Per Matching zum Traumjob: Instaffo macht Bewerbungen überflüssig

Seit einiger Zeit beobachte ich zwei Trends im Bereich HR/Recruiting: Eine zunehmende Automatisierung des Matching von Kandidaten und Positionen und auf der anderen Seite die stärkere Fokussierung auf den Kandidaten als Menschen. Zwei Entwicklungen, die zunächst scheinbar in unterschiedliche Richtungen gehen, sich jedoch meiner Meinung nach im Idealfall perfekt kombinieren lassen. In dieser Woche ist die Plattform Instaffo online gegangen mit der Ansage, den Recruiting-Markt zu revolutionieren. Spannend finde ich hier die häufig im Auswahlprozess zu wenig beachteten Persönlichkeitseigenschaften sowohl bei der Stellenausschreibung als auch bei den Kandidatenprofilen. Wie Instaffo Experten und Unternehmen ohne den herkömmlichen Bewerbungsprozess zusammenbringen möchte, darüber habe ich mit Daniel Schäfer, einem der beiden Instaffo-Gründer und Geschäftsführer gesprochen:

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Daniel Schaefer Instaffo

Daniel Schäfer ist Gründer und Geschäftsführer der Instaffo GmbH. Nach seinem BWL-Studium in Heidelberg war er im Strategiebereich für den Vorstand eines großen deutschen Personaldienstleisters tätig. Seit November 2014 leitet er den strategischen Auf- und Ausbau des Heidelberger Startups.

Sie sind in dieser Woche mit Instaffo online gegangen. Bitte beschreiben Sie Ihr Angebot.

Daniel Schäfer: Unser Angebot richtet sich an ambitionierte Professionals, Experten und Executives, die aktiv oder inaktiv auf der Suche nach ihrem nächsten Karriereschritt sind, aber auch an Unternehmen und deren Wunschkandidatenprofile. Die Plattform führt mittels Matching-Algorithmus die Karriereziele der Kandidaten und die Anforderungen der Unternehmen optimal zusammen. Dabei bieten wir den Kandidaten eine exklusive Karriereberatung ohne lästige Bewerbungsprozesse.

Herr Schäfer, Sie kommen von einem großen Personaldienstleister. Was sind heute die Hauptursachen, warum Jobwechsler und Arbeitgeber nicht gut zueinander finden und was hat für Sie persönlich den Impuls gegeben, Instaffo zu gründen?

Daniel Schäfer: Angebot und Nachfrage stellen gerade in Spezialbereichen wie IT und Ingenieurwesen ein großes Problem dar – einer hohen Nachfrage steht ein geringes Angebot gegenüber. Die besten Arbeitnehmer befinden sich in einer Festanstellung und sind so dem Arbeitsmarkt nicht verfügbar. Sie sind passiv oder nur latent suchend – heißt, sie sind offen für Neues, suchen aber nicht direkt danach.

Diese Spezialisten zu erreichen, ist eine Herausforderung, die über aktive Mechanismen, wie herkömmliche Stellenausschreibungen, nicht gemeistert werden kann. Es fehlen folglich Alternativen zu herkömmlichen Headhunteraktiviäten – Plattformen, die die Anonymität der Nutzer wahren und für diese nach dem nächsten Karriereschritt „suchen“. Und genau daran knüpft Instaffo an: Unser Ziel ist es, den nächsten Karriereschritt für Fach- und Führungskräfte zu finden.

Werden Headhunter also bald vom Roboter abgelöst? Oder gibt es zukünftig noch Fälle, in denen klassisches Headhunting Vorteile hat?

Daniel Schäfer: Vorerst nicht. Headhunter und Personalvermittler sind häufig breit aufgestellt. Sie bilden in der Regel nicht nur das Perm-Geschäft (Vermittlung in Festanstellung) ab, sondern auch die Bereiche des Contracting und der Arbeitnehmerüberlassung. Nichtsdestotrotz ist der Markt stetig in Bewegung und durch immer intelligenter werdende Systeme und Mechanismen wird die Luft für Headhunter und Personaldienstleister langsam dünner.

Einen großen Vorteil für Headhunter sehe ich jedoch im Executive-Search: Hier kommt es auf ein starkes persönliches Netzwerk und soziale Intelligenz an. Gerade letzteres kann auch in Zukunft von Mechanismen nur schwer übernommen werden.

Sie sagen, Ihr System könne die Potenziale der Kandidaten erkennen. Wie kann das maschinell funktionieren, wenn Lebensläufe heute immer weniger geradlinig und Karrierewege vielfältiger werden?

Daniel Schäfer: Die Potenziale der Kandidaten können bei Instaffo über einheitlich strukturierte Datensätze erkannt werden. Unser System erfragt und analysiert Informationen, die in der Regel erst in einem ersten Gespräch Thema sind. Hierdurch stellen wir eine Erleichterung bei Entscheidungen für den HR-Bereich dar. Dennoch möchten wir keinesfalls das persönliche Gespräch ersetzen. Die persönliche Note ist und bleibt die wichtigste Komponente im Recruiting-Prozess. Den Weg dorthin möchten wir allerdings so schnell und einfach wie möglich gestalten.

Und wie wird Ihr System reagieren, wenn ein Manager sich entscheidet, mit dem nächsten Karriereschritt Führungsverantwortung abzugeben (Downshifting)?

Daniel Schäfer: Ziele und Wünsche ändern sich. Diese Änderungen können direkt auf der Plattform hinterlegt werden. Folglich ändert sich auch die Auswahl der Jobangebote, für die der jeweilige Kandidat in Frage kommt.

Ihr Matching-Algorithmus berücksichtigt neben Fachkompetenz auch Berufserfahrung sowie die Persönlichkeitseigenschaften der Kandidaten. Wie ist die Gewichtung und wie identifizieren Sie die Persönlichkeitsmerkmale?

Daniel Schäfer: Der Algorithmus erkennt die Wichtigkeit der Bereiche bereits beim Anlegen der zu besetzenden Position durch das Unternehmen und gewichtet die einzelnen Bausteine selbstständig.

Im Bereich der Persönlichkeit haben wir aufbauend auf der Myers-Briggs-Typenindikator-Skala und der Theorie der Persönlichkeits-System-Interaktionen von Prof. Dr. Kuhl (PSI Theorie) einen implizit messenden Test, den IVPA (Instaffo Visual Potential Analysis) entwickelt.

Dieser Persönlichkeitstest misst auf rein visueller Basis diese zeitstabilen Persönlichkeitsmerkmale, ermöglicht Rückschlüsse auf Wahrnehmungssysteme und Entscheidungsstrukturen und klassifiziert diese.

Obwohl die Persönlichkeit eines Menschen einzigartig und unverwechselbar ist, lassen sich Präferenzen erkennen: Woher nimmt der Mensch seine Energie, wie nimmt er seine Umwelt wahr, wie trifft er auf Basis des Wahrgenommenen seine Entscheidungen und welchen Lebensstil pflegt er.

Viele Stellenanzeigen sind heute voller allgemeiner Worthülsen. Wissen Arbeitgeber genau, wen sie suchen? Wie unterstützen Sie sie, ein griffiges Matching-Profil  zu definieren und welche Erfahrungen machen Sie im Kontakt mit HR?

Daniel Schäfer: Unser System lernt dazu. So werden dem Kunden über Erfahrungswerte immer bessere Vorschläge unterbreitet. Man kann sich dies ein wenig wie Amazon vorstellen: wir bilden letztendlich Relationen zu bestehenden Kandidatenprofilen sowie ähnlichen Stellenausschreibungen.

Gibt es Schwerpunkte nach Branchen oder Positionen? Wen möchten Sie mit Instaffo auf Arbeitgeber- und auf Bewerberseite ansprechen?

Daniel Schäfer: Zu Beginn fokussieren wir uns auf Bereiche, in denen eine hohe Nachfrage besteht, wie beispielsweise die IT-Branche. Die Expansion in weitere Bereich ist jedoch geplant und soll zeitnah erfolgen.

Wie sieht das Geschäftsmodell von Instaffo aus? Müssen auch Bewerber für die Registrierung, den Persönlichkeitstest oder die Vermittlung zahlen?

Daniel Schäfer: Nein, unser Service auf Expertenseite ist kostenfrei. Unser Ziel ist es, die Plattform für den nächsten „bewerbungsfreien“ Karriereschritt zu werden. Auch Kunden (Unternehmen) zahlen nur bei erfolgreicher Vertragsunterschrift mit einem Kandidaten. Somit geht das Risiko für Kunden gegen Null.

Wenn ich mich als Experte bei Instaffo registriere, wie schnell kann ich mit einem Anruf durch einen interessierten Arbeitgeber rechnen?

Daniel Schäfer: Das hängt ganz vom bestehenden Angebot und Ihren persönlichen Profil-Angaben ab. Für uns steht Qualität vor Quantität. Experten sollen auf Instaffo nicht täglich mit neunen unpassenden Angeboten bombardiert werden, sondern Angebote erhalten, die wirklich Ihren Ansprüchen gerecht werden und infolgedessen direkt in Kontakt mit Entscheidern treten können.

Die persönlichen Daten eines jeden Experten bleiben auf Instaffo so lange anonym, bis dieser eine Kontaktanfrage eines Entscheiders annimmt.

Zum Schluss ein Blick in die Glaskugel: Was glauben Sie, wie Recruiting und Bewerbung im Jahr 2026 aussehen? Welche Herausforderungen sehen Sie bis dahin auf Ihre Branche zukommen?

Daniel Schäfer: Ich persönlich glaube, dass es in 10-15 Jahren keine Bewerbungen mehr geben wird. Kandidaten und Unternehmen werden über soziale Medien/Kanäle direkt vernetzt und in stetigem Austausch stehen.

Intelligente Suchalgorithmen werden passende Kandidaten direkt erkennen und kontaktieren, sobald eine passende Position vorhanden ist – noch bevor sie überhaupt wissen, dass diese Position bei einem Unternehmen zu besetzen ist.

Die Herausforderung wird jedoch darin bestehen, diese Entwicklung mitzugestalten und nicht auf bestehende „best practices“ zu beharren – denn Stillstand bedeutet Rückschritt.

Herzlichen Dank, Herr Schäfer, für das Interview und viel Erfolg mit Instaffo!

 

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Dr. Bernd Slaghuis

Ich arbeite als Karriereberater & Bewerbungscoach und habe mich auf Themen rund um die Karriereplanung und berufliche Neuorientierung spezialisiert. Seit 2011 habe ich über 2.000 Angestellte bei ihrem nächsten Schritt im Beruf sowie im Bewerbungsprozess begleitet - über alle Hierarchieebenen und Branchen hinweg - Online oder in meinem Kölner Büro. Meine Erfahrungen teile ich hier im Blog, in meiner SPIEGEL-Kolumne sowie als XING Insider und LinkedIn Top-Voice.

Dieser Beitrag hat 3 Kommentare
  1. Eines verschweigt Herr Schäfer hier sehr gekonnt: der Experte muss die Arbeit machen, und Instaffo kassiert kräftig ab. Das Matching funktioniert nämlich nur, wenn der Experte sehr detailliert beschreibt, was er bisher getan hat. Er muss also die Arbeit machen, die eigentlich der Headhunter übernimmt,
    Wenn man das nicht tut, wird man immer wieder gegängelt das zu tun, und hat auch gar nicht erst die Möglichkeit eine Anfrage zu beantworten. Anfragen, die übrigens über wenige KeyWords generiert werden, die man bei der Registrierung eingegeben hat … eine gut gemachte Gelddruckmaschine für Instaffo, wenn man als Experte nur dumm genug ist Instaffos Arbeit zu übernehmen …

  2. Interessant, ich hatte nie von Instaffo gehört! Diese Plattform klingt ganz praktisch zu sein. Mein Unternehmen wächst und ich bin auf der Suche nach neuen Mitarbeitern. Ich werde definitiv die Plattform checken. Danke für den Tipp!

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