Lösungen finden. Vergessen Sie zuerst das Problem!

Wie viel Zeit verbringen Sie in Meetings, in denen ausschließlich Probleme diskutiert werden? Gehören Sie auch zu diesen Jour-fixe-Opfern, die sich regelmäßig mit ihren Chefs oder Kollegen treffen müssen, um bei Gebäck und Kaffee die schlechten Umsatzzahlen und die neuesten Kundenbeschwerden in epischer Breite auszuwälzen und Schuldige für diese Miseren zu finden? Am Ende des Tages sind alle Probleme besprochen, jeder ist frustriert, doch es verändert sich meist nichts. Wie auch?! Albert Einstein sagte: „Probleme lassen sich niemals mit derselben Denkweise lösen, durch die sie entstanden sind.“ Die folgenden 5 Gründe erklären, warum Sie für die Lösung eines Problems das Problem nicht verstehen müssen und es am besten auch schnell wieder vergessen sollten.

1. Probleme sind Vergangenheit!

Wer heute Zeit damit verbringt, die Probleme von gestern zu diskutieren, befindet sich in der Vergangenheit. Die Welt hat sich aber weitergedreht. Das Denken in der Vergangenheit verhindert das Denken in Lösungen für die Zukunft. Wer in der Perspektive „Warum ist es soweit gekommen?“ feststeckt und es nicht in die Perspektive „Was kann ich tun, damit …“ schafft, dreht sich weiter um sein Problem und wird nicht hinaus finden.

Perpsektivwechsel-Tipp:

Sobald Sie ein Problem als solches identifiziert haben, nehmen Sie es zur Kenntnis. Ärgern Sie sich vielleicht kurz darüber oder lassen andere Emotionen zu, die in Verbindung mit dem Problem bei Ihnen hochkommen. Schauen Sie auch darauf, was Sie vielleicht hätten anders machen können. Dann ist es aber auch gut. Machen Sie einen Haken dran! Das Problem ist eingetreten und fakt, Sie können dies nicht mehr ändern. Entscheiden Sie sich ganz bewusst dafür, das Problem Vergangenheit sein zu lassen und ab sofort nicht mehr zurück zu blicken. Richten Sie vielmehr von nun an Ihren Blick nach vorne.

2. Problemdenken motiviert nicht!

Wie geht es Ihnen nach einer 2-stündigen Sitzung mit Ihren Kollegen, in der Sie wieder einmal nur die Probleme durchgekaut haben? Ja, kollektives Jammern verbindet im Kollegenkreis. Und das Mitleid unserer Freunde, wenn wir private Probleme haben, tut uns (gefühlt) in diesem Moment auch gut. Wir werden verstanden und wir glauben, dass es uns hilft zu wissen, dass auch andere Probleme wie wir haben. Doch weder das Problemdenken im Job noch das Mitleid unseres Umfelds schaffen es, uns in einen lösungsorientierten Zustand zu versetzen. Solange das eigene Denken und Handeln um das Problem kreist, fühlen wir uns schwach und kommen aus diesem Hamsterrad nicht heraus.

Perpsektivwechsel-Tipp:

Machen Sie sich bewusst, dass Fehler und Probleme Sie im Leben auch weiterbringen. Nicht umsonst heißt es „Aus Fehlern wird man klug.“ Vielleicht können Sie dem Problem ja sogar etwas Positives abgewinnen? War es für etwas gut, diese Erfahrung gemacht zu haben? Verpassen Sie Ihrem Problem in Gedanken einen anderen Rahmen. Fokussieren Sie sich auf das, was heute bereits gut funktioniert und versuchen Sie, diese Dinge zu verstärken. Welche Motivation können Sie daraus ziehen, im nächsten Schritt etwas anders und vielleicht auch besser zu machen?

3. Probleme erklären ist Zeitverschwendung!

Weder die Rechtfertigung für eingetretene Probleme noch die Erklärungen, warum wir uns so und nicht anders verhalten haben oder – sehr beliebt! – wer unserer Kollegen Schuld ist, tragen dazu bei, dass wir der Lösung näher kommen. Die Schuld auf andere Menschen zu schieben lenkt nur von der eigenen Verantwortung ab und ist vergangenheitsgerichtet. Steve de Shazer, Mitbegründer der lösungsorierten Kurztherapie sagte: „Der Lösung ist es egal, wie das Problem entstanden ist.“ Um den Weg zur Lösung eines Problems zu finden, müssen wir das Problem selbst nicht verstehen. Dies ist auch meine Grundhaltung in den Coachings mit Klienten und einer der Gründe dafür, warum die im Coaching eingesetzten Methoden so effektiv sind.

Perpsektivwechsel-Tipp:

Hören Sie damit auf, die Vergangenheit zu erklären. Diese Energie sollten Sie lieber in die nächsten Schritte investieren. Beginnen Sie im Hier und Jetzt Ihren weiteren Weg, um Ihren Zielen näher zu kommen. Vergessen Sie das, was Sie vielleicht in die Sackgasse geführt hat, in der Sie gerade feststecken. Das alles ist Geschichte und nicht mehr zu ändern. Fokussieren Sie sich auf Ihre Stärken und Fähigkeiten, die Sie in Ihrem bisherigen Leben gesammelt haben – hierfür dürfen Sie gerne zurückblicken! Welche dieser Stärken können Sie heute nutzen, um den nächsten Schritt zu gehen? Wer aus Ihrem Umfeld kann Ihnen hierbei vielleicht auch behilflich sein?

4. Probleme loswerden ist keine Lösung!

„Ich möchte das nicht mehr.“ Achten Sie selbst einmal darauf, wie häufig Sie zum Ausdruck bringen, dass Sie etwas nicht mehr tun/haben möchten. Das ist ganz typisch für unser Denken, denn wir erleben eine Situation und wissen genau, was wir nicht möchten. Ein Problem loszuwerden ist ein sogenanntes Vermeidungsziel. Sich als Ziel zu setzen, von etwas Schlechtem wegzukommen ist für unser Gehirn nicht sonderlich attraktiv. Viel größer ist stattdessen die Motivation, zu etwas Erstrebenswertem hinzukommen. Mehr über Vermeidungs- und Annäherungsziele finden Sie  hier.

Perpsektivwechsel-Tipp:

Verändern Sie die Perspektive bei der Formulierung Ihrer Ziele. Denken Sie nicht an „ich möchte weg von“ sondern fokussieren Sie sich auf „ich möchte hin zu“. Häufig haben wir ein Problem damit, diese Hin-zu-Ziele zu formulieren. Achten Sie darauf, dass Sie Ihre Ziele positiv ausdrücken. Tappen Sie in die Vermeidungsziel-Falle, dann stellen Sie sich die Frage, was anstelle dessen sein soll.

5. Der Weg ist das Ziel!

Egal, was oder wer Sie in eine unliebsame Situation geführt hat, Sie möchten daran etwas verändern. Es geht um die nächsten Schritte, die Sie ab heute gehen möchten. Je detaillierter Sie sich Ihren Weg in Gedanken vorstellen, umso höher die Wahrscheinlichkeit, dass Sie ihn realisieren. Ein Hürden-Läufer stellt sich vor dem Start in Gedanken vor, wie er welche Hürden überwindet und schließlich durchs Ziel läuft. Würde er darüber nachdenken, dass ihm vor einer Stunde in der Ankleide der Schnürsenkel seines Schuhes gerissen ist, brächte ihn dies in diesem Moment nicht weiter, sondern wäre kontraproduktiv.

Perpsektivwechsel-Tipp:

Sobald Ihnen klar ist, welches Ziel Sie ansteuern wollen, können Sie sich auf den Weg dorthin machen. Um das Ziel jederzeit im Blick zu haben, sollten Sie so selten wie möglich in den Rückspiegel schauen, denn Ihnen werden tausend Gründe auf dem weiteren Weg einfallen, warum Sie den nächsten Schritt nicht schaffen können. Alle Killerphrasen, die Sie sicherlich auch aus Ihrem Job kennen, sind Glaubenssätze zu eigenen Erfahrungen oder Ihrer Erziehung. „Das hat noch nie funktioniert“ oder „Das habe ich noch nie geschafft“ sind typsiche Beispiele hierfür. Entscheiden Sie sich bewusst dafür, diese Ansichten infrage zu stellen. Erfahrungen aus der Vergangenheit sind wichtig und nützlich, denn sie zeigen Ihnen, was Sie gut können und wieviel Sie in Ihrem Leben schon geleistet haben. Nutzen Sie diese aktiv auf auf Ihrem Weg zu Ihren Zielen und beginnen Sie heute, die nächsten Schritte vorwärts zu gehen. Die Länge Ihrer Schritte entscheiden Sie ganz alleine.

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Dr. Bernd Slaghuis

Ich arbeite als Karriereberater & Bewerbungscoach und habe mich auf Themen rund um die Karriereplanung und berufliche Neuorientierung spezialisiert. Seit 2011 habe ich über 2.000 Angestellte bei ihrem nächsten Schritt im Beruf sowie im Bewerbungsprozess begleitet - über alle Hierarchieebenen und Branchen hinweg - Online oder in meinem Kölner Büro. Meine Erfahrungen teile ich hier im Blog, in meiner SPIEGEL-Kolumne sowie als XING Insider und LinkedIn Top-Voice.

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