreiben nicht in eine Rechtfertigungshaltung  – denn damit machen Sie sich klein und es schwächt Sie. Bleiben Sie stattdessen bei sich und greifen mit einer Offenheit und Selbstverständlichkeit das auf, was für einen Leser Ihres Lebenslaufs ohnehin offensichtlich ist. Je wortwörtlich (sich) selbst bewusster Sie damit umgehen und Klarheit schaffen, umso besser.

Lesen Sie auch: Top Secret: 7 versteckte Lebenslauf Botschaften, die kaum ein Bewerber kennt

Einstieg ins Anschreiben: Beispiele für Einleitungssätze je nach Wechselsituation

Getreu meinem Motto „Bewerber, zeigt Kante und macht Euch nackig“ sind hier einige Beispiele für unterschiedliche Wechselmotivationen, die verdeutlichen sollen, was ich unter der Überschrift dieses Beitrags „Sagt doch einfach, was Sache ist“ verstehe. Es sind keine Textbausteine als Kopiervorlage, sondern Beispiele als Ideen zu Ihrer Orientierung. Es ist mir wichtig, dass das Anschreiben aus Ihrer Feder stammt, daher nehmen Sie sich im Anschluss am besten die Zeit, für sich selbst zu überlegen, was bei Ihnen „Sache“ ist/war und wie Sie dies in den Einleitungssätzen Ihres Anschreibens klar formulieren möchten.

Häufige Wechsel

Sehr geehrte Frau Mustermann,
nach mehreren kurzen Stationen in den letzten Jahren suche ich nun gezielt nach einem Arbeitgeber, bei dem ich ankommen und mich intern weiterentwickeln kann. …

Kündigung in der Probezeit

Sehr geehrter Herr Müller,
nach meinem kurzen Intermezzo bei (…) und der Erkenntnis, dass dies nicht der passende Arbeitgeber für die nächsten Jahre war, suche ich nun gezielt nach …

Lange Zeit ein Arbeitgeber

Nach 20 sehr erfüllenden Jahren bei (…) habe ich das Gefühl, dass die Luft raus ist und ich sehne mich nach neuen spannenden Themen, Menschen und Projekten.

Branchenwechsel

Die … Branche hat sich in den letzten Jahren stark verändert und ich habe erkannt, dass sie nicht mehr mein berufliches Zuhause für die nächsten Jahre ist. Es ist mir wichtig, mich mit meinem Arbeitgeber identifizieren zu können und ich habe mich daher entschieden, mein langjähriges Erfahrungswissen in eine Branche einzubringen, für die mein Herz schlägt.

Keine Entwicklungsperspektiven

Nach spannenden 10 Jahren als … bei … sehe ich keine Entwicklungsmöglichkeiten mehr in diesem Unternehmen. Ich suche daher gezielt nach einem neuen Arbeitgeber, bei dem ich meinen nächsten Karriereschritt verbunden mit mehr … gehen kann.

Routine / Langeweile im Job

Im Frühjahr dieses Jahres habe ich als Leiter Finanzen bei … den 15. Jahresabschluss erfolgreich durchgeführt. Routinen geben Sicherheit, doch ich wünsche mir für meine berufliche Zukunft wieder deutlich mehr Abwechslung mit stärker konzeptionell-strategischem Fokus. Ihre Ausschreibung als kaufmännischer Geschäftsführer kommt daher wie gerufen.

Restrukturierung / Vorgesetztenwechsel

Nach einem Wechsel im Management und einer Restrukturierung fällt es mir in meiner Position als … schwer, die neue strategische Ausrichtung mit zu verantworten. Ich habe mich daher entschieden, das Unternehmen zu verlassen und bin aktuell bereits freigestellt.

Wohnortwechsel

Als Familie ist es unser Wunsch, nach 5 Jahren im Sauerland wieder zurück in unsere Heimat zu ziehen. Da mir meine Tätigkeit als … bei … in den letzten Jahren viele Freude bereitet hat, suche ich eine vergleichbare Position im Raum Köln/Bonn.

Downshifting / Raus aus der Führungsposition

Vielleicht fragen Sie sich, warum ich mich nach vielen Jahren als Leiter … heute auf Ihre Stelle als … bewerbe. Ich habe mich bewusst dafür entschieden, meine Führungsverantwortung abzugeben, denn es ist mir wichtig, in Zukunft wieder stärker im Team sowie an fachlichen Themen zu arbeiten.

Im Anschreiben sagen, was Sache ist – Ist denn das erlaubt?!

Was geht Ihnen durch den Kopf, nachdem Sie meine Beispiele für Formulierungen als Einstieg ins Anschreiben gelesen haben? Sagen Sie „Prima, so mache ich das jetzt auch“ oder denken Sie „Ganz schön mutig, sowas zu schreiben“? Viele meiner Klienten reagieren im ersten Moment verunsichert und fragen mich, ob denn soviel Klarheit und Ehrlichkeit erlaubt seien. Schließlich sei es ein großer Schritt und gehe es bei jeder Bewerbung um sehr viel. – „Gerade darum“, ist meine Antwort. Denn je mehr Klarheit Sie so früh wie möglich im Bewerbungsprozess schaffen, umso höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass es im neuen Job später wirklich passt.

Falls auch Sie gerade als Bewerber/in unterwegs sind, was ist es, das Ihr potenzieller neuer Arbeitgeber über Sie, Ihre aktuelle Situation oder echte Wechselmotivation erfahren sollte? Was ist Ihre ehrliche Antwort auf das Fragezeichen, das einem Leser Ihres Lebenslaufs vermutlich durch den Kopf geht? Sind es ähnliche Situationen, wie von mir oben beschrieben, oder ist es etwas anderes, das in Ihrem Werdegang offensichtlich ist?

Ach ja, natürlich sollten Sie nicht schlecht über Ihren Ex- oder Noch-Arbeitgeber sprechen. Mein Tipp daher: Bleiben Sie bei sich. Es ist ein Unterschied, ob Sie schreiben „Mein Chef hat mich nicht mehr gefördert“ oder „Ich habe für mich im Unternehmen keine Entwicklungsmöglichkeiten mehr gesehen.“ Klar ist für jeden neuen Arbeitgeber, dass es immer einen Grund gibt, warum Sie wechseln – ob freiwillig, oder nach einer Kündigung. Warum also nicht sagen, was Sache ist ..?

Meine Erfahrungen sind eindeutig. Je klarer der Einstieg ins Anschreiben und je mehr eigene Entscheidungsstärke aus Gelassenheit Sie mit den Einleitungssätzen transportieren, umso stärker das Gefühl beim Leser, nicht die üblich langweiligen Floskeln serviert zu bekommen und vor allem etwas Wichtiges über einen Bewerber und Menschen zu erfahren, das weit über den Lebenslauf hinaus geht. Und – wenig verblüffend: Je mehr Klarheit Sie im Anschreiben schaffen, umso entspannter verlaufen die anschließenden Gespräche.


XING Talk zum Bewerbungsschreiben:


(Titelbild: 123rf.com, #36993821, Micha Klootwijk)

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Dr. Bernd Slaghuis

Ich arbeite als Karriereberater & Bewerbungscoach und habe mich auf Themen rund um die Karriereplanung und berufliche Neuorientierung spezialisiert. Seit 2011 habe ich über 2.000 Angestellte bei ihrem nächsten Schritt im Beruf sowie im Bewerbungsprozess begleitet - über alle Hierarchieebenen und Branchen hinweg - Online oder in meinem Kölner Büro. Meine Erfahrungen teile ich hier im Blog, in meiner SPIEGEL-Kolumne sowie als XING Insider und LinkedIn Top-Voice.

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Dieser Beitrag hat 16 Kommentare
  1. Ich bin gerade arbeitssuchend und suche etwas für Norddeutschland bzw. Nordostdeutschland, direkt am Meer. Ich schreibe das ins Anschreiben rein, dass es mein Wunsch ist, dass ich im Norden am Meer leben möchte. Bei Jobs im IT-Support schreibe ich auch rein, dass meine gewünschten Arbeitszeiten sich von 7 bis 18 Uhr bewegen. Ich bin keine Nachteule. Ich habe bis 20 Uhr gearbeitet und ich werde ab 18 Uhr langsam müde (ist auch kein Wunder, wenn ich als Frühaufsteher um 5 Uhr (6 Uhr im Winter) aufstehe).
    Ich schreibe auch rein, dass ich nur noch im IT-Support nur noch per Remote, also auf dem Rechner des Anwenders schalten möchte (ich habe vier Jahre ohne gemacht).

    Außerdem schreibe ich auch im Anschreiben rein, dass ich die gewünschte IT-Ausbildung nicht habe und wenn für die Firmen dies ein Problem darstellt, dann müssen sie mir absagen. Natürlich erwähne ich im Lebenslauf die Teilnahme an verschiedenen Udemy-Onlineschulungen, die ich auch belegen kann.

    Klappt nicht? Ich hatte schon zwei Vorstellungsgespräche gehabt mit einem etwas anderem Text als hier, aber das war vor Corona, im Januar 2020 und Februar 2020.

  2. Nachdem ich nun schon einige Jahre den Blog verfolge, möchte ich nun endlich meinen ersten Kommentar schreiben. Schließlich kommt der Artikel zum passenden Zeitpunkt.

    Genau wie Sven bin auch ich auf Jobsuche im hohen Norden.
    Meine wohl größten Job-Findungs-Hindernisse dürften meine gesundheitlichen Probleme, die recht lange erwerbslose Zeit und die daraus resultierend fehlende Berufserfahrung sein. Mein Alter und die aber viel jüngere Optik spielen sicherlich auch eine Rolle.

    Wie wahrscheinlich die meisten, war auch ich lange Zeit sehr verkrampft, wenn es ums Bewerben ging. Obwohl ich auch früher schon einiges ausprobiert habe. Z.B. habe ich Bewerbungen für den Kreativbereich in Gedichtform geschrieben. Kam gut an. Gebracht hat es dennoch nichts.
    Irgendwann verlässt einen der Mut und man verfällt ins alte Schema. Das ist immer ein Auf-und-Ab.

    Durch diesen Blog bin ich wieder etwas mutiger geworden. Und auch wenn jetzt alle den Kopf schütteln, aber dank Corona bin ich inzwischen auch etwas freier geworden. Denn das Jobcenter hat zu und schickt mir daher auch nicht willkürlich stapelweise Stellenangebote, die ich zumeist gar nicht ausüben kann, auf die ich mich aber dennoch zwangsweise (wie am Fließband) bewerben muss.
    Nö, ich habe endlich den Freiraum, mich auf mich selbst zu konzentrieren, mit mehr Ruhe und vor allem viel gezielter nach Stellen zu suchen.
    Dabei nutze ich auch die „mehr Klartext“ Ratschläge.
    Immerhin habe ich dadurch endlich mal wieder eine Absage erhalten, in der ich nicht auf das Antidiskriminierungsgesetz verwiesen wurde. Zudem hatte ich kürzlich mein erstes Telefon-Interview. Okay, das war am Ende auch eine Absage. Aber soweit bin ich schon seit vielen Jahren nicht mehr gekommen.
    In beiden Bewerbungen habe ich meinen beruflichen Werdegang ganz außen vor gelassen und einfach geschrieben, was mir wichtig ist.
    Es scheint zu funktionieren.

    Gefrustet bin ich natürlich dennoch.
    Ich habe mir überlegt, welche Gründe (abgesehen von der fehlenden Übung bei den Gesprächen) und auch Vorurteile zu den ständigen Absagen führen. Das habe ich dann mit dem gemischt, was mir wichtig ist und daraus eine (Blind)Bewerbung in Form eines Stellenangebots gemacht.
    <>
    Das Ergebnis gefällt mir ;D
    Eine kleine Liste mit möglichen Adressaten habe ich auch schon zusammengestellt. Jetzt feile ich noch an dem Anschreiben, dem kurzen Text in der E-Mail, da das Stellengesuch ja zusammen mit dem Lebenslauf im PDF-Anhang ist.
    Oder sollte ich den Lebenslauf doch erst einmal weglassen?

    1. Liebe/r HvM, als Mitleserin des Blogs bin ich von Ihrer Idee begeistert, eine eigene Stellenanzeige zu kreieren. Das werde ich für mich als nächstes auch tun – danke für die Anregung! -, ebenso wie eine „Gebrauchsanleitung“ mit Do’s & Don’ts für den Umgang mit mir als Vorgesetzte oder Kollegin. Beides bringt ganz sicher große Klarheit für einen selbst – und, wie Sie es planen, ist ein wunderbares Stilmittel für [Initiativ] Bewerbungen und zeigt Ihren Einfallsreichtum und Kreativität. Ich wünsche dabei viel Freude und Erfolg!

      1. Danke iWi, für die motivierenden Worte. Schön zu lesen, dass meine Ideen auch Ideen für andere sein können.

        Meine Version ist eher ein Stellengesuch geworden, auf dass sich die Arbeitgeber mit ihrer aussagekräftigen Stellenbeschreibung bewerben können. Ich bin gespannt, ob und wie die AGs darauf reagieren.

        Mir ist nebenbei aufgefallen, dass mein „Stellengesuch“ perfekt zum Artikel „Bewerber, macht euch nackig!“ passt ;D
        https://www.bernd-slaghuis.de/karriere-blog/bewerber-macht-euch-nackig/

    2. @HvM: Initiativbewerbungen zu verschicken kann ich in Ihrem Fall nur empfehlen. Die Klienten meiner Outplacement- und Karriereberatung haben damit die besten Erfahrungen gemacht, etwa 85 Prozent von Ihnen haben über diesen Weg ihre neue Stelle gefunden und sind häufig schon seit vielen Jahren dort tätig.
      Mein Tipp: Schicken Sie Ihre Initiativbewerbungen nicht per Mail, sondern per Post. Eine Mail ist so schnell weggeklickt!
      Sie fragen, ob Sie Ihren Lebenslauf eventuell beim ersten Kontakt weglassen sollen. Das könnte in Ihrem Fall wegen der langen Zeiten ohne Erwerbstätigkeit eine gute Lösung sein. Dann sollten Sie aber stattdessen ein Know-how-Profil mitsenden, eine Zusammenfassung der Kenntnisse und Erfahrungen, die Sie Ihrem Zielunternehmen zu bieten haben, kurz und klar auf einer Seite.
      Ich wünsche Ihnen viel Erfolg!
      P. S. Ich habe in Buchform eine akribische Anleitung für erfolgreiche Initiativbewerbungen alias Zielgruppenbriefe verfasst. Das Buch heißt “Turbo zum Traumjob – Der Zielgruppenbrief”. Vielleicht finden Sie darin noch ein paar hilfreiche Tipps.

      1. Vielen Dank Frau Riechers für Ihre Anregungen und Ratschläge.
        Vom Know-how-Profil, bzw. vom Zielgruppenbrief habe ich bisher noch nie gehört. Damit werde ich mich aber noch in aller Ruhe befassen. Selbst wenn es am Ende doch nicht zum Einsatz kommen sollte, scheint es dennoch hilfreich zu sein. Gerade, wenn man länger auf Jobsuche ist, kommt irgendwann der Punkt, an dem man selbst nicht mehr weiß, ob man überhaupt noch etwas kann. Ich glaube, so ein Know-how-Profil kann den eigenen Blick wieder mehr in die positive und optimistische Richtung lenken.

        Vielen Dank auch für den Buchtipp. Wobei ich das Buch „So bleiben Sie erfolgreich arbeitslos.“ schon fast interessanter finde. Bislang habe ich mich in meiner Arbeitslosigkeit nie erfolgreich gefühlt. Allmählich ahne ich, was ich bisher falsch gemacht habe ;D

        1. Vielen Dank für Ihr Feedback! Ich freue mich sehr, dass meine Tipps Sie zum Weiterdenken angeregt haben! Das Gefühl, dass „man selbst nicht mehr weiß, ob man überhaupt noch etwas kann“, kenne ich von vielen meiner Klienten gut. Meist lag es daran, dass sie sich ungezielt und sporadisch auf die „falschen“ Stellen beworben haben – statt nach sorgfältiger Zielklärung und im klaren Bewusstsein dessen, was sie können, gezielt in Eigeniniative auf die „richtigen“ Unternehmen zuzugehen. Ihnen weiterhin viel Erfolg!

        2. Hallo Frau Riechers,
          bez. Ihrer Antwort vom 21. November.

          Das mit dem „ungezielt und sporadisch auf die falschen Stellen bewerben“, lässt sich oftmals gar nicht vermeiden. Wer einfach nur seinen Job wechseln möchte, kann gezielt vorgehen.
          Sobald man aber das Jobcenter im Nacken hat, ist dies nicht mehr möglich. Man ist dazu verpflichtet, innerhalb einer gewissen Zeit eine bestimmte Menge an Bewerbungen zu schreiben. Dabei interessiert es niemanden, ob man passende Jobangebote findet oder nicht. Wer sich nicht daran hält, wird sanktioniert.

          Ich teile Bewerbungen gerne in drei Kategorien ein:

          * Zwangsbewerbungen – also Stellenangebote, die einem vom Jobcenter / Arbeitsamt zugeschickt werden (und nur selten passen). Auf die muss man sich auf jeden Fall bewerben, zumal die betreffenden Arbeitgeber auch darüber informiert werden, an wen die Stellenanzeige geschickt wurde und dass Bewerber max. drei Tage Zeit haben, um sich zu bewerben. Wer sich nicht daran hält, wird sanktioniert.
          Die Post mit solchen Stellenangeboten kommt grundsätzlich frühestens fünf Tage nach dem Erstelldatum. Nicht selten gibt es dann noch eine vom AG gestellte Bewerbungsfrist, die dann gerne am Eingangstag bereits abläuft.

          * Pflichtbewerbungen – Eigenbemühungen, die man regelmäßig vorlegen muss, egal, ob man passende Stellenangebote findet oder nicht. Legt man mehr Bewerbungen vor als vorgegeben war, erhält man selbstverständlich kein anerkennendes Wort. Hat man aber nur eine Bewerbung zu wenig geschrieben, wird man sofort sanktioniert.
          Ausgerechnet dieser Punkt macht aber zwangsläufig den größten Teil der Bewerbungen aus.

          * Freiwillige Bewerbungen. Die einzige Chance, gezielt und sorgfältig vorzugehen, was aber durchaus auch mal etwas mehr Zeit in Anspruch nehmen kann, die Erwerbslosen aber kaum gewährt wird.
          Solche Bewerbungen lege ich dem Jobcenter gar nicht mehr vor. Denn es kann durchaus sein, dass die vom Jobcenter bei den Arbeitgebern anrufen und nachfragen, ob man sich wirklich beworben hat (in der Hoffnung, einen Sanktionsgrund zu finden?). Spätestens nach einer solchen Anfrage, sind meine Chancen zunichtegemacht (schon mehrmals erlebt).

    3. Liebe/r HvM,
      ich reihe mich nicht nur in die Jobsucher im hohen Norden ein (wobei ich aktuell erst mal wieder versorgt bin), sondern habe beim Lesen Ihres Kommentars fast das Gefühl, die Geschichte meines Mannes zu lesen. Er hatte viel Pech im Job, hat spät umgeschult und somit auch nicht viel Berufserfahrung. Dass er gut ist und ein beliebter Kollege, wird ihm immer unmissverständlich gesagt, aber das hilft in Bewerbungen recht wenig. Als dann noch eine schwere Krankheit dazu kam, wurde es ganz schwierig. Er lässt die Schwerbehinderung (Grad 80) immer erst mal weg, sofern es nicht triftige Gründe gibt, sie zu erwähnen. Auch in der letzten Anstellung (alles kurze Einsätze über einen wirklich guten Dienstleister), hat er dies nie erwähnt. Eigentlich kann er nicht 40h arbeiten, allerdings sieht das die RV anders. Aber das ist ein anderes Thema. Jedenfalls ist/war für ihn auch das bewerben immer ein Horror auf Grund einiger Zeiten ohne Job bzw. dann verschiedensten (man macht halt lieber einen Job, als gar keinen, ist aber dann im Lebenslauf für viele Entscheider auch wieder nicht recht…). Dass man auch irgendwie überleben muss, ist da egal.
      Jedenfalls finde ich Ihre Ideen und Tipps, auch in den Folgekommentaren wirklich toll und gebe sie ihm gerne weiter, wenn es mal wieder dazu kommt, dass er sich bewerben muss! Ansonsten kann ich auch nur empfehlen, sich hier quer durch zu lesen. Meine unkonventionelle Art, mich zu bewerben und frei raus zu sagen, was mir wichtig ist, was ich kann und möchte (war auch ein Lernprozess) die ich seit Jahren praktiziere, wurde durch Herrn Slaghuis‘ Blog nur verstärkt und verfeinert. ;-) Alles Gute und ganz viel Erfolg und auf bald im wunderschönen Norddeutschland.

      1. Hallo Frau B,

        vielen Dank für die aufmunternden Worte. Ja, aufgeben ist keine Option. Obwohl die Momente, in denen man das anders sieht, immer häufiger werden. Wenn man dann aber hier so viele nette, aufmunternde und hilfreiche Kommentare lesen darf, gibt das einem wieder neuen Schwung :)
        Ich drücke Ihnen jedenfalls die Daumen, dass weder Sie noch Ihr Mann sich jemals wieder mit Bewerbungen befassen müssen und sie ihre Jobs langfristig behalten dürfen.

        Mein Stellengesuch habe ich nun noch einmal überarbeitet und die Tipps von Frau Riechers mit berücksichtigt. Nun gefällt mir das Ergebnis noch besser :D
        Bisher habe ich vier AGs damit überrascht (bisher habe ich eine Absage erhalten). Ich bleibe allerdings vorerst beim E-Mail Versand. Das hat schlichtweg finanzielle Gründe.
        Wenn Sich etwas ergibt, werde ich hier darüber berichten.

  3. Wow! Dieser Artikel spiegelt ganz genau mein Gefühl der letzten Jahre wider. Ich habe schon immer versucht mein Anschreiben nicht komplett 0815 zu halten, aber einen guten Einstieg zu finden ist leichter gesagt als getan.
    Ich stehe jetzt am Ende meines Masters und war auf der Suche nach einer Masterandenstelle. Vorige Anschreiben habe ich immer akribisch geplant und mich verbogen. Diesmal habe ich einfach selbstbewusst geschrieben was ich bzgl der Stelle fühle und wo ich hin möchte, ohne dieses repetitive und zähe Durchkauen des Lebenslaufs, einfach nur gelassen und ehrlich. Ich habe für alle Bewerbungen eine Einladung erhalten.
    Nur in einem Punkt möchte ich widersprechen: Das Anschreiben ist nach wie vor in seiner klassischen, starren Form sehr abschreckend. Es gibt auch andere Modelle, in denen dennoch Motivation und Freitext abgefragt werden. Beispielsweise hat das mMn Tchibo ganz gut umgesetzt. Hier muss man online einfach zwei Freitextfelder zur Motivation ausfüllen. Das nimmt schon alleine durch das weniger offizielle Setting viel Druck raus und davon können meiner Meinung nach sowohl Bewerber (weniger Druck) als auch Unternehmen (ehrliche, spontane, lockere Antworten) profitieren.
    Dennoch, wird mich jemand in Zukunft um Hilfe bei Bewerbungen bitten, werde ich diesen Artikel als Grundlage versenden.

  4. Der Ansatz stimmt auf jeden Fall. Das Anschreiben sollte etwas über den Bewerber und seine Motivation aussagen. Das phrasenhafte Anschreiben-Einerlei ist nicht sinnstiftend. Hier ist es allerdings eine Gratwanderung inwieweit sich der Bewerber äußern kann/darf. Es gibt durchaus kritische Themen. Ob sich aus einer „Glättung“ dann tatsächlich das richtige Bild ergibt, ist fragwürdig.
    Generell halte ich es für angebracht, dass man zuallererst aufgrund der passenden beruflichen Qualifikation für eine Stelle ausgewählt wird. Jede Vermutung hinter dem Lebenslauf, warum er sich so darstellt, ist rein spekulativ und begründet kein willkürliches Auswahlverfahren. Zudem wird in den beigefügten qualifizierten Arbeitszeugnissen die Arbeitsausführung bewertet und das Beschäftigungsende begründet. Leider fällt der Sinn dieser Zeugnisse oft der Zeitnot des
    Personalverantwortlichen zum Opfer. Außerdem können gegenseitige Absprachen
    in den Arbeitszeugnissen nicht ausgeschlossen werden.
    Die Vorauswahl auf dieses Verfahren zu reduzieren, bedeutet gleichzeitig, vom Bewerbungsprozess unabhängig zu sein. Es ist schlichtweg gleichgültig,
    ob das Anschreiben für den jeweiligen Personaler wichtig oder unwichtig ist.
    Offene Fragen lassen sich im Vorstellungsgespräch erläutern. Doch auch hier gilt, dass die Wahrheit nicht immer erwünscht ist und sich eventuell kontraproduktiv auswirkt. Nur im Gespräch lässt sich die Chemie zwischen den Beteiligten testen und vorab die Softskills einschätzen.

  5. Lieber Herr Slaghuis –
    ich bin regelmäßig in Ihrem Blog unterwegs, finde hier immer super Tipps und möchte Ihnen für Ihre Arbeit danken.
    Eine Frage zu diesem Beitrag: Wie stehen Sie dazu, im Anschreiben Bezug auf persönliche Veränderungsmomente zu nehmen? Z.B. auf Werteverschiebung durch Corona-Krise, Geburt eines Kindes / Elternzeit o.ä.?
    Danke und herzliche Grüße

  6. Danke für die Tipps, jetzt weiß ich wenigstens ein bisschen was ich schreiben kann.
    Ich habe mich schon immer an den sinnlosen Bla bla Sätzen darin gestört. Wurde immer Schief angeschaut, wenn ich mal etwas ehrlicher schreiben wollte (Mutter oder Vater drüber lesen lassen). Jetzt habe ich endlich die Bestätigung für mein jahrelanges Problem :D.
    Des Weiteren: Ich suche gerade einen neuen Job als Teilzeit. Das ist gefühlt schon schwerer, weil die Ausschreibungen zu 95% nur als Vollzeit ausgeschrieben sind.
    Dazu kommt, dass ich auch nicht so richtig weiß, was ich machen will. Nur dass ich das, was ich derzeit mache, nicht das ist, was ich weiter machen möchte. Daher suche ich gerade als „Neuorientierung“ einen Job, gepaart mit Teilzeit, das klingt manchmal für mich sehr unrealistisch.
    Was ich sagen wollte, würde mich freuen, wenn Sie einen Artikel schreiben könnten, zu wie komme ich aus meinen Trott raus, bzw. Neuorientierung.

  7. Hallo liebe Leser,
    einige meiner Probleme sind hier schon konkretisiert worden. Meine Berufsausbildung habe ich erst mit Anfang 30 abgeschlossen, als meine Tochter eingeschult worden war. Da ich lange Jahre Alleinerziehend war, habe ich trotz der nachgeholten Ausbildung lange keinen Job bekommen und entsprechend wenig Berufserfahrung.
    Nun, ich hatte zumindest das Glück, dass ich in Bezug auf Arbeitsgelegenheiten „ein Euro Jobs“ nicht zu irgendwelche Hilfstätigkeiten verdonnert wurde, sondern immer „berufsbezogen“ vermittelt wurde. In der Vergangenheit musste ich mir öfters sagen lassen, dass ich diese Tätigkeiten auch als Berufserfahrung angeben kann und soll, so versucht die Arge diese Jobs schmackhaft zu machen. Da diese Arbeitsgelegenheiten allerdings auch immer zeitlich befristet sind, bin ich mir da gar nicht mehr sicher, ob es wirklich hilft oder nicht. In meinem Lebenslauf habe ich Sie trotzdem mit aufgeführt.

    Auch Beschäftigungslose Zeiten sollte man immer mit im Lebenslauf führen, war die Aussage in meinem letzten Coaching, welches allerdings schon etliche Jahre her ist.
    Dabei soll man dann auch die Gründe für diese beschäftigungslose Zeit angeben. zum Beispiel Familienphase. So habe ich zwei Stellen in meinem Lebenslauf:
    einmal Familiäre Auszeit nach Tod des (zweiten) Ehemannes, nach seinem Tod wollte ich zeitgleich auch in meine Heimat, den Kölner Raum zurück,
    und noch eine zweite Position Familiäre Auszeit wegen Pflege der lebertransplantierten Mutter.
    Ich muss dazu anmerken, dass ich in meiner Essener Zeit lange Jahre ehrenamtlich in einem mobilen Pflegedienst tätig war. Mein verstorbener Mann war Selbstständig, daher hatte ich neben den vorbereitenden Tätigkeiten für den Steuerberater viel Zeit für sinnstiftende Tätigkeiten, in denen ich unseren Familienhund teilweise mit einbeziehen konnte. Sie hatte zwar keine Therapiehund-Ausbildung, aber dem Labrador liegt das ohnehin im Wesen.
    Da ich nicht das Know How habe um ein Unternehmen führen zu können, ging für mich dann die Arbeitssuche erneut los. Mit wenig bis keiner Berufserfahrung, aber weil man ja vom Jobcenter verpflichtet wird sich in ausreichendem Maße zu bewerben, hatte ich massive Probleme in meinem gelernten Beruf „Kauffrau für Bürokommunikation“ überhaupt einmal zum Vorstellungsgespräch eingeladen zu werden. Absagen haben die Unternehmen von heute auch nicht mehr nötig, man hängt einfach in der Luft.
    So habe ich zu guter Letzt als Produktionshelferin für wechselnde Zeitarbeitsunternehmen angefangen zu arbeiten, bis ich das aber auch nicht mehr konnte wegen massiver Rückenprobleme. heute darf ich nicht mehr als 5 kg heben.

    Dann bekam ich Anfang 2022 DIE Chance. Nicht ich habe mich beworben, ich wurde angerufen von einem Zeitarbeitsunternehmen, sie boten mir eine Stelle als EDV-Sachbearbeiterin an. Natürlich sollte nach 9 Monaten Übernahme erfolgen, daraus wurde natürlich nichts. (Und das bei einem Dienstleister für eine bundesdeutsche Behörde). Stattdessen wollte man weiter über Zeitarbeit beschäftigen, aber als Bonbon mit Equal Pay. (Machte ganze 8 Euro mehr im Monat aus, sollte man nicht alles auf einmal ausgeben … ) Dazu kam noch eine Prozessumstellung im Einsatzbetrieb … Wahllose Versetzung und Rückversetzung durch verschiedene Abteilungen, mit mangelnder Einarbeitung. Dadurch handelte es sich bei dem Einsatz am Ende ohnehin nur noch um äußerst stupiden Datenabgleich, und die geforderte Arbeitsweise war einfach nur … „beschämend“, mir fällt gerade kein anderer jugendfreier Ausdruck zur Umschreibung ein. Jede geforderte Berichtigung der Kundendaten kostet den Kunden Geld. Deshalb sollte dem Kunden meiner Ansicht nach zumindest gut erklärt werden, warum eine Berichtigung nötig ist, und vor allem was genau beanstandet wird. Aber einer deutschen Behörde untergliedert hat man das ja nicht nötig. Ich war am ende heilfroh, als man mir sagte, dass man mich dort nicht mehr weiter beschäftigen wolle.
    Seit April bin ich nun wieder einmal arbeitssuchend, denn einen anderen Einsatz konnte man mir im Zeitarbeitsunternehmen nicht anbieten. Im Moment in einer Bildungsmaßnahme um die Buchhaltungskenntnisse aufzufrischen. Denn das ist eigentlich das einzige an meinem gelernten Beruf, was mir wirklich liegt. Und nach dem ganzen Fiasko … Zahlen lügen wenigstens nicht.
    Aber wie verpackt man so etwas jetzt in ein Anschreiben? Kenntnisse nur in Theorie vorhanden, abgesehen von Belegsortierung.
    Für Tipps bin ich sehr dankbar.
    Herzliche Grüße

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