Kollegen durchschauen: Mit diesem genial einfachen Trick klappt’s

Wäre es nicht toll, wenn Sie ab sofort immer verstehen könnten, was in den Köpfen Ihrer Kollegen oder des Chefs vor sich geht? Kein umständliches Rätselraten mehr, warum sich die lieben Kollegen plötzlich so merkwürdig verhalten. Keine wilden Vermutungen mehr, was dem Chef über die Leber gelaufen sein könnte. Schluss mit halbseidenen Interpretationen, Deutung von Verhaltensweisen und blöden Missverständnissen. Ich verrate Ihnen heute, mit welchem genialen Trick auch Sie ganz einfach Ihre Kollegen durchschauen können. Sie werden überrascht sein! ;-)

Kollegen durchschauen: So klappt’s bisher – nicht!

Höchst wahrscheinlich sind Sie schon ein Meister darin, das Verhalten der Menschen um Sie herum akribisch zu beobachten. Sie analysieren es, setzen es in Bezug zu anderen Beobachtungen sowie zu Ihren bisherigen Erfahrungen und erschaffen sich selbst eine perfekt konstruierte Welt.

„Seitdem der Müller den dicken Anschiss vom Chef bekommen hat, ist die Meier nur noch mies drauf und patzt mich ständig an. Und auch der Chef guckt neuerdings immer so komisch. Bestimmt, weil ich mit dem Müller in die Pause gehe. Und jetzt hat er es sicher auch auf mich abgesehen!“

Es ist oftmals die Mischung aus Beobachtung von Verhalten, dem Aufschnappen von Gesprächsfetzen, einer Kombination von bisherigen Erfahrungen und anschließender Interpretation. Bestätigt werden die Erkenntnisse dann beim Pausen-Tratsch oder über den Flurfunk: „Hast Du es auch schon mitbekommen …?“,  „Was der … wohl wieder im Schilde führt?“

Interpretationen sind selbst konstruierte Wahrheiten

Aus Beobachtung und Interpretation werden vermeintliche Wahrheiten erschaffen. Aus Hypothesen werden Fakten. Das machen wir ständig, zigmal am Tag. Ohne das alles zu hinterfragen. Warum auch, es ist ja schließlich total eindeutig – oder etwa nicht?

Wenn das alles so eindeutig wäre, warum entstehen so viele Missverständnisse im Umgang miteinander? Unklare Aufträge vom Chef, unausgesprochene Befindlichkeiten unter Kollegen, Unsicherheit, Neid, Missgunst, empfundene Ungerechtigkeit, mangelnde Anerkennung und am Ende häufig auch Fehler.

Und wenn das Fass bereits übergelaufen ist, kommt es zu den echten Erkenntnissen: „Das war doch so nicht gemeint!“, „Woher hätte ich denn ahnen können, dass Du …?“ oder auch schön: „Das hättest Du ja auch mal sagen können, dass …“. Schnell werden aus eben noch unumstößlichen Wahrheiten plötzlich Vorwürfe oder unfaire Erklärungsversuche.

Auf die Idee, genau solche Wahrheiten erst einmal als Hypothese anzusehen, sie zu hinterfragen und genau hin zu hören, was wirklich Sache ist, darauf kommen wir immer seltener. Konstruierte Wahrheiten scheinen uns in einer schnellen Welt willkommener als echte Wahrheiten.

Weil es heute einfach schnell gehen muss? Weil tatsächlich echtes Interesse vom Aussterben bedroht ist? Vielleicht auch, weil sie perfekt in unser eigenes Weltbild passen. Oder sie eine Bestätigung und gleichzeitig Erlaubnis für das eigene Verhalten anderen Menschen gegenüber sind. Oder weil Büro-Tratsch verbindet und Jammerer-Koalitionen flüchtiger Balsam für die gestresste Seele sind. Oder ganz einfach: Weil wir Angst vor der echten Wahrheit haben.

Auch jegliche Form von Schubladendenken beruht auf Beobachtung, Interpretation und selbst konstruierter Wahrheit. Manchmal ist es hilfreich und gut, nur eine Schublade öffnen zu müssen, doch immer mehr wird es in meiner Wahrnehmung zur bequemen Gewohnheit. Schublade auf, die eigene Wahrheit rein, Schublade zu. Fertig.

Eine Entwicklung, die für jeden Einzelnen vielleicht rationales, weil Energie sparendes Handeln in einer immer dynamischeren und komplexen (Arbeits-)Welt bedeutet, jedoch im Umgang miteinander, etwa in Teams oder Projekten, aber auch in der Partnerschaft und Familie immer häufiger zu Fehlinterpretationen und damit Missverständnissen führt und das alles am Ende noch mehr Energie kostet.

Der genial einfache Trick für mehr Durchblick: Fragen Sie!

Ich musste es in diesem Beitrag einfach sprachlich auf die Spitze treiben, denn so oft habe ich im Coaching das Gefühl, es handele sich um eine bahnbrechende Erkenntnis:

„Ach ja, stimmt! Ich könnte auch einfach mal nachfragen!“

Es ist erstaunlich, wie weit entfernt diese doch so naheliegende und auch menschliche Lösung in unseren Köpfen heute oftmals ist.

Stattdessen machen Sie sich weiter Gedanken und stellen wilde Vermutungen an, schließlich geistern solche Bedenken wahrscheinlich auch durch Ihren Kopf, wenn es darum geht, Dinge klar anzusprechen: „Das kannst Du doch nicht tun!“ – „So etwas fragt man (den Chef) nicht!“ – „Wie sieht denn das aus?“ – „Was soll er/sie/die anderen nur denken?“.

Mein Tipp: Probieren Sie es zunächst in einer Situation aus, in der Ihre „innere Stimme“ keine allzu schlimmen Konsequenzen befürchtet.

Sprechen Sie klar aus, was Ihnen durch den Kopf geht und lösen Sie sich damit bewusst von Ihren hypothetischen Wahrheiten. Hören Sie anderen aktiv zu und versuchen Sie, auch die Sichtweisen Ihres Gegenübers zu verstehen und mit Ihren Perspektiven und Meinungen abzugleichen.

Achten Sie darauf, dass Ihre Fragen nicht als Vorwurf bei Ihrem Gegenüber ankommen. Das gelingt dann gut, wenn Sie aus der Ich-Perspektive sprechen: „Mir ist aufgefallen, dass …“ – „Ich habe beobachtet …“ – „Ich frage mich, ob …“. Schildern Sie sachlich Ihre Beobachtungen, die Gefühle, die sie bei Ihnen ausgelöst haben und formulieren Sie die Frage, die Sie sich stellen. Nur so hat auch Ihr Gegenüber eine Chance, Ihre Perspektive, Ihre Gedanken und Emotionen zu verstehen und kann darauf reagieren.

Wie reagiert Ihr Gegenüber? Bringt es Sie weiter? Schafft das Gespräch mehr Klarheit? Wenn Sie etwas mehr in Übung sind, werden Sie wahrscheinlich spüren, dass die Zusammenarbeit mit den Kollegen und dem Chef sowie auch Ihr Leben insgesamt leichter werden. Vermutlich wird sich auch das Verhalten der Menschen in Ihrer Umgebung verändern, womöglich werden Sie sogar zum guten Vorbild?

Klarheit schafft Leichtigkeit: Kollegen verstehen statt durchschauen.

Jedes Anliegen in meinen Coachings mit Führungskräften und auch mit Angestellten, die Probleme mit ihrem Chef haben, lässt sich auf mangelnde Klarheit zurückführen.

Chefs, die nicht wissen, was Ihren Mitarbeitern im Beruf wichtig ist. Die unklar (oder gar nicht) delegieren und Aufgabenstellungen nicht ausreichend kommunizieren. Chefs, die Kritik unter den Teppich kehren und Kuschelkurs fahren statt ordentliches Feedback zu geben. Menschen, die ihre Emotionen am Empfang abgeben und zum perfekten Schauspieler mit professioneller Chef-Maske werden. Die nicht sagen, wenn es ihnen schlecht geht, sie nicht gestört werden möchten oder sie sich über etwas geärgert haben.

Auf der anderen Seite: Mitarbeiter, die nicht wissen, was dem Chef wichtig ist und dessen Verhalten nicht deuten können. Die nicht wissen, was ihre Aufgaben und ihre Verantwortungsbereiche und Entscheidungskompetenzen sind. Die das Gefühl haben, als fleißige Arbietsbienchen nicht mitdenken zu dürfen. Menschen, die sich in ihrer Handlungsfreiheit eingeengt fühlen, gleichzeitig jedoch auch der Rahmen für gute Zusammenarbeit im Team fehlt.

Solche fehlende Klarheit ist meist das Resultat ungenügender Kommunikation und einer Lücke, die stattdessen durch Interpretation versucht wird, zu schließen.

Spricht etwas dagegen, als Chef die eigenen Mitarbeiter zu fragen, was ihnen wichtig ist, wie es ihnen geht und was sie zu bestimmten Themen denken? Sie zu fragen, was sie auch selbst dazu beitragen können, ein bestimmtes Problem zu lösen. Oder Mitarbeiter zu fragen, welche Erwartungshaltungen sie auch an gute Führung haben? Solche Fragen sollten jedoch kein Ratespielchen sein, dazu habe ich hier auf XING Klartext neulich geschrieben.

Glauben Sie als Angestellte, dass Ihr Chef Sie einen Kopf kürzer macht oder sofort mit der Kündigung winkt, wenn Sie sich mehr Klarheit wünschen und nachfragen? Wenn Sie Dinge nicht verstehen, es Ihnen jedoch wichtig ist, die Zusammenhänge oder den tieferen Sinn zu begreifen. Wenn Sie das Verhalten Ihres Chefs nicht deuten können und es Ihnen Angst macht oder Sorgen bereitet. Sprechen Sie es an, bevor das Gedanken-Karussell in Ihrem Kopf zu sehr an Fahrt aufnimmt und Sie in die Irre führt. Denn:

Interpretation von Verhalten ist ungenau und ineffizient. Klarheit schafft Leichtigkeit im Miteinander. Verstehen statt Durchschauen, dann klappt’s auch mit Chef und Kollegen.

Ich freue mich, wenn Sie diesen Beitrag in Ihren Netzwerken teilen.

Dr. Bernd Slaghuis

Ich arbeite als Karriereberater & Bewerbungscoach und habe mich auf Themen rund um die Karriereplanung und berufliche Neuorientierung spezialisiert. Seit 2011 habe ich über 2.000 Angestellte bei ihrem nächsten Schritt im Beruf sowie im Bewerbungsprozess begleitet - über alle Hierarchieebenen und Branchen hinweg - Online oder in meinem Kölner Büro. Meine Erfahrungen teile ich hier im Blog, in meiner SPIEGEL-Kolumne sowie als XING Insider und LinkedIn Top-Voice.

Weitere Beiträge zum Thema:

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert