Bewerbungsfrust: Warum du wieder mehr dir selbst vertrauen solltest

Gehörst du auch zu denjenigen Bewerbern, die sich ständig Gedanken machen, was sie noch alles tun können, um ihre Bewerbung zu optimieren und endlich damit zu punkten? Und je länger sich deine Suche schon hinzieht und je mehr Absagen du kassierst, umso dringender hältst du Ausschau nach dem einen entscheidenden Tipp, der diese maximal frustrierende Phase in deinem Leben endlich beenden wird? Dann kommen solche Meldungen wie diese wie gerufen:

Studie belegt: An diesem Tag hat eure Bewerbung die größte Chance auf Erfolg und  wenn ihr eure Bewerbung um eine bestimmte Uhrzeit abschickt, könnte das eure Chancen ums Fünffache erhöhen und ein Psychologe verrät: Mit dieser Frage im Vorstellungsgespräch erhöhen Bewerber ihre Chancen auf fast 100 Prozent.

Jetzt weißt du Bescheid: Du musst nur deine Mail mit der Bewerbung montags zwischen 6 und 10 Uhr absenden, denn es ist super wichtig, dass sie früh morgens ganz oben im Postfach des Personalers aufschlägt. Schließlich ist bewiesen, dass Recruiter montags noch frisch nach dem Wochenende am besten gelaunt und am gutmütigsten sind, um dir gleich die Einladung zum Gespräch retour zu schicken. Dort ist dann die für dich alles entscheidende Frage „Warum haben Sie mich eingeladen?“ – und schwuppdiwupp bist du der Glückliche, dem der Job ganz und gar sicher ist. – Wer’s glaubt!

Ich finde es überhaupt nicht verwerflich, wenn werbefinanzierte Online-Portale mit solchen klickstarken und eindimensionalen Bewerbungs-„Tricks“ Geld verdienen. Die Nachfrage bestimmt schließlich auch online das Angebot.

Was mich allerdings beschäftigt, das ist ebendiese Nachfrage und damit das in unserer Gesellschaft immer stärker werdende Verlangen nach solchen schnellen und vermeintlich todsicheren ‚Du musst nur diese eine Sache tun, um erfolgreich zu sein‘-Rezepten.

In einer Gesellschaft, die sich immer stärker Selbstbestimmtheit, Individualität und Meinungsfreiheit auf die Fahnen schreibt, sich jedoch gleichzeitig derart abhängig von fremder Meinung macht und blindlings befolgt, was Studien beweisen und Experten raten.

‚So macht man das!‘ wird in unserem täglichen Denken und Handeln viel zu häufig zur bequemen, weil schnellen Wahrheit. Das eigene Weltbild, die eigene Haltung und die hieraus resultierende persönliche Meinung und Handlungsweise aus innerer Überzeugung treten mehr und mehr in den Hintergrund.

Stattdessen wird die Abhängigkeit vom Außen größer. Das ist praktisch, denn wenn alle diese Tipps und Ratschläge wider Erwarten doch nicht funktionieren, ist es ein Leichtes, mit dem Finger auf andere zu zeigen oder sich zum besonders schweren Fall zu erklären, um aus der mitleidigen Anteilnahme seiner Lieben neue Kraft zur kollektiven Jammerei über Gott und die Welt zu schöpfen.

Und so richten gefühlt immer mehr Menschen ihr Handeln immer häufiger an diesem zur komfortablen Gewohnheit mutierten Denkmuster aus:

Es ist nicht richtig, was du denkst, was du tun kannst, sondern es ist wichtiger, was andere sagen, was richtig ist, was du tun musst.

Doch was ist von deinem Selbstbewusstsein übrig, wenn du verlernt hast, dir selbst bewusst zu werden? Wie groß ist dein Selbstvertrauen, wenn du nicht mehr deinem eigenen Wissen und deinen vielen wertvollen Erfahrungen vertraust, sondern vielmehr darauf, was andere Menschen sagen, was richtig für dich ist?

Es tut mir leid, dich zu enttäuschen, aber du wirst im Leben nicht glücklich werden, nur weil du diese eine entscheidende Frage beantworten kannst, die sich Steve Jobs jeden Morgen gestellt hat. Du wirst im Beruf nicht erfolgreich werden, nur weil du die drei geheimsten Tricks kennst, die Elon Musk groß gemacht haben. Und du wirst als Bewerber die Stelle nicht bekommen, nur weil du deine Mail montags morgens um 8.55 Uhr verschickst.

Ja, ich gebe als Karriere-Coach und Experte ebenso Tipps. Hier im Blog, in meinen Kolumnen und natürlich auch persönlich im Coaching. Doch es ist mir wichtig, dass du der Chef deines Lebens bleibst.

Ich kann dir meine Perspektive auf deine Themen aufzeigen, kann dir meine persönliche Meinung sagen, dir ein Feedback zu deinen Gedanken sowie deinem Verhalten geben und dich an meinen Erfahrungen teilhaben lassen. Doch ich werde niemals zu dir sagen: Vertraue mir, so musst du es machen, weil ich es besser weiß und Recht habe.

Ich ermutige Bewerber vielmehr, stärker ihr Ding zu machen. Es ist nicht entscheidend, ob „man“ etwas so macht, weil es in den Bewerbungsratgebern so geschrieben steht oder weil Studien es beweisen. Du kannst dies alles in deine Überlegungen einbeziehen und vielleicht ist es auch wichtig, weil es Dir das Gefühl von Sicherheit gibt. Doch ebenso wichtig ist es, dass du darauf vertraust, dass du es selbst weißt und schließlich das machst, was du für richtig hältst. Denn nur so bist du als Bewerber und Mensch Chef deines Lebens und hast die Möglichkeit, dich echt von anderen Bewerbern zu unterscheiden.

Es wird dich kaum überraschen: Bewerber mit einem gesunden Selbstvertrauen haben die besseren Karten. Ein Selbstvertrauen, das ausstrahlt, dass du eine eigene Meinung hast, eine Haltung, Persönlichkeit. Dass du dich nicht anpasst und verbiegst, nur, um zu gefallen, sondern auf deine Ecken und Kanten stolz bist, die dich als Individuum auch auszeichnen. Dass du nicht nur Erwartungen gerecht werden musst, sondern auch deine eigenen Ziele besitzt und sie verfolgen darfst. Dass du dir selbst treu bleibst und darauf vertraust, zu wissen, was wichtig und richtig für dich ist.

Du fragst dich, wie das geht? – Vertraue Dir, dass du es weißt.

 

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Dr. Bernd Slaghuis

Ich arbeite als Karriereberater & Bewerbungscoach und habe mich auf Themen rund um die Karriereplanung und berufliche Neuorientierung spezialisiert. Seit 2011 habe ich über 2.000 Angestellte bei ihrem nächsten Schritt im Beruf sowie im Bewerbungsprozess begleitet - über alle Hierarchieebenen und Branchen hinweg - Online oder in meinem Kölner Büro. Meine Erfahrungen teile ich hier im Blog, in meiner SPIEGEL-Kolumne sowie als XING Insider und LinkedIn Top-Voice.

Dieser Beitrag hat 14 Kommentare
  1. Lieber Bernd,

    ich bin gerade dabei, Bewerbungen zu versenden und es trudelt Dein Newsletter ein :) Genau zum richtigen Zeitpunkt, da ich mich schwer tue, Plattitueden zu kopieren. Ich habe zu gut deutsch „die Schnauze voll“, perfekt sein zu muessen und alle den Erwartungen und Standards genuegen zu muessen. NEIN!!! NO WAY! Ich bewerbe mich soeben gerade aus meinem Working Holiday Trip in Australien heraus und „fordere“ eine alternative Moeglichkeit zur standardisierten VOR-ORT-ANWESENHEIT. Wie bereits immer wieder betont wurde, ist es uns gleichermassen „gestattet“ Ansprueche zu stellen. Ich bin ehrlich, die Vorschlagsunterbreitung meinerseits bzgl. des alternativen Vorstellungsgesprachs ist ganz schoen keck, aber keineswegs uberheblich :)

  2. Lieber Bernd,
    genau so :) !!!!
    … die meisten trauen sich nicht, sich individuell zu bewerben, aber gerade das ist das was der/die Personaler/Fachabteilung sucht. Und ich finde es immer schrecklich, wenn ich nach Bewerbungsvorlagen gefragt werde. Häufig hilft dem Bewerber die Vorstellung: Stell dir vor, du bist Personaler und es liegen 500 Bewerbungen auf dem Tisch (oder im Postfach) welche schaust du dir zuerst an? Oder welche schaust du dir länger an?

  3. Hallo Bernd,

    wieder ein toll geschriebener Beitrag! Ich habe mittlerweile auch die Nase gestrichen voll von den unzähligen Empfehlungen im Netz, die sich doch alle irgendwie gleichen. Was habe ich mich in den letzten Wochen und Monaten mit Formulierungen verkopft, nur um vermeintlich aus der Masse herauszustechen. „Hauptsache, die Luft scheppert“, wie man hier in Bayern so schön sagt :-))

    Meine letzte eMail-Bewerbung habe ich so verschickt: ein kurzes, knappes Textlein mit Stichpunkten zu meiner Qualifikation, passend zur Stelle. Dazu Lebenslauf (ausgedünnt, nur die für die Position relevante Aufgabenfelder aufgeblasen) .Und mit der inneren Einstellung „Take it, or leave it!“ abgeschickt. Prompt kam ein Anruf „Ihre Bewerbung hat uns sehr gut gefallen“. Nächste Woche habe ich einen Bewerbungstermin :-)

      1. Vielen Dank! Vielleicht sollte ich ins Vorstellungsgespräch gleich mal mit dem Jugendsprech des Jahres 2017 einsteigen: „I bims, die Neue vong Firma!“ :-)))

  4. Wir leben doch in einer Zeit, wo einem alles vordiktiert wird. Das fängt doch schon als Baby an.
    Was, er/sie geht nicht in die und die Gruppe?
    Trägt nicht die oder die Markenklamotten? Später dann kommt noch hinzu,
    „Hat kein Appel-Produkt?“.
    Und so weiter.

    Dann noch, dass die Schulen kaum mehr als Wiederholanstalten sind. Da wird bestraft, wer eine eigene Meinung/Vorstellung hat.
    -Wenn ich hier bei Xing mir die Texte auf den Startseiten unter dem Bild ansehe, wie viele haben dort Zitate von anderen Personen. Können wir uns nicht mehr selber ausdrücken?-

    Fakt ist, wer selber denkt und sich selber vertritt, landet ganz schnell in dem Ruf sich nicht eingliedern zu wollen/können. Also ist er/sie in den Augen der Anderen nicht teamfähig!
    Dabei, ein Team lebt von unterschieden. verschiedenen Herangehensweisen, verschiedenen Denkmustern. Aber das ist wohl irgendwie untergegangen.

    Und ja, es ist unheimlich leicht sich nach Anderen zu richten. Da stimme ich voll überein. Geht da was schief, waren es immer die Anderen. Füher hätte man diese als Fetischisten bezeichnet. -Solange es gut geht behält man es bei, Geht es schief wechselt man seine Weißheit einfach gegen eine andere Weißheit aus.-

    Schöne Beispiele, wie einem die heile Welt vorgespeilt wird, kann man jeden Tag in der Werbung sehen. Wie oft fragen da Personen Computer, was sie wo bekommen oder was sie anziehen sollen.
    Da kann ich nur Fragen, braucht das jemand?

    Vor Jahrzehnten habe ich schon Zukunftsromane gelesen, wo Menschen quasi nicht mehr denken musste, weil Maschinen ihnen alles abnahmen. Wollen wir da hin? Ich nicht.

    Ich brauche keine Vorbilder, die ich nur nachmache. Ich kann aus Miserfolgen und Erfolgen anderer Personen Schlüsse ziehen, aber was ich mache und denke ist meine Sache.

    Und, auch wenn ich mich jetzt aus anderen Beiträgen wiederhole, ist denn an einem Tipp im Internet noch „geheim“ oder erfolgversprechend? Was soll der noch helfen, wenn tausende Arbeitssuchende den bereits kopiert haben? Und meist wiedersprechen sich die „Geheim-Tipps“ auch noch.
    Jeder muss für sich seinen Weg finden. Und wenn es diesmal nichts wird, dann eben nicht. Wo ist das Problem?

    Daher stehe ich voll hinter der Aussage des Textes.

  5. Hallo Herr Dr. Slaghuis,

    vielen Dank für den tollen Artikel. Endlich mal jemand, der nicht die Bewerber verbiegen möchte und man dann nur verkrampfte und sehr unsichere Bewerber vor sich hat, die bei jeder Frage überlegen müssen, was den nun laut Bewerbungsberater die richtige Antwort ist. :) Und wehe, diese waren bei zwei Beratern.
    Während meiner Arbeit habe ich immer wieder darauf hingewiesen, die Kandidaten sollen einfach sie selbst sein und siehe da, mit Erfolg. Das hat mich immer wieder bestätigt.

    Nochmals Danke und eine gute Zeit.

    Andrea Ulpts

  6. Starker Beitrag Dr. Slaghuis.

    Sie haben es hervorragend auf den Punkt gebracht. In der heutigen Zeit begegnen wir täglich Klickbaits die uns DIE Heillösung versprechen. „Wenn du DIESE eine Morgenroutine befolgst, dann wirst du supererfolgreich, wenn du dir DIESES Mindset aneignest, dann und NUR dann …“

    Ich lasse mich auch von erfolgreichen Leuten inspirieren und Steve Jobs und Elon Musk (aber auch Bill Gates, Jack Ma, Arnold Schwarzenegger) gehören dazu. Es bringt aber nichts, bestimmte Verhaltensmuster von anderen zu kopieren.

    Man sollte seinen eigenen Weg finden und gehen.

    Viele Grüße
    Sladjan Lazic

  7. Ich wünschte, mir würde mal jemand helfen mit Bewerbungen usw.
    Hab eine berufliche Reha (Umschulung) 2015 erfolgreich (gute 3) abgeschlossen und seitdem 160 Bewerbungen geschrieben und in der Zeit vielleicht 5 Vorstellungsgespräche gehabt. So viel zum Thema „Glaub an dich“. Ich muss ja schon Kacke sein (Bewerberfrust), wenn ich nicht mal zum Gespräch geladen werde.Häng also seit 2015 wieder in meinem alten (verhassten) Beruf und kein Wechsel ist in Sicht.
    Was soll man denn denken? Natürlich habe ich mir viele Ihrer Blogs hier zu Herzen genommen (Absagegründe zbsp., weil die Stelle eher auf ein Mädel von 25 ausgelegt war und nicht auf einen 43-Jährigen, oder intern eigtl schon vergeben war, etcpp.). Aber wenn man ein Stellenangebot liest (und ich warte immer 2-3 Tage bevor ich die Bewerbung abschicke, weil ich über die Firma recherchiere via deren Internetpräsenz, kununu, facebook (Besucherbeiträge) etcpp), worauf man dann wirklich 120% Bock drauf hat und es kommt die Absage, dann frustet es ungemein. Denn ich gehöre zu den Leuten, die sich wirklich mit ihrer ARbeit auch identifizieren wollen und nicht jedweden Mist (Betrachtungsweise) annehmen. Naja. Hab ich ja jetzt. Den „jeden Mist“. Vielleicht sollte ich diesen Frust als Fauxpass mal in die Bewerbung hämmern?

  8. Genau so etwas wie Montag von 6 bis 10 Uhr lese ich sehr oft in Linkedin. Und bloß nicht am Freitag schreiben, denn dann ist der Personaler total müde von der Arbeitswoche.

    Auch ich, im telefonischen IT Support, bin um 18 Uhr müde von der Woche. Aber ich muss um 18 Uhr einen Anrufer noch helfen ins VPN Netz einzuwählen und umfangreiches Troubleshooting machen. Ich kann nicht um 18 Uhr sagen, wo ich noch zwei Stunden arbeiten muss (bis 20 Uhr), dass ich keine Lust darauf habe, denn schließlich ist ja Freitag. Ich habe schon sehr oft am Freitag bis 20 Uhr gearbeitet, während die meisten Leute dann schon im Freibad waren (im Sommer) oder im Biergarten oder sonst wo, aber nicht mehr auf der Arbeit.

    Auch der Krankenpfleger, Ärzte, der Tankstellenverkäufer, Moderator im Radio und Fernsehen, der Pilot, der Lokführer, der Schaffner, der Supermarktangestellter, der Callcenter-Mitarbeiter, in den Kraftwerken Kohle, Kernkraft etc.. müssen am Freitag um 20 Uhr und länger arbeiten.

    Nur beim Personaler soll man eine Ausnahme machen, weil sie ja besonders viel arbeiten, viel mehr als ein Krankenpfleger wohl kaum oder im IT Support oder der Lokführer, deinen tonnenschweren Zug mit Menschen an Bord hinter sich hat oder derjenige, der in der Schaltzentrale eines Kernkraftwerks arbeitet und hoffentlich eine Kernschmelze verhindern kann.

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