Coaching im betrieblichen Gesundheitsmanagement

Im Jahr 2010 nahm die Anzahl der Arbeitsunfähigkeitsfälle in Deutschland aufgrund von psychischen Erkrankungen um 9,5% gegenüber dem Vorjahr zu. Es wurden mehr Fälle aufgrund psychischer Erkrankungen als aufgrund von Herz- und Kreislauferkrankungen registriert. Diese Entwicklung ist besonders beunruhigend, da die durchschnittliche Dauer der Arbeitsunfähigkeit aufgrund psychischer Erkrankungen mit 23,4 Tagen mehr als doppelt so hoch ist wie der Gesamtdurchschnitt mit 11,6 Tagen. Warum Coaching ein wirksames Mittel für das betriebliche Gesundheitsmanagement ist.

Zunahme psychischer Erkrankungen im Beruf

In diesem Zusammenhang wird als psychische Erkrankung häufig die Diagnose Burnout genannt. Zwischen 2004 und 2010 haben sich die Arbeitsunfähigkeitstage aufgrund der Diagnose Burnout je 1.000 AOK-Mitgliedern von 8,1 Tagen auf 72,3 Tage erhöht. Hochgerechnet auf Deutschland bedeutet dies, dass rund 100.000 Menschen mit insgesamt mehr als 1,8 Millionen Fehltagen in 2010 wegen Symptomen, die mit dem Begriff Burnout bezeichnet werden, krankgeschrieben waren (Fehlzeiten-Report 2011).

Einsatz von Coaching mit zunehmender Akzeptanz

Der zukünftige Einsatz von Coachings in Unternehmen wird von Personalentwicklern mit 71% als stark steigend oder steigend eingeschätzt (Trigon Coaching-Befragung 2010). Coaching in Unternehmen wird immer beliebter – dies mag auch an einem zunehmenden Verständnis des Top-Managements sowie der Führungs- und Personalverantwortlichen liegen, wie Coaching ‚funktioniert’ und was es innerhalb kurzer Zeit leisten kann.

Der Druck auf Unternehmen wird weiter zunehmen, sich stärker um die Gesundheit der Mitarbeiter zu kümmern. Sowohl die Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt und der Wettbewerb zwischen Unternehmen um die besten Mitarbeiter als auch die gesundheitspolitischen Initiativen in Deutschland und Europa haben bereits dazu geführt, dass betriebliches Gesundheitsmanagement nicht nur ein Aushängeschild, sondern auch effektiv in der Unternehmenskultur verankerte Leitlinien und gelebte Prozesse darstellt. Die Wandlung des Gesundheitsmanagements weg von der Verringerung von Gefahren und Risiken im Unternehmen hin zu aktiver Förderung von Potenzialen und Ressourcen ist in vielen, insbesondere großen Unternehmen heute bereits beschritten.

Coaching im Gesundheitsmanagement: Mehr als Führungskräfte-Entwicklung

Die bestehenden Coaching-Angebote in Unternehmen sind jedoch häufig auf gezielte Maßnahmen im Rahmen einer Personalentwicklung oder auf bestimmte Hierarchieebenen begrenzt. Während Führungskräfte schnell in den Genuss von Coachings kommen, so bleibt dies der Mehrzahl der Arbeiter und Angestellten ohne Führungsverantwortung heute noch verwehrt. „Was sollen unsere ’normalen‘ Mitarbeiter beim Coach?“ und „Das ist zu teuer“ sind Reaktionen, die ich häufig höre, wenn ich mit Personalentwicklern über Coaching im Unternehmen spreche.

Ich bin der Meinung, dass Coaching heute mehr sein sollte als ausschließlich Führungskräfte-Entwicklung oder Management-Sparring. Gelingt es einem Unternehmen, zusätzlich Coaching-Angebote für seine Mitarbeiter auf freiwilliger Basis und Hierarchie übergreifend zu öffnen, um dort sowohl private als auch berufliche Anliegen anzusprechen, wird dies zu einer Verbesserung der Situation jedes Einzelnen und damit zum Erfolg des Unternehmens beitragen.

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Dr. Bernd Slaghuis

Ich arbeite als Karriereberater & Bewerbungscoach und habe mich auf Themen rund um die Karriereplanung und berufliche Neuorientierung spezialisiert. Seit 2011 habe ich über 2.000 Angestellte bei ihrem nächsten Schritt im Beruf sowie im Bewerbungsprozess begleitet - über alle Hierarchieebenen und Branchen hinweg - Online oder in meinem Kölner Büro. Meine Erfahrungen teile ich hier im Blog, in meiner SPIEGEL-Kolumne sowie als XING Insider und LinkedIn Top-Voice.

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