5 unschlagbare Argumente, 2015 ohne die guten Vorsätze zu beginnen.

Herzlich willkommen zwischen den Jahren! Traditionell die beste Zeit für das Schmieden der berühmten guten Vorsätze für das neue Jahr. Hand aufs Herz – gehörst Du auch zu denjenigen, bei denen am Ende des Jahres immer noch viel Vorsatz übrig ist? Jahr für Jahr nimmst Du Dir aufs Neue und jetzt aber auch ganz bestimmt vor, endlich etwas zu verändern? Schöne Grüße vom Murmeltier!

Soll das so weiter gehen? Mal ernsthaft, das mit den Vorsätzen macht doch einfach keinen Sinn. Und auch wenn Dir die Medien und Deine Familie und Freunde gerade in diesen Tagen wieder einmal heftigst einzureden versuchen, dass Du Ziele im Leben brauchst und Du 2015 unbedingt etwas in Deinem Leben verändern solltest – die haben doch alle keine Ahnung! Du bist ihnen um Längen voraus und hast erkannt, dass gute Vorsätze vollkommene Zeitverschwendung sind. Dann kannst Du bestimmt auch die folgenden 5 wirklich unschlagbaren Argumente unterschreiben, ab sofort auf gute Vorsätze und damit positive Veränderungen in Deinem Leben zu verzichten ;-)

1. Das hat noch nie funktioniert

Dir ist dieses Argument bestens aus dem Job bekannt und daher gehört es natürlich auch hier auf Position 1, denn es ist hinlänglich geprüft, gesellschaftlich akzeptiert und überaus vielseitig anwendbar. Die Macht der Erfahrung. Was über Jahre nicht geht, kann auf gar keinen Fall in der Zukunft funktionieren. Wieviele Menschen auf der Welt starten mit guten Vorsätzen in das Jahr? Und was ist das Ergebnis? Spätestens Ende Januar ist es wieder vorbei mit weniger rauchen, weniger Überstunden, mehr Sport treiben oder mehr Zeit mit der Familie verbringen. Falls im Februar nicht schon längst wieder der alte Trott eingekehrt ist, hat wahrscheinlich gerade die Rückfallphase begonnen. Alle  ärgern sich, dass sie es wieder einmal nicht geschafft haben und weil das unangenehm ist, wird schnell dafür gesorgt, dass alles wieder ganz normal wird – also für den Rest des Jahres. Mein ultimativer Tipp: Glaube auch Du endlich an das Gesetz der großen Masse: Es hat noch nie funktioniert, warum sollte es nächstes Jahr ausgerechnet bei Dir plötzlich anders sein?

2. Die Macht der Gewohnheit

Veränderungen setzen voraus, dass Du etwas anders machst. Wie soll das gehen? Es ist nun einmal so, wir Menschen sind Gewohnheitstiere. Wir lieben, was wir kennen. Der Wecker klingelt in der Woche um die gleiche Zeit, die Abläufe morgens im Bad meistern wir routiniert im Halbschlaf, das Frühstück – falls hierfür überhaupt Zeit bleibt – sieht jeden Morgen gleich aus und die Strecke zur Arbeit fahren wir in Trance. Überraschungen im Beruf können einem den ganzen Tag vermiesen. Das Feierabendbier und die 20-Uhr-Tagesschau sind längst feste Tradition. Oder so ähnlich. Was glaubst Du, wieviele Menschen tagein tagaus so ein glückliches Leben führen? Du brauchst ganz bestimmt keine Vorsätze, um glücklich zu sein. Veränderungen machen das Leben nur noch schwerer, als es eh schon ist. Lasse am besten alles beim Alten. Gewohnheiten geben Dir die Sicherheit, die Du jetzt brauchst und Du hast das gute Gefühl, mit beiden Beinen fest im Leben zu stehen. Also, warum solltest Du ausgerechnet jetzt nach dem Weihnachtsstress in dieser dunklen Jahreszeit daran rütteln? Das wäre echt extrem unvernünftig! Und dazu kommt …

3. Du weißt nicht, was gut für Dich ist

Gute Vorsätze. Das sagt sich so leicht. Was ist denn überhaupt gut für unser Leben? Wissen wir das so genau? Oder sind es nicht sonst die anderen Menschen in unserem Umfeld, die genau wissen, was gut für uns ist? Bist Du Dir denn sicher, ob es in der Zukunft dann auch wirklich besser wird, wenn Du es tatsächlich schaffen solltest, irgendwelche Vorsätze in die Tat umzusetzen? Wer kann schon in die Zukunft schauen? Ich nicht. Du etwa? Wer weiß schon, wie Dein Körper reagieren wird, wenn Du damit aufhörst, die 5 Schachteln Zigaretten am Tag zu rauchen? Einige Menschen werden dann extrem fett. Willst Du das? Oder dieser Vorsatz für mehr Sport. Ich habe neulich gelesen, Jogging  kann auch ganz ordentlich auf die Gelenke gehen. Der Bauch ist weg, aber die Knie kaputt. Willst Du das etwa? Niemand wird es jemals schaffen, alle – also wirklich alle! – Konsequenzen seiner guten Vorsätze heute schon abzuschätzen. Was ist, wenn das schief geht?! Weil es kurz nach Weihnachten ist, schenke ich Dir einen wirklich gut gemeinten Ratschlag: Bleib lieber bei dem, was Du heute hast und gut kennst. Nur das ist ganz bestimmt sicher und gerade jetzt gut für Dich. Ich muss es ja wissen ;-)

4. Vorsätze sind uncool

Du kennst bestimmt auch solche Typen, die ihr ganzes Leben verplanen, klare Vorstellungen von ihrer Zukunft haben und genau wissen, mit wem, wo und wie sie in 5 Jahren leben und was sie dann tun werden. Das sind diese uncoolen Spießer mit Eigenheim, die Excel-Planer und die karrieregeilen Aufsteigertypen. Und Du kennst das: Wenn denen mal was in die Quere kommt, was sie vorher nicht penibel geplant haben, dann stehen sie hilflos da. Wie uncool, oder? Weil Du anders als sie bist, verzichtest Du gleich ganz auf Ziele in Deinem Leben. Diese Vorsätze nehmen doch nur die Flexibilität, die Du so dringend im Leben brauchst, um Dich in diesen hektischen Zeiten irgendwie über Wasser halten zu können. Ohne Vorsätze kannst Du in wirklich jeder Situation spontan flexibel reagieren und immer das Beste aus der Situation machen. Wie das berühmte Fähnchen im Wind. Ist es nicht viel cooler, völlig plan- und ziellos und ohne hausgemachten Druck einfach so in den Tag hineinzuleben?

5. Die anderen sind schuld

Du kannst es mir glauben, selbst der kleinste Versuch, die guten Vorsätze in die Tat umzusetzen, hat null Chance. Das liegt daran, weil einem die Kollegen, der Chef oder die eigene Familie jeden Tag aufs Neue dicke Steine in den Weg legen. Eigene Wünsche und Vorstellungen, vollkommen egoistische Bedürfnisse, neue Anforderungen im Job oder Rahmenbedingungen, die es Dir einfach nicht erlauben, die eigenen Vorsätze umzusetzen. Nein, sie machen das meistens nicht mit böser Absicht, aber es ist doch klar: Jede Veränderung in Deinem Leben hat immer auch Konsequenzen für Dein Umfeld. Und das ist für unsere lieben Mitmenschen nicht immer angenehm. Stell Dir vor, Du sagst auf einmal im Job, was Dir wichtig ist. Wie unbequem für Deinen Chef! Oder Du gehst auf einmal drei Abende in der Woche zum Sport. Deine Familie wird nicht Juhuu schreien, allein vorm Fernseher sitzen zu müssen. Sie werden alles daran setzen, dass Du nichts in Deinem Leben veränderst, denn das verändert auch ihr Leben. Und ganz ehrlich: Was kannst Du schon ausrichten gegen die vielen Stimmen um Dich herum? Also lass es lieber gleich sein und verärgere Deine Freunde und Familie erst gar nicht mit Deinen ambitionierten Vorsätzen.

Alles klar?

Sag Ja! :-) Das sind doch wirklich unschlagbare Argumente, um endlich diese schwachsinnige und völlig überflüssige Tradition mit den guten Vorsätzen zum neuen Jahr aufzugeben … oder etwa nicht?

Falls Du das anders siehst – und das ist ja ziemlich unwahrscheinlich – und immer noch mit dem Gedanken spielen solltest, Dir gute Vorsätze für das nächste Jahr zu überlegen, dann lasse mich Dich wenigstens warnen, damit später keine Klagen kommen:

  • Wenn Du es schaffst, Deine Vorsätze tatsächlich etwa einen Monat konsequent durchzuhalten, dann besteht die Gefahr, dass die gewünschte Veränderung in Deinem Leben zur neuen Gewohnheit wird.
  • Besonders gute Vorsätze können dazu führen, dass Du neue Chancen und interessante Möglichkeiten entdeckst und Deinen eigenen Handlungsspielraum massiv erweiterst.
  • Sei unbedingt vorsichtig! Jedes Verlassen der sicheren Komfortzone kann Dich im Leben und im Job sofort weiterbringen. Es kann sein, dass sich Dinge in Deinem Leben positiv verändern.
  • Bedenke immer: Die Umsetzung Deiner Vorsätze verändert nicht nur Dein Leben, sondern auch das Deiner Mitmenschen. Im schlimmsten Fall lösen sich dadurch Konflikte auf und Du trägst zu positiven Veränderungen auch in Deinem Umfeld bei.

Du siehst, gute Vorsätze sind ziemlich wirkungsvoll und können – richtig angewendet – eine ganze Menge ins Rollen bringen. Willst Du das wirklich? ;-)

Ich wünsche Dir – mit oder ohne guten Vorsätzen – ein glückliches und gesundes Jahr 2015!

 

P.S. Für diesen „Perspektivwechsel“ musste ich mal zum Du wechseln, da zwinkert es sich einfach leichter. Das „Du“ steht aber auch in meinem letzten Beitrag 2014 für ein ganz persönliches Danke! Ich möchte Ihnen und Euch, liebe Leser, Freunde, Kunden und Kollegen für die Diskussion hier sowie für die fleißige Verbreitung meiner Gedanken herzlich danken. Es ist schön und motivierend, diese Unterstützung durch ein so starkes, aktives und stetig wachsendes Netzwerk zu erfahren. Ich habe bereits viele neue Ideen im Kopf und freue mich auf ein kreatives, ereignisreiches Jahr 2015 mit Ihnen.

Ich freue mich, wenn Sie diesen Beitrag in Ihren Netzwerken teilen.

Dr. Bernd Slaghuis

Ich arbeite als Karriereberater & Bewerbungscoach und habe mich auf Themen rund um die Karriereplanung und berufliche Neuorientierung spezialisiert. Seit 2011 habe ich über 2.000 Angestellte bei ihrem nächsten Schritt im Beruf sowie im Bewerbungsprozess begleitet - über alle Hierarchieebenen und Branchen hinweg - Online oder in meinem Kölner Büro. Meine Erfahrungen teile ich hier im Blog, in meiner SPIEGEL-Kolumne sowie als XING Insider und LinkedIn Top-Voice.

Dieser Beitrag hat 8 Kommentare
  1. Lieber Bernd, werter Kollege!

    Wunderbarer Artikel, toll geschrieben und sehr klug. Ja, so hab ich es auch schon oft gesehen……..

    und heute sehe ich das mit den Vorsätzen so ganz anders, wie Du hier http://bettinastackelberg.de/vertrauen-statt-vorsaetze-lasst-doch-das-neue-jahr-mal-ruhe/ nachlesen kannst. Lass uns vertrauen!

    Ich wünsche Dir einen gut gelaunten Start in ein großartiges, erfülltes, berührendes und bewegendes 2015!
    Herzlichst aus dem tief verschneiten Gauting,
    Bettina

    1. Liebe Bettina,
      „Vertrauen“ ist eine klasse Einstellung, denn ich finde, dadurch wird das Leben so extrem entspannt. Ja, wir vergessen oft und gerne, worauf wir im Leben alles vertrauen können – und das ist doch bei jedem von uns eine ganze Menge. Ich Danke Dir für diese Perspektive auf das Thema Vorsätze und die Verlinkung meines Beitrags in Deinem Blog. Ich wünsche auch Dir morgen eine schöne Silvesterfeier und ein entspannt-erfolgreiches Jahr 2015.
      Viele Grüße
      Bernd

  2. Sehr geehrter Herr Slaghuis,

    ich hatte erst Sorge, Ihren Artikel zu lesen. Überall finde ich derzeit die Aufforderung mir Ziele zu setzen. Das geht mir manchmal auf den Zwirn. Immer dieses muss, muss!

    Obgleich ich mir seit 2005 Jahrbücher erteile. So auch dieses Jahr. Mir helfen meine aufgeschriebenen Wünsche, verrückten Ziele, privat und beruflich. So bin ich erfolgreicher geworden.

    Und wie Sie schon schreiben, Veränderungen tun gut. Oder habe ich da etwas falsch verstanden? meint Brigitte Jülich

    1. Hallo Frau Jülich,
      alles richtig verstanden :-) Veränderungen tun dann besonders gut, wenn sie auf Ihren eigenen Zielen und Werten Ihres Lebens basieren. Was das „Muss“ betrifft bin ich da ganz gelassen. Einige Menschen brauchen unbedingt festgeschriebene Ziele, um ihren Weg zu gehen, für andere sind solche „Vorgaben“ hinderlich und einschränkend. Das sollte jeder für sich entscheiden. Für mich persönlich hängt Erfolg nicht davon ab, ob ich am Ende des Jahres einen Haken an Ziele setzen kann. Wer sich Ziele setzt, sollte diese dann auch ab und zu nochmal hinterfragen, ob sie noch Gültigkeit in der aktuellen Lebens-/Arbeitssituation besitzen oder ob es immer noch attraktiv ist, sie zu erreichen.
      Viele Grüße nach Dortmund und alles Gute für 2015!
      Bernd Slaghuis

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert