Augenhöhe – Mehr als runder Tisch und demokratische Planlosigkeit

Augenhöhe. Ich spreche hier im Blog häufig davon. Wer mich kennt, der weiß, dass ich besonders für das Thema Augenhöhe in der Bewerbung brenne und auch manches Mal eine heute noch sehr idealistische Zukunftsperspektive zeichne. Ich war gespannt auf den gleichnamigen Film, an dem auch ich mich mit einem kleinen finanziellen Beitrag im Rahmen des Crowdfundings beteiligt hatte. Gemeinsam mit 120 weiteren Besuchern habe ich den Film Anfang Februar in den Räumen von Startplatz in Köln gesehen.

Die Augenhöhe-Community ist groß, die Lobeshymnen auf den Film überschlagen sich in den letzten Tagen. Mir ist es heute wichtig, auch  einige nachdenkliche und kritische Fragen zu stellen und hier über meine persönliche Perspektive zu schreiben. Ich war enttäuscht von dem Film als Ergebnis des Projektes und hatte inhaltlich und filmmacherisch mehr erwartet – das auch vor dem Hintergrund der beachtlichen Summe eines Crowdfunding-Budgets von 52 Tsd. Euro.

Das sagen die Filmemacher: „AUGENHÖHE zeigt Unternehmen, in denen die neue Arbeitswelt bereits gelebt wird und die Menschen, die diese gestalten. Nicht zum Nachmachen, sondern als Inspiration für alle, die in ihrem Umfeld die Arbeitswelt auch ein kleines bisschen besser machen wollen.“

Das Thema ist aktuell und von hohem Interesse, denn es betrifft sowohl Bewerber und Mitarbeiter als auch Unternehmer und ihre Kunden. In ihrem Miteinander, als gelebte Kultur und damit auch als Einflussgröße auf den künftigen wirtschaftlichen Erfolg. Der Wandel in der Arbeitswelt ist unübersehbar, viele Angestellte der jungen Generation sind heute frustriert und wünschen sich andere Führungskulturen. Und inzwischen wird dies auch in den konservativsten Vorstandsetagen zur Kenntnis genommen, doch oftmals fehlt es an konkreten Ansätzen für die Umsetzung. Augenhöhe ist in diesem Kontext auch für mich ein bedeutender Bestandteil für eine zukunftsweisende Unternehmenskultur.

Insgesamt zeigt der Film 6 Unternehmen verschiedener Größenordnung und aus unterschiedlichen Branchen: allsafe JUNGFALK, Premium Cola, hhp Berlin, sysTelios Gesundheitszentrum, Unilever sowie Adidas. Hier kommen Geschäftsführer, Personalleiter, Führungskräfte und Mitarbeiter zu Wort. Diese Durchmischung gefällt mir außerordentlich gut. Alle interviewten Unternehmen sollen für „lebendige Beispiele für Augenhöhe stehen“ und werden als „Pioniere der Arbeitswelt des 21. Jahrhunderts“ bezeichnet.

Vorzeige-Beispiele für Augenhöhe

Der Film bietet zahlreiche Beispiele, was Augenhöhe im Unternehmen und im täglichen Umgang miteinander bedeutet. Hier habe ich exemplarisch nur einige Aussagen gesammelt:

  • „Wir haben ein Setting geschaffen, bei dem aus Verhalten Haltung geworden ist.“ (hhp Berlin)
  • „Qualitätsmanagement fußt auf Vertrauen statt Kontrolle. (allsafe JUNGFALK)
  • „Arbeite, wann Du willst.“ (Premium Cola)
  • „Man spürt Wertschätzung und darf so sein, wie man ist.“ (sysTelios Gesundheitszentrum)
  • „Das Arbeitsumfeld fördert die soziale Verbundenheit.“ (Adidas)
  • „Hier kann man sich nicht hinter Hierarchien verstecken. Ich erwarte von jeder Führungskraft, dass sie aufgrund ihrer Persönlichkeit und ihrer Argumente die Mitarbeiter erreicht – und nicht weil sie Chef ist.“ (Unilever, Werk Buxtehude)

In vielen Interviews offenbaren sich die Kernthemen Selbstverantwortung, Vertrauen und Wertschätzung als notwendige Voraussetzung für eine Kultur auf Augenhöhe. Sei es im Rahmen der Führungshaltung, der Gestaltung der Arbeitszeit und -organisation, dem Treffen von Entscheidungen und auch der eigenen Weiterentwicklung.

Schade finde ich, dass der Film diese und viele weitere wertvolle Aspekte so wenig auf den Punkt bringt. Die Aussagen gehen in den für meinen Geschmack oft auch zu belanglosen Gesprächen, wie sie in jedem anderen Unternehmen auch hätten geführt werden können, unter. Ich habe mir an vielen Stellen gewünscht, dass der Interviewer nachhakt, denn „Hier kann man sich nicht hinter Hierarchien verstecken“ ist eine von vielen starken Aussagen, die für mich jedoch journalistisch noch mehr mit Leben hätten gefüllt werden können.

Ein runder Tisch macht noch keine Augenhöhe

Ich möchte drei Situationen herausgreifen, die in meinem Verständnis nicht für Augenhöhe stehen:

Wir werden Zeuge eines realen Bewerbungsgesprächs bei allsafe. Ein junger Mann stellt sich für einen Job in der Produktion vor. Um ihn herum sitzen 6 Personen, die Personalleiterin führt das Gespräch.

Quelle: Augenhöhe Film, 2015

Quelle: Augenhöhe Film, 2015

Der Bewerber soll seinen Lebenslauf darlegen. Er ist nervös – das wäre ich auch bei dieser Front ;-) Die Personalleiterin erlaubt ihm, in seinen Lebenslauf hinein zu schauen. Er erzählt von seiner damaligen Entscheidung, eine Ausbildung als Änderungsschneider zu beginnen, weil er dann bei seiner Schwester sein konnte. Eine ehrliche und rührende Antwort wie ich finde. Die Personalleiterin zeigt in der Nachbesprechung ohne den Bewerber wenig Verständnis hierfür: „Es kann ja keine Motivation sein, einen Beruf zu lernen, um da einen anderen Menschen zu treffen.“ Das passt nicht in ihr eigenes Weltbild. Er hat etwas anderes gemacht, als es für sie normal ist. Für mich ist genau das das klassische Beispiel für Schubladen-Denken und Scheuklappen-Sicht – und damit alles andere als Augenhöhe.

Hinzu kommt in dieser Gesprächssituation das Getränke-Lager, was genau zwischen Personalleiterin und Bewerber steht und wie eine Wand wirkt – und außerdem offensichtlich auch nur Deko-Zwecke erfüllt. Ein runder Tisch allein macht eben noch keine Augenhöhe. Auch die Überlegungen im Anschluss, in welcher Produktionslinie der junge Mann am besten einsetzbar ist, hört sich für mich mehr nach ziellosem Stochern im Nebel als nach konkretem Plan an. Warum entscheidet die Runde ohne den Bewerber, was das Richtige für ihn ist?

Dabei ist gerade in Bewerbungssituationen Augenhöhe so wichtig. Denn nur so bekommen beide Seiten als Interessenten eine gute Chance, sich gegenseitig kennenzulernen und die wichtige Entscheidung zu treffen, ob sie zueinander passen. Das Setting der Gesprächssituation ist nur eines von vielen Anzeichen für gelebte Augenhöhe. Insbesondere das Auftreten des Unternehmens gegenüber dem Bewerber und die Art der Fragestellungen machen Augenöhe im Bewerbungsgespräch aus. Vieles von dem fehlt mir hier.

Ist demokratische Planlosigkeit im Kollektiv cool?

Dieser Eindruck erschleicht sich bei mir gleich bei mehreren vorgestellten Situationen: Ein Meeting beim Getränkehersteller Premium, in dem wir einen Raum voller junger Menschen sehen, die über die Sinnhaftigkeit von Marktetingmaßnahmen plaudern. Das Motto: Alle dürfen mitreden. Das Ziel: Am Ende müssen alle zustimmen. Mein Eindruck: Vordergründig dürfen Einwände vorgebracht werden, aber schließlich entschuldigt sich der Kritiker sogar für seine Meinung, weil er überstimmt und für mein Empfinden in der Gruppe vorgeführt und mundtot gemacht wurde.

Quelle: Augenhöhe Film, 2015

Quelle: Augenhöhe Film, 2015

Augenhöhe hat für mich viel mit Respekt und Wertschätzung zu tun. Wertschätzung anderer Meinungen und Perspektiven. Aktives Zuhören, Abwägen von Meinungen und Handlungsalternativen und – sofern das überhaupt immer möglich ist – auch im Konsens Entscheidungen treffen. Fernab von Politik und Machtspielchen im Unternehmen. Dieses Beispiel des Films soll vermutlich genau das zeigen. Mein Eindruck in diesem Moment hatte jedoch eher den Beigeschmack von „Unternehmensplanspiel im Schülerpraktikum.“ Premium Cola scheint mit diesem Konzept erfolgreich zu sein. Wie der tatsächliche Unternehmens-Alltag oder die Produktion aussehen, das erfahre ich als Zuschauer nicht und auch viele weitere Fragen an die Funktionsfähigkeit einer solchen Organisation bleiben für mich offen, aber dazu später mehr.

Einen ähnlichen Einblick bekommen wir im Unilever-Konzern. Mitarbeiter der Produktionsplanung im Werk Buxtehude sitzen zu einer Besprechung zusammen, alle etwa im ähnlichen (jungen) Alter. Die Stimmung ist heiter, alle gehen locker miteinander um, es wird viel gelacht. Der Inhalt: Nicht funktionierende Informationsweitergabe, Unklarheit und viel „ich glaube“ und „der muss noch ins Boot geholt werden“. Ja, alle sind hier scheinbar miteinander auf Augenhöhe und strahlen das im Team auch aus.  Doch Augenhöhe in Besprechungen bedeutet für mich nicht „Schaun mer mal!“ und Verlegenheitslachen. Mir fehlt hier die Ernsthaftigkeit im Kontext eines Wirtschaftsunternehmens und ich frage mich an dieser Stelle, wie die Produktion bei einem Player wie Unilever so überhaupt funktioniert. Oder ist die gezeigte Besprechung nur eine für den Film inszenierte Situation und sieht das wirkliche Arbeiten dort ganz anders aus? Glaube ich der Bewertungsplattform kununu.de, ist bei Unilever längst nicht alles im grünen Bereich – was bei einem Konzern dieser Größe und Struktur auch nicht verwunderlich ist.

Der Film soll keine Antworten geben

„Der Film soll inspirieren, er wird keine Antworten geben.“ Mit diesem Einstieg wurden wir Zuschauer von Sven Franke, einem der Filmemacher, in Köln begrüßt. Es klang für mich ein wenig nach Vorab-Entschuldigung. Ich halte ebenfalls nichts davon, fertige Ratschläge zu präsentieren, wie Augenhöhe in jedem Unternehmen umgesetzt und gelebt werden muss. Hier soll jedes Unternehmen seinen eigenen Weg finden, der zur Unternehmenshistorie, dem aktuellen Entwicklungsstand, zur Strategie und den Menschen im Unternehmen passt.

Schließlich machen die wenn auch sehr pauschalen Interview-Schnipsel des ehemaligen Telekom Personalvorstands Thomas Sattelberger deutlich, dass insbesondere die großen Konzerne noch wie Ozeandampfer unterwegs sind und sich schwer tun werden, ihre Arbeitswelt an die neuen Anforderungen anzupassen.

Auch wenn der Film keine konkreten Handlungsanweisungen auf dem Silbertablett präsentieren möchte, hatte ich doch erwartet, mehr über den beschrittenen Weg der gezeigten Unternehmen und deren Erfahrungen zu sehen. Und hier lässt der Film aus meiner Sicht zu viele Fragen offen:

  • Wenn sich Führungskräfte nicht hinter Hierarchien verstecken können, was geschieht bei Konflikten? Wie reagiert der Chef, wenn der Mitarbeiter die besseren Argumente hat? Wofür werden dann überhaupt noch Hierarchien benötigt?
  • Wie werden tatsächlich Entscheidungen auf Augenhöhe getroffen? Gibt es niemanden mehr, der den Hut auf hat und wie gehen solche Organisationen mit Ziel- und Wertekonflikten zwischen Entscheidern um?
  • Funktioniert „arbeite wann Du willst“ im operativen Geschäft tatsächlich? Welche Voraussetzungen müssen hierfür gegeben sein und welche Probleme haben solche Organisationen auch schon bewältigt, bis es funktioniert?
  • Nicht jedem Mitarbeiter sind Selbstverantwortung und Freiheit wichtig. Wie gehen Unternehmen mit Mitarbeitern um, denen Augenhöhe nicht wichtig ist und denen Klarheit durch Hierarchie und direktive Führung lieber sind?
  • Welchen Weg sind insbesondere die gezeigten großen und bereits lange am Markt bestehenden Unternehmen gegangen, bis sie die neue Augenhöhe-Kultur etabliert haben? Warum sehe ich als Zuschauer so wenig von realen Arbeitsabläufen und Mitarbeitern im täglichen Alltag? Oder sind es doch nur wenige Ausnahmen, wie etwa die zwei Job-Sharing betreibenden Mitarbeiterinnen, die wir auch nicht an ihrem Arbeitsplatz, sondern in einer trendigen Eingangshalle von Adidas sehen?
  • An welchen Stellen gab es in den gezeigten Unternehmen auch Widerstände? Warum kommen im Film nur Befürworter, jedoch keine Menschen zu Wort, die diese Veränderungen nicht sinnvoll finden oder sich vielleicht sogar benachteiligt fühlen?
  • Welcher konkrete Nutzen hat sich durch die Veränderung der Kultur in den Unternehmen bisher gezeigt? Gab es eine Veränderung der Fehlzeiten, eine Verringerung der Fluktuation, eine Verbesserung der Qualität oder eine messbare Steigerung der Mitarbeiter- oder Kundenzufriedenheit?

Ich könnte auch überspitzt fragen: Gibt der Film überhaupt eine Antwort, dass Augenhöhe wirklich nachhaltig gut für Unternehmen ist? Steht Augenhöhe wirklich für eine bessere Arbeitswelt?

Wer mich kennt, der weiß, dass ich Augenhöhe als Einstellung und Kultur absolut nicht infrage stelle. Doch es werden weder Vorher-Nachher-Vergleiche gezeigt noch die positiven Veränderungen konkret von den Interviewten beschrieben. Was wir sehen sind Momentaufnahmen von glücklichen Menschen im Gespräch. Was ist der konkrete Nutzen für ein Unternehmen, das Augenhöhe ab sofort groß schreiben möchte und mit welchen Problemen hat es vielleicht auch zu kämpfen?

Augenhöhe – Mehr als ein gutes Gefühl

Der Film transportiert positive Emotionen. Alle Interview-Partner strahlen in die Kamera und sind von ihrer Arbeit und dem wertschätzenden Miteinander begeistert. Wir bekommen durchweg eine wohlige Konsens- und Wir-haben-uns-alle-lieb-Kultur zu spüren. Das emotionalisiert, macht das Thema attraktiv und lässt viele heute überforderte Angestellte Hoffnung schöpfen. Mal ehrlich, ich glaube nicht, dass es in diesen Unternehmen nicht auch mal kracht und Machtworte gesprochen werden, zumal Reibung und Konflikte (auf Augenhöhe!) auch wichtig sind. Und hier wird doch Augenhöhe eigentlich auch erst spannend! Der Film ist mir unter diesem Aspekt zu einseitig.

Ich habe bei der Vorführung in Köln den Eindruck, gerade die jungen Zuschauer um mich herum saugen dieses positive Gefühl auf und können es nicht abwarten, es in die (doch so ungerechte) Welt da draußen zu transportieren. „Seht Ihr, liebe Chefs, so geht´s!“

Ich habe mir den Film für diesen Beitrag inzwischen noch zweimal online angesehen, doch so richtig positiv berührt im Sinne von Gänsehaut-Moment bin ich weiterhin nicht. Vielleicht auch, weil ich weiß, dass es leicht ist, ein gutes Gefühl durch das Zeigen von glücklichen Menschen zu erzeugen. Doch aus einem guten Gefühl allein resultiert eben oft noch keine Klarheit darüber, was sinnvolle nächste Schritte sind. Das gute Gefühl verpufft nach kurzer Zeit – spätestens dann braucht es einen attraktiven Umsetzungsplan als Motivation.

Thomas Sattelberger schließt mit dem Satz „Der Film ist 5% – der Appetizer. Die anderen 95% ist harte Veränderungsarbeit.“ Appetizer machen Lust auf mehr. Ich hoffe, dass der Film und der Dialog ausreichend konkrete Anstöße nicht nur für Mitarbeiter, sondern vor allem für Entscheider in Unternehmen bieten, damit diese Impulse auch zu realen Veränderungen im Denken und Verhalten in der Praxis führen. Sie vermuten es wahrscheinlich nach diesem Beitrag – genau hier habe ich heute noch meine Bedenken. Es ist noch ein großes Stück Arbeit, nicht zuletzt auch für die Filmemacher in ihrer hautpberuflichen Rolle als Unternehmensberater ;-) bis echte und wertschöpfende Augenhöhe in deutschen Unternehmen Einzug hält.

Machen Sie sich selbst ein Bild. Hier können Sie den Film in voller Länge online sehen. Oder besuchen Sie eine der öffentlichen Vorführungen. Ich bin gespannt und freue mich auf Ihre und Deine Perspektive unten in den Kommentaren.

(Bildnachweis: 123rf.com, Bild Nr. 16490935, Denis Cristo)

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Dr. Bernd Slaghuis

Ich arbeite als Karriereberater & Bewerbungscoach und habe mich auf Themen rund um die Karriereplanung und berufliche Neuorientierung spezialisiert. Seit 2011 habe ich über 2.000 Angestellte bei ihrem nächsten Schritt im Beruf sowie im Bewerbungsprozess begleitet - über alle Hierarchieebenen und Branchen hinweg - Online oder in meinem Kölner Büro. Meine Erfahrungen teile ich hier im Blog, in meiner SPIEGEL-Kolumne sowie als XING Insider und LinkedIn Top-Voice.

Dieser Beitrag hat 48 Kommentare
  1. Hallo Herr Slaghuis,

    danke für den außerordentlich reflektierten Artikel zum Film.

    Ich war bei der Filmpremiere in HH dabei, habe den Film also auch schon gesehen. Und ich kann einige ihrer Aussagen sehr gut nachvollziehen.

    Was hat mich in dem Film besonders beeindruckt?
    Der Geschäftsführer von Premium Cola mit seinen teilweise völlig querdenkerischen Ansatz. Ein Beispiel: Ich finde es gut, wenn meine Mitarbeiter nicht zu 100% für mich arbeiten. Denn dann sind sie ja abhängig beschäftigt. Dazu dann das Interview mit der Angestellten von Premium Cola. Das bringt mich persönlich dazu, über solche Konventionen nachzudenken. Und ob das so sein muss.
    Die Reinigungskräfte in der Klinik, deren Arbeit ganz offensichtlich anerkannt wird, die auf Augenhöhe arbeiten. Das eher ungewöhnlich. Heute werden solche „niederen Arbeiten“ meist zu einem Kleckerslohn outgesourct.
    Die regelmäßige Feedbackrunde der Ärzte mit ihren Patienten. Wer schon mal im Krankenhaus lag, weiß sicher wie außergewöhnlich das ist.

    Diese Szenen haben mich beeindruckt. Das Beispiel der Klinik ganz besonders. Bei vielen anderen Themen war das zugegebenermaßen auch bei mir nicht der Fall. Es ist ja immer schwierig solche weichen Themen angemessen rüberzubringen. Oft sind die Darstellungen zu generisch. Und viele Firmen reklamieren für sich so zu arbeiten, ohne dass es wirklich stattfindet. Stichwort Leitbild, Mission, Vision und Werte.

    Beispiele aus großen Firmen wie Unilever und Adidas finde ich generell schwierig. Weil man die Beispiele maximal auf einen Teil des Unternehmens beziehen kann. Klar kann es hier Unternehmensteile/Gruppen geben die ganz anders arbeiten als der Rest. Aber vielleicht wäre es hier sinnvoll, zu sehen dass ich auch in einer kleinen „Keimzelle“ in einem großen Unternehmen durchaus anfangen kann etwas zu verändern?

    Mir hat der Film deshalb gefallen, weil er solche Fragen aufwirft. Es muss ja nicht alles perfekt sein. Ich bin genauso gespannt wie Sie, was sich aus den Diskussionen ergeben wird.

    Danke für ihren Beitrag und damit die Anregung zum Film Position zu beziehen
    Martina Baehr

    1. Hallo Frau Baehr,

      danke für Ihren Kommentar. Ja, sysTelios hat mir auch außerordentlich gut gefallen, die Übertragung von systemischen Ansätzen aus der Arbeit mit Klienten auf Organisationen halte ich ebenfalls für wirkungsvoll und Augenhöhe förderlich.

      Viele Grüße
      Bernd Slaghuis

  2. Lieber Bernd,

    vielen Dank für diese differenzierte Betrachtung! Ich habe mir den Film bis zur Hälfte online angeschaut und gebe dir total recht: zu positiv und völlig unkritisch. Allein die Bewerbungssituation vor einem Tribunal hat mich schon umgehauen: wenn das Augenhöhe ist, dann können wir beide mit unseren Botschaften einpacken ;-)

    Herzliche Grüße
    Natalie

    1. Liebe Natalie,

      ich möchte es nicht am Bewerbungsgespräch festmachen und es muss auch nicht immer investigativer Enthüllungs-Journalismus sein. Ich bin überzeugt, dass der Film auch eine positive Wirkung hat und daher ist es auch gut, dass es ihn gibt – samt der Diskussion dazu. Ich war persönlich enttäuscht und hatte etwas anderes erwartet, das war der Impuls für diesen Beitrag. Der zweite Teil hat auch durchaus interessante Perspektiven ;-)

      Viele Grüße
      Bernd

  3. Lieber Bernd,

    ich bin gerade hin und hergerissen zwischen „du hast vollkommen Recht“ und „hey, komm, der Film erfüllt doch offensichtlich genau seinen Zweck, indem er die kritische Auseinandersetzung mit dem Thema befeuert“.

    Du hast Recht: Der Film geht nicht tief. Nach meinem Verständnis will und kann er keine Erfolgsformel für Augenhöhe bieten, denn eine solche Formel gibt es nicht. Augenhöhe hängt von den Menschen, ihrem Reflektions- und Entwicklungsgrad, ihrer Sozialisation, dem Umfeld und 1000 anderen Dingen ab. Augenhöhe in einem Unternehmen hängt aber auch von der Perspektive, Haltung und Erwartung des Betrachters ab. Den Resten an Schubladen- und Scheuklappendenken die jeder von uns in sich trägt.

    In diesem Sinne ist, wie Du ja auch anführst, Augenhöhe ein organisationsindividuelles Thema, das viel Ein- und Umsicht braucht um sich zu entwickeln.
    Daher rührt auch mein „hey, komm – so schlimm ist’s auch nicht“. Ich bin froh und glücklich, dass es den Film und vor allem den Dialog dazu gibt. Der Austausch, den Du ja hier auch mit anstößt, wird, davon bin ich überzeugt, auch GF’s, CxOs und andere Entscheider ins nachdenken bringen. Ja – und viele werden kritisieren, dass da jetzt das Thema im Raum steht aber die keine Kopiervorlage habe, um „ihr“ Unternehmen umzubauen.
    Ausgehend von diesem so erzeugten Mangel kann jetzt Resignation folgen, oder eben auch „Sehnsucht“. Eine Sehnsucht, die dazu führt in den internen Dialog zu gehen und zu schauen, wo man kleine erste Schritte im eigenen Betrieb gehen kann, die nicht weh- sondern gut-tun.

    Allerdings bin ich (der ich ja auch zu diesen Unternehmensmentoren gehöre, die mit dieser Art Entwicklung ihr Leben finanzieren) überzeugt, dass es viele Beratungen geben wird, die jetzt gerade in diesem Moment an Kopiervorlagen bauen. Die ROWE, EB, gesunde Führung, Holacracy, Konsent-Entscheidungen in einen großen Topf kippen und eine undefinierbare aber multifunktionale Konzeptsuppe daraus brauen, die sie über alle interessierten Unternehmen schütten können. Das macht mir ehrlich gesagt am meisten Sorgen, denn wenn das geschieht treiben wir sprichwörtlich den Teufel mit dem Beelzebub aus.

    Und noch eine kleine Anmerkung zum Invest. Ich habe mich auch im Crowdfunding beteiligt, wohl wissend, dass dort in Bezug auf professionelle Filmarbeiten doch eher Amateure (= Liebende) am Werk sind. Eine Minute Augenhöhe hat so ca. 1.000 € gekostet. Eine Minute Tatort kostet ca. 15.000 €. Eine Minute Augenhöhe birgt viele Impulse und regt zur Diskussion an, die vielleicht ein wenig „bessere Arbeitswelt“ erzeugt. Eine Minute Tatort zeigt ein krudes Weltbild und kostet mich zusätzlich eine Minute Lebenszeit.

    Danke für das Teilen Deiner Gedanken, für ist das ein wichtiger Beitrag auf dem Weg zu einer lebens- und menschenfreundlicheren Arbeitswelt.

    Liebe Grüße
    Guido

    1. Lieber Guido,

      danke für Deine Sicht und Deine Einschätzungen. Ja, dieses Beratungsszenario ist höchst wahrscheinlich, schließlich greifen hier ja (sehr Beratungs-Pakete freundlich) gleich ganz viele Entwicklungen ineinander, die im Top-Management auf offene Ohren stoßen dürften – und es ja auch sollen! Das werden wir nicht verhindern, sondern können es nur mit differenzierten Angeboten anders machen ;-)

      Das Budget-Thema ist für mich eher nebensächlich, ich kann auch nicht beurteilen, wie viel tatsächlich gedreht wurde und am Ende nicht in den Film eingeflossen ist, der Abspann deutet darauf hin. Es war ein persönliches Ich-bin-etwas-enttäuscht-Gefühl direkt nach dem Film (was Du mir an dem Abend wohl auch angemerkt hast), aber nicht meine Absicht, hier ein Mittelverwendungs-Fass aufzumachen. Das täte der wichtigen inhaltlichen Diskussion nicht gut.

      Liebe Grüße
      Bernd

  4. Hallo, meinen Respekt für diesen Beitrag, auch als Mit-Unterstützer des Films. Etwas einfach dargestellt und die Aufgaben, die dann für mehr „Augenhöhe“ nötig sind, sind nicht klar ausgesprochen.

    Ich sehe große Chancen, besonders im Mittelstand Unternehmen zu gewinnen, mehr in diese Welt der Augenhöhe einzusteigen. Allerdings geht das nicht automatisch und nicht einfach.

    Warum, meine ich, dass es viel Bereitschaft im Mittelstand gibt? Der Grund dazu ist sicher auch darin zu sehen, dass die Erkenntnis reift, dass es zu wenig ist, wenn nur die Geschäftsführung unternehmerisch „führt“ und „denkt“ und „handelt“. Innovation, Engagement und auch Produktivität lassen sich zwar einfach fordern, aber sind wenig einfach zu aktivieren. Dazu müssen alle Seiten, etwas verlernen und auch neu dazu lernen. Im Alltag kein leichtes Unterfangen. Dazu habe ich auch einen Blog Beitrag geschrieben:
    https://schlachte.wordpress.com/2014/12/15/vergesst-unternehmerisch-mitdenken-wenn-ihr-nicht-gekillt-werden-wollt/

    Ich arbeite als Coach und Organisationsberater auch mit Kunden aus dem Mittelstand auch an diesem Thema. Es ist ein sehr komplexes Thema, denn es hat mit vielen Zielkonflikten zu tun. Z.B. abhängige Arbeitsbeziehung zwischen Geschäftsführung und Mitarbeitern – Was passiert, wenn ich Dinge sage, die nicht gefallen? (Soziologie, Psychologie) ; Entscheidungsfindung/Verantwortung – Können demokratische Methoden sinnvoll sein? Oder besser „Konsent – Methode“ ; Umgang mit Fehlern; Ausrichtung des Unternehmens; Umgang mit Gehältern; Dialog versus Produktivität, etc.

    Frederic Laloux hat aus meiner Sicht ein tolles Buch geschrieben, welches Unternehmen beschreibt, die – so meine ich – sehr auf „Augenhöhe“ arbeiten. Er beschreibt dabei auch die Prozesse und Strukturen, wie dort gearbeitet wird: https://www.youtube.com/watch?v=gcS04BI2sbk

    Mehr „Augenhöhe“ lernen lässt sich aus meiner Sicht auch mit der Theorie U von Otto Schramer. Das Konzept in Unternehmen eingeführt, würde zu mehr „Augenhöhe“ und Fokus führen. Da mache ich gerade im Ulab mit und bin sehr begeistert.

    Das fehlt mir in dem Film „Augenhöhe“. Der macht Appetit – sagt aber nicht, wie man sich auf den Weg macht. Aber ein guter erster Schritt.
    Jetzt gilt es da weiter zu machen und mit Geschäftsführern und Führungskräften nach konkreten Schritten schauen, wie erste Schritte dazu aussehen können.

    Grüße,

    Christoph Schlachte
    http://www.cs-seminare.com

    1. Hallo Herr Schlachte,

      vielen Dank für Ihre Einschätzung und die Querverweise als Ergänzung.

      Ich sehe es genauso, dass dieses Thema nicht nur durch das Top-Management „eingetütet“ werden kann. Wie bei allen Veränderungsprozessen betrifft es das ganze System und auch Mitarbeiter sind in der (Eigen-)Verantwortung, etwas zu verändern – wenn sie es denn möchten. Dass das nicht in jedem Unternehmen von heute auf morgen so leicht geht und dass das auch nicht jeder Mitarbeiter möchte, ist ganz normal. Thomas Sattelberger steht ja für diese Sicht und seine Statements im Film zielen auf die unerschiedlichen Entwicklungsstände von Unternehmen ab.

      Ich hätte es als zusätzlich sehr bereichernd empfunden, hierzu auch einige Beispiele aus dem Alltag oder dem Miteinander im Unternehmen zu sehen, wo genau solche Wertekonflikte oder Ozeamdampfer-Hemmnisse bestehen und wie Unternehmen auf dem Weg zu mehr Augenhöhe damit umgehen.

      Viele Grüße
      Bernd Slaghuis

  5. Ich kann Bernds Punkt in Bezug auf die Produktionskosten sehr gut nachvollziehen.
    52.000€ sind ein stolzer Betrag für diese Form von Reportage. Da ich aus der TV-Branche komme und die Budgets kenne, kann ich aus Erfahrung sagen: Eine 45 Minuten Reportage mit professionellem Kamerateam, Schnitt, Redaktion, Off-Sprecher, Grafik etc. in der bei „Augenhöhe“ gezeigten Machart kann für wesentlich weniger Geld produziert werden und das in einer besseren Qualität und das Ganze noch mit einem Gewinn für den Produzenten.

    Ich habe den Film auch gesehen und bin sowohl inhaltlich als auch technisch nicht überzeugt. Inhaltlich ist es für mich eher ein Film mit Aussagen „begeisterter Kunden“ als ein journalistischer Blick hinter die Kulissen. Die filmische Umsetzung ist für mich eher amateurhaft: an eingen Stellen schlechter Ton, oft schlechtes Licht, nur sehr wenige Schnittbilder, die die die Unternehmen darstellen, fast nur „Talking Heads“, also Menschen die reden, für mich ist auch kein Konzept der Bildsprache erkennbar.

    Die Grundidee finde ich sehr gut, das Thema hat in meinen Augen eine enorme Relevanz, leider wurde für mich in diesem Film das Potential nicht ausgeschöpft und ich frage mich, wer ihn wirklich im professionellen Umfeld einsetzen wird.

    Grüße
    Mathias Fischedick
    http://www.mathias-fischedick.de

    1. Hallo Mathias,

      ich glaube gerne, das ein professionelles Team das anders und für weniger Geld gemacht hätte. Was ja genau ganz typisch für „dynamikrobuste Höchstleister“ ist, wie Gerhard Wohland sie nennt: sie arbeiten nicht effizient, aber sie sind in der Lage, Dinge zu tun, die effiziente Firmen im Keim ersticken würden, weil es „Gewurschtel“ ist.

      Deswegen gab es die Alternative „den Film professioneller für weniger Geld“ ja gar nicht. Wenn diese fünf Leute das nicht gemacht hätten, gäbe es den Film (+ Dialog + Community) gar nicht. Punkt.

  6. Lieber Bernd,

    Du hast einige Eindrücke aus dem Film aufgegriffen, die bei uns ähnlich ankamen, was wir zum Teil aber bereits schon vorher wussten.

    Soweit ich im Kopf habe, hat Daniel Trebin im Gespräch erwähnt, dass diese mehr als 140h Film haben und daraus dann eine Version des Films zusammengeschnitten haben, die dem Titel des Projekts ‚AUGENHÖHE – Film und Dialog‘ gerecht werden soll.
    Ich würde bis zu einem gewissen Mass auch sagen, dass es bewusst ‚flach‘ gehalten ist. Im Gespräch mit dem Kernteam war immer wieder der Tenor zu hören, dass der Film nur Impulse für eine Diskussion, also den Dialog, setzen soll.
    Und das ist – wie Guido bereits anmerkt – schon gelungen.

    Daher, der Film alleine ist nicht das, was mich begeistert.
    Viel mehr ist es die Bewegung um den Film herum, die unterschiedlichsten Menschen, die sich aufmachen, AUGENÖHE in die unterschiedlichsten Bereiche zu bringen.
    Und ich denke, dass die momentan bereits gesetzten Impulse mehr als nur Anlass zur Hoffnung geben.

    Hinsichtlich der Kosten – auch da bin ich bei Dir, für eine reine Dokumentation wäre es sicherlich nicht wenig Geld. Aber auch hier – es sind zum einen Amateure und zum Anderen ist die ganze Community Arbeit etc auch darüber finanziert worden. Das war ein rechtes Full-Time Projekt für das Kern-Team, denn der Aufbau der Community, der Menschen aussern herum, das war ein Grossteil der Arbeit.

    Insofern um nochmals zusammenzufassen: Der Film alleine bringt nicht so viel – im Dialog mit Mitstreitern und Unternehmen und dem jeweiligen Fokus kann er aber tolle Impulse mitgeben.

    Insofern auch von mir hier an der Stelle herzlichen Dank für die differenzierte Betrachtung :)

    Herzliche Grüsse,
    Ralf

    P.S. Wir werden den Film genau als Impulsgeber verwenden um über Events etc in Kontakt mit Unternehmen zu kommen und diesen einen möglichen Weg anzubieten – somit kann man mit dem Film am Ende doch einiges bewirken.

  7. Habe den Film ebenfalls mitfinanziert – Und bin NULL enttäuscht. – Für mich leistet „Augenhöhe“ zu 100% was er sollte: Ein paar Einblicke gewähren, was es alles gibt, – Und zwar vorrangig für diejenigen Menschen, die eben noch nicht der in den letzten Jahren angewachsenen „Alternative Unternehmenskultur-Szene“ in Deutschland angehören.

    Was er nach meinem Wunsch ebenfalls leisten sollte: Auf diesem Wege auch ein paar der üblichen Komfort-Zonen-Entschuldigungen und Opferhaltungen schwieriger machen, die besagen: „Das geht doch alles nicht.“ oder „Unternehmen sind kein Kindergeburtstag“ oder „Das funktioniert betriebswirtschaftlich nicht“ oder „Ich würde ja gerne – aber in meiner Position und in diesem Unternehmen kann ich nun wirklich nichts machen“ etc. pp. – Kurz gesagt: Der Film sollte nach meinem Verständnis Mut machen, eigene Experimente zu wagen und sich nicht hinter „Geht-ja-eh-Nicht“s zu verstecken. Und nach meinem Eindruck leistet er das auch.

    Da wir allem Anschein nach einer ähnlichen Profession angehören (auch ich bringe in jedem meiner Coachings meine Coachees systematisch auf Augenhöhe mit den Unternehmen, mit denen sie eine Beziehung eingehen wollen oder eingegangen sind), frage ich mich grade, woran es liegt, dass es mir so ganz anders geht mit dem Film?

    Ich selber war z.B. in mehreren Szenen tief berührt und hatte Tränen in den Augen.

    Und: Ich habe den Film bereits in Coachings eingesetzt. Als Intervention, dort, wo es dran zu sein und für den Coachee einen Mehrwert zu bringen schien… …bisher mit sehr guten Effekten in der Beratung.

    Das Kostenrumgefrimmel kommt mir ebenfalls sehr merkwürdig vor. – Aber so ist das wahrscheinlich, wenn man ein Projekt über Crowdfunding finanziert: Irgendwie hat jeder das Gefühl, „das Ding gehört ja irgendwie auch mir“. Ungefähr so wie bei Fußballclubs, wo auch sämtliche Fans besser wissen, wie man das Geld hätte investieren sollen und wen man aufstellen hätte müssen.

    Entegen den anderen Kommentaren auf dieser Seite kommt MIR das nicht sonderlich differenziert oder reflektiert vor. Sondern eher etwas kleinlich und an den Möglichkeiten, die der Film bietet, vorbeigehend.

    Für mich hat also nicht der Film irgendwelche Chancen verpasst oder zu wenig aus seinen Möglichkeiten gemacht. Sondern wir selber sind es, die etwas aus dem Film ziehen oder eben auch nicht.

    Our choice.

  8. Mein Mitarbeiter Bartek hat es ganz pragmatisch gemacht: Er hat sich die Bewertungen der zitierten Unternehmen bei Kununu und Glassdoor angeschaut. Und schaut man sich diese Bewertungen an, fragt man sich schon, ob das, was wir hier sehen eine geschickte, einige gar zu Tränen rührende Form des Employer Brandings ist… Augenwischerei statt Augenhöhe? Ich erwarte, dass jemand der so einen Film macht, gründlich – journalistisch – recherchiert und nicht nur die Politur zeigt. An keiner Stelle wird hart nachgefragt. Das ist ein Imagefilm mit einigen Eigentoren (wie dem unsäglichen Gremium, in dem der Bewerber befragt wird wie auf einem Tribunal). Sorry, aber grad wünsche ich mir, ich hätte mein Budget von 100 EUR woandershin gespendet. LG Svenja

    1. Zitate aus der Mitarbeiterbewertung von „Premium Cola“ bei Kununu:

      „+Vorgesetztenverhalten
      Die Vorgesetzen lassen sich leider in Ihren Entscheidungen zu sehr von Ihren Emotionen leiten, bzw. verfügen auch nicht über die erforderliche Kompetenz um sachliche und kompetente Entscheidungen zu treffen.

      +Kommunikation
      Ganz schlecht. Es wird viel diskutiert und zum Schluss ohnehin nur das umgesetzt was sich 1-2 Personen vorher überlegt haben. Man muss damit rechen, das jederzeit ein Beschluss geändert werden kann. Auch von Leuten die überhaupt keine Ahnung von der Materie haben.

      +Karriere / Weiterbildung
      Weiterbildungen werden nicht bezahlt weil das ja unfair gegenüber den Kunden ist. Der Mitarbeiter bei Premium muss möglichst viel und gegen einen sehr geringen Lohn auf Hartz4 Niveau schuften.

      +Gehalt und Benefits
      Entweder Provision oder als Auftragnehmer gegen 10 Euro pro Stunde. Sozialleistungen gibs keine.“

      http://www.kununu.com/de/be/berlin/nm/premium-cola1/a/S0xsUlt0

      Ganz ehrllich, nach meinem Eindruck der „Gruppendiskussionen“ im Film überraschen mich diese Beschreibungen nicht.

      Gruß
      Mathias

      1. einen wunderschönen,

        an mathias: nicht alles was jemand anonym auf kununu schreibt muss so stimmen. https://twitter.com/MFischedick/status/565789371526549504 – das ist ehrlich gemeint, gerne nachfragen.

        zur konsens-szene: das filmteam war zweieinhalb tage bei uns und hat sich dabei einen eindruck vom ganzen verschafft, der dazu geführt hat, dass wir in dem film vorkommen. die szene ist die einzige in der das verfahren bis kurz vor ein veto “eskaliert” ist, deshalb wurde sie wohl auch eingebaut. der protagonist war zum ersten mal da, hatte viele sehr grundsätzliche fragen, das ist einfach schwierig. dennoch: alles wurde angehört, nichts über ihn hinweg bestimmt, letztlich alles im konsens. geht das besser? vielleicht. wie, das ist immer abhängig von den teilnehmenden menschen, deren hintergründen, persönlicher verfassung, und und und. ohne dabeigewesen zu sein ist das imho schwer beurteilbar.

        evtl wollen sich die filmenden nochmal äußern, wie sie die situation und uns erlebt haben?

        es grüßt

        u)

        1. Hallo M, M & U ;-)

          ich habe Eure Kommentare freigeschaltet, weil ich die Diskussion hier nicht zensieren möchte und sie auch gut finde, solange sie nicht grundsätzlich gegen bestimmte Wertevorstellungen verstößt. Ich finde es schwierig, hier einzelne Unternehmen an den Pranger zu stellen, denn ähnliche Aspekte und kritische Presse ließen sich sicher auch bei den anderen gezeigten Beispielen finden.

          @Uwe, ich persönlich finde Dein Konzept spannend und ohne irgendwelche Nachforschungen angestellt zu haben, glaube ich Dir, dass Du bzw. Ihr damit Erfolg habt. Deine Geschichte mit Afri Cola und der Slow-Grow-Gedanke haben mir imponiert, sie stehen für mich für 100% Selbstverantwortung. Das Beispiel Premium steht für mich im Film für die radikalste Form von Augenhöhe und NewWork und ist daher ein toller und wichtiger Bestandteil des Films – von dem ich gerne mehr Hintergründe und Entwicklungen erfahren hätte ;-) Nichtsdestotrotz haben die gezeigten Szenen im Film so auf mich gewirkt, wie ich es oben beschrieben habe.

          Augenhöhe kostet – im Fall von Premium nämlich vor allem Sicherheit. Die Mitarbeiter sind keine, sondern werden wie Selbständige (ohne Vertrag und Sozialleistungen) behandelt – mit allem, was zu dieser Art der Arbeit dazugehört. Das ist das Konzept und das ist wie ich finde auch transparent. Da ist es nicht verwunderlich, dass auch Mitarbeiter, denen andere Werte wichtig sind, die sie bei Premium nicht erfüllt bekommen und sich daher auch nicht richtig aufgehoben gefühlt haben (oder von denen sich Premium auch getrennt hat), in einem Portal wie kununu eine schlechte Bewertung abgeben. Das trifft aber auch auf jedes andere Unternehmen mit gefrusteten Ex-Mitarbeitern zu.
          LG, Bernd

  9. Der Satz „Der Film soll Impulse setzen, die zur Diskussion anregen“ ist für mich kein Qualitätsmerkmal. Ein schlechter Film regt genauso zu Diskussionen an, wie ein guter Film, ein unkritischer genauso wie ein kritischer.

    Beste Grüße
    Mathias Fischedick

  10. Vorab: Der Film ist nicht perfekt, aber meines Erachtens trotzdem sehr empfehlenswert, um einen Dialog in Gang zu setzen.

    Gut finde ich, dass er zeigt, dass Augenhöhe funktioniert, und nicht, dass es vielerorts an Augenhöhe mangelt. Das ist schon mal ein erfrischender Ansatz, der von einem professionellen Reporterteam vermutlich nicht so umgesetzt worden wäre, da man hier doch eher die Problembrille auf hat. Außerdem frage ich mich, ob diese, da nicht Teil der Community überhaupt so schnell die richtigen Fragen gestellt hätten. Die Einbindung eines professionellen „Wirtschaftsfilmemachers“ wäre trotzdem gut gewesen. Vielleicht bei „Augenhöhe – Teil 2“? :-)

    Während des ersten Anschauen des Films habe ich mir auch mehr Tiefe, mehr Erklärung gewünscht. Aber danach meine Eistellung geändert – der Film kann dies auf Grund der zeitlichen Restriktionen nicht leisten. Die Thema ist nunmal ziemlich komplex. Und ich finde, er muss dies auch nicht leisten.

    Und natülich zeigt der Film immer nur die Schauseiten der Organisationen, das was sie von sich preisgeben wollen. Wir können nur hoffen, dass es in den meisten Fällen der gelebten betrieblichen Praxis entspricht. Es ist an uns, unsere Schlüsse zu ziehen. Und in einem ko-kreativen Prozess als Mitarbeiter, Unternehmer oder Unternehmensberater funktionierende „Augenhöhe“-Unternehmsstrukturen zu entwickeln.

  11. Hallo Bernd,

    ich habe den Film gestern auch erstmalig gesehen und wollte mich eigentlich grade an einen eigenen Beitrag machen aber das lasse ich jetzt mal.

    Du hast nämlich meine Kritikpunkte sehr gut auf den Punkt gebracht. Zusammen mit den Kommentaren hier ist damit eigentlich alles gesagt. Ja, der Film hinterlässt eine positive Stimmung welche aber durch einen Beigeschmack getrübt wird. Auch ich hätte mir eine etwas kritischere Haltung gewünscht. Als man während des Films die lachenenden Kollegen und Kolleginnen sah, hätte das auch in jeder anderen Firma sein können.

    Durch das Fehlen der kritischen Betrachtung, bleibt eben nur die positive Sichtweise. Ohne (Achtung!) diesen Perspektivwechsel wird sich der Film allerdings nicht im medialen Bewußtsein von New Work verankern können und verkommt somit leider zu einer lauen Sommerbrise.

    Die Interviews von Premium fand ich stellenweise sehr gut. Allerdings verstehe ich nicht warum eine solche Organisation noch auf Konsens setzt und nicht auf Konsent. Da wäre es zu dieser Situation zum Thema Marketingsmaßnahmen gar nicht erst gekommen. Ich erlaube mir mal auf meinen Betrag zum Thema Soziokratie zu verweisen (http://wp.me/p5wKQI-b5).

    Sehr guter Beitrag, du hast mir die Worte aus dem Mund genommen!

    Grüße

    Stefan

  12. Guten Tag!
    Ich bin von der Idee des Projektes und auch der Umsetzungsgeschwindigkeit nach wie vor begeistert, habe ebenfalls eine kleine Summe gespendet und würde es wieder tun.
    Und ja, der Film ist vielleicht nicht perfekt, auch ich hatte meine Momente, in denen ich mich fragte, was das mit Augenhöhe zu tun hat. Es gab aber auch viele gute Zitate und Anregungen, die ich für mich mitgenommen habe und welche hier teilweise aufgegriffen wurden. Meinungen sind unterschiedlich und erlaubt. Wichtig finde ich, dass das Feedback ebenso konstruktiv und auf Augenhöhe bleibt – und das gelingt Ihnen durchaus in diesem Artikel.
    Gern gebe ich denen recht, die schreiben, dass es hier nicht allein um die Rezension eines Amateur-Films gehen sollte, sondern um das, was es auslöst. Diskussionen rund um das Thema Augenhöhe und darum, was jeder einzelne von uns vielleicht dazu beitragen kann. Das Thema steht nach wie vor noch am Anfang.
    Am Ende geht es für alle darum, etwas zu lernen. Das ist meine Meinung.
    Das Team rund um den Film Augenhöhe. Wir alle.
    In diesem Sinne hoffe ich auf einen Teil II des Films Augenhöhe…
    Viele Grüße
    Simone Gilau

  13. Auch ich habe das Projekt schon länger verfolgt und mich sehr auf den Film gefreut. Ich habe ihn bisher zweimal gesehen und wir zeigen ihn am Scherauer Hof im Februar noch öffentlich.

    Ich finde den Film nicht schlecht, er regt durchaus zum nachdenken an aber trotzdem ging es mir zunächst ähnlich wie Ihnen und ich war ein wenig enttäuscht von der nicht vorhandenen Tiefe. Im richtigen Kontext gezeigt, mit Experten aus der Praxis vor Ort Erfahrung haben mit wie ein Unternehmen zu mehr Augenhöhe gelangen kann und Schwierigkeiten, Vor- und Nachteile auf dem Weg dahin kennen, kann der Film zu einem interessanten und nachhaltigen Diskussionsabend anregen.

    Wenn man „Augenhöhe“ allerdings anschaut ohne Hintergrundwissen, ohne den Glauben an eine neue Arbeitswelt und ein paar Ideen wie das funktioniert, dann versteht man nicht wirklich was das soll. Meiner Meinung nach, wirkt er dann wie ein Beispiel von einer Sollwelt die so aber nie entstehen kann und die vermutlich auch nur gefakted ist (was ich nicht glaube). Der Film macht nur teilweise deutlich und das relativ spät, was wirklich anders läuft in den Unternehmen – das die tatsächlich in ihrer ganzen Organisation anders sind als klassische Betriebe.
    Ich hätte mir bspw. gewünscht, dass die Werte der neuen Arbeitswelt, die Sattelberger mit anderen Experten definiert hat und im Interview aufzählt, genannt werden bzw. der Teil aus dem Interview mit einfließt, ich finde das macht einiges deutlich.

    Aber nichts desto trotz stimme ich hier zu, dass der Film, insbesondere im richtigen Kontext tolle Impulse setzt und inspiriert.

  14. Mal was zu der „Gremium-Situation“ bei Allsafe Jungfalk: Mir ging es bei den Fragen der Personalerin ganz genauso wie den meisten, die hier kommentiert haben: Überhaupt gar nicht gut. Leicht geschockt.

    Was mich aber wundert an der hier publizierten Kritik an dieser Szene ist mehrerlei:

    A) Dass niemand, der kritisiert, das sei ein „Imagefilm“, sich wundert, dass diese Szene im Film drin ist.
    B) Dass niemand, der die Szene kritisiert, sich wundert, dass der junge Mann überhaupt so frei erzählt (denn dafür gibt es Gründe, die wohl nicht NUR „in dem jungen Mann selber liegen“)
    C) Dass niemand, der die Szene kritisiert, sich wundert, was DANN passiert (zweiter Ausschnitt). Denn DAS ist wirklich die Pointe. Das ist wirklich ungewöhnlich. Das Gespräch der Runde nach dem Kennenlerngespräch war eine von zwei Szenen, bei der mir spontan die Tränen gekommen sind.

    Generell stört mich an der hier bisher geäußerten Kritik vor allem eine Sache:
    Es wird einerseits kritisiert, der Film sei nicht scharf, nicht investigativ, nicht journalistishc genug.
    Andereseits wird kritisiert, die gezeigten Unternehmen seien – nun sagen wir mal – „irgendwie noch nicht gut, nicht vorbildlich genug“.

    JA WAS DENN NUN?

    Gleichzeitig geht wohl beides kaum, wenn man mal ein wenig drüber nachdenkt.

    Für mich zeigt die Diskussion, wie sie auf diesem Blog läuft, vor allem eins: Die Ideologischen und verhärteten Balken, die wir alle aus unseren schlechten Erfahrungen mit „der bisherigen Arbeitswelt“ heraus im Kopf haben, wenn wir uns versuchen, uns nun über „gute Arbeit“ oder „gute Untenrehmen“ zu verständigen.

    Denn das alles könnte man auch viel wohlwollender auslegen. – WÄRE man wohlwollen, könnte man leicht sagen:

    * Toll, der Film ZEIGT, dass nicht ALLES toll ist in diesen „Vorzeige-Firmen“! (die gleichen Szenen, die einen – wenn man gerade nicht wohlwollen sein mag – dazu bringen zu sagen: Diese Firmen sind ja gar nicht so toll! Fremdschämen, etc. und tralala…)

    * Toll, der Film ZEIGT, wie toll bereits heute in Deutschland in einigen Unternehmen in einigen Momenten an einigen Stellen zusammengearbeitet wird! (die gleichen Szenen, die einen – wenn man gerade nicht wohlwollend sein mag – dazu bringen zu sagen: Der Film fragt nicht hart genug nach! Werbefilm! Feiert nur! Naiv!)

    Liebe Leute: „Ich habe fertig“

    Wie man auch anders über diesen Film sprechen kann, hat z.B. Wilfried Hajek mal angedeutet: http://borisgloger.com/2015/02/02/was-waere-wenn-wir-auf-augenhoehe-arbeiten/?utm_medium=twitter&utm_source=twitterfeed

    Und vielleicht findet sich ja auch der eine oder die andere in dieser „Typologisierung der Reaktionen auf den Film Augenhöhe“ wieder…: https://ilwyc.wordpress.com/2015/02/07/augenhohe-ein-vorfuhr-effekt/

    1. Du sprichst mir aus der Seele.

      Als Mitarbeiter in einem Unternehmen, das durchaus auch in den Film gepasst hätte, bin ich zwischendurch richtig sauer geworden, wie hier geurteilt wird. Aus dem Elfenbeinturm ist es einfach, Maßstäbe zu setzen, die unerreichbar bleiben, und damit das ganze ab zu tun. Wenn man jahrelang in so einem Unternehmen arbeitet, wird einem klar, wie schwer es ist, den eigenen Ansprüchen gerecht zu werden. Dass wir eben auch alle Menschen sind, mit unseren Fehlern – und dass es *auch* zu Augenhöhe gehört, diese Fehler anzuerkennen, keine unmenschlichen Maßstäbe anzusetzen die nur dazu führen, dass man sich selber geißelt, weil man nicht gut genug ist.

      Ich kann verstehen, dass es schwierig ist, das von außen zu begreifen, dass es eine Herausforderung ist, damit umzugehen, dass auch die „Vorzeigeunternehmen“ nicht perfekt sind. Und ich wünsche mir weniger Verurteilung und mehr Mitgefühl – das ist nämlich auch ein wesentlicher Aspekt von Augenhöhe.

      Nebenbei: ich hatte am Anfang auch Schwierigkeiten mit dem Film, bin inzwischen aber begeistert und werde ihn zeigen wo nur möglich. Und ich bin stolz auf das Filmteam.

  15. Mal ganz nebenbei
    1) eine wunderbare Diskussion, die hier entstanden ist (und hoffentlich weitergeht)
    2) Dafür geht mein herzlicher Dank hier nochmal an Bernd!
    3) The questions is: Wenn Augenhöhe ein sinnvolles Ziel für viele Unternehmen wäre – einfach mal unabhängig vom Film gedacht – wie kriegen WIR alle zusammen das hin?

  16. Spannend, welche AUGENHÖHE sich in die Diskussion einschleicht. Sollte es uns wirklich um ausreichend, schärfer, investigativer usw. gehen? Oder sind wir alle, die wir uns um mehr Menschorientierung im Business drehen, nicht eher aufgefordert?

    Wie entstehen Kraftfelder, die weniger Überzeugte anziehen, anregen, auffordern?
    Wie entstehen Dialogräume, die mehr Raum für Tiefe wagen und bieten?
    Wie entstehen konkrete erste Umsetzungsschritte bei Zuschauern?

    Das haben Sie, Herr Slaghuis, dankenswerterweise zum Abschluss Ihres Artikels auch aufgeworfen. Und Herr Ibrahim noch einmal auf den Punkt bringt, dass wir es sind, an denen es liegt, aus diesem Dialogwerkzeug die richtigen Prozesse zu initiieren.

  17. AUGENHÖHE ist mehr als ein Film

    AUGENHÖHE – Film und Dialog – so heißt das Projekt, in welches das Kernteam von AUGENHÖHE und viele weitere Mitstreiter in den letzten 14 Monaten viel Herzblut und Zeit investiert haben. Wer NUR den Film kritisiert, überschätzt die Möglichkeiten eines Films, verkennt die Bedeutsamkeit eines DIALOGS und übersieht die Möglichkeiten der Kombination von FILM und DIALOG.

    Haltung kann sich nur durch Reflexion, Auseinandersetzung und Interaktion mit anderen Menschen weiterentwickeln. Hierfür braucht es Gesprächsanlässe und diese bietet der Film. Wenn wir uns bei der Zusammenarbeit auf gemeinsame Werte verständigen, dann ist es nicht bedeutsam, welche Wörter wir in unser Leitbild niederschreiben, sondern es zählt der Prozess, den wir bis dahin gemeinsam gegangen sind. Es zählt deshalb auch nicht, was hhp Berlin, allsafe Jungfalk oder Systelios täglich leben, sondern wie ich gemeinsam mit meinen Kollegen die Zusammenarbeit gestalte und weiterentwickele.
    Tag für Tag.

    Und so ist es der Verdienst des Teams, der ehrenamtlichen Unterstützer und vieler Wegbegleiter, dass es in 14 Monaten nicht nur gelungen ist einen 50 minütigen Film zu produzieren, sondern auch:

    – eine Community mit 2.500 – 3.000 Menschen aufzubauen
    – 52.000 Euro über Crowdfunding einzusammeln
    – eine Premiere für 400 Gästen zu organisieren und durchzuführen
    – Menschen zu gewinnen, die in diesem Frühjahr mehr als 60 Veranstaltungen
    bundesweit zu organisieren bei denen sich zwischen 10 – 400 Teilnehmer zu AUGENHÖHE austauschen

    Damit haben es die Initiatoren geschafft, AUGENHÖHE als Thema in vielen Herzen
    und Köpfen zu verankern und Diskussionen und Austauschformate von Graz bis Lübeck in diesem Frühjahr entstehen zu lassen.

    An dieser Stelle wage ich deshalb die folgenden Thesen:

    1. Menschen, die schnelle Antworten oder das perfekte Beratungstool für ihr Business erwartet haben, werden vom Film enttäuscht.

    2. Menschen, welche kontinuierlich ihre eigene Haltung reflektieren und denen die Weiterentwicklung der „Zusammenarbeitskultur“ in Organisationen am Herzen liegt, erkennen in allen Szenen des Films Gesprächsanlässe für anregende Diskussionen und spannende Erkenntnisse.

    @BerndSlaghuis, die Fragen haben sie ja bereits selbst formuliert.

    @SvenjaHofert: Gerne überweise ich Ihnen die 100 Euro. Rechnung einfach an [email protected]

  18. Liebe Mit-„Streiter“ für Augenhöhe,

    ich bin tief beeindruckt, welche Diskussion mein Beitrag hervorruft und wie unterschiedlich die Meinungen sind. An dieser Stelle vielen Dank für Eure und Ihre Kommentare! (Damit möchte ich die Diskussion hier aber auf keinen Fall beenden).

    Es war mir wichtig – und ich habe den Eindruck, dies ist auch so angekommen – den Film wertschätzend kritisch unter die Lupe zu nehmen. Ich wertschätze auch die Arbeit drumherum und weiß, dass insbesondere die Aktivierung der Community und die Positionierung dieses Themas in der Öffentlichkeit viel Arbeit bedeutet hat und heute einen sehr hohen Mehrwert darstellt. Denn nur so wird Augenhöhe weiter getragen und vor allem weiter gestaltet.

    Hier und da lese ich in den Kommentaren, manchmal auch zwischen den Zeilen „Ja, der Film ist nicht das Gelbe vom Ei, aber das spielt ja auch keine Rolle, hauptsache er regt zur Diskussion an.“ Das tut er, wie wir hier, in der Presse und auf vielen anderen Blogs und insbesondere auf den unglaublich vielen Veranstaltungen sogar über Deutschland hinaus sehen.

    Dennoch heißt nicht umsonst der Twitter-Account @AugenhöheFilm ;-) Der Film ist ein wichtiger Bestandteil des Gesamtprodukts als Ergebnis eines professionellen Projektes, in das viele Menschen Geld investiert haben – auch zum Teil mit dem Gedanken, den Film in eigenen Seminaren als Diskussionsgrundlage einzusetzen. Und auch die Vermarktungsmodelle zeigen, dass der Film für die Macher das Produkt darstellt. Für mich persönlich steht fest, dass ich ihn aufgrund der im Beitrag genannten Aspekte nicht professionell einsetzen werde, einige Kollegen haben mir dies auch für ihre Arbeit so zurückgemeldet – und das ist einfach sehr schade.

    Trotzdem und umso mehr brauchen wir den weiteren Austausch – und hier stimme ich Guido Bosbach zu – wie wir unser gemeinsames Ziel, mehr Augenhöhe und weitere für die Zukunft der Arbeit sinnvolle Aspekte für eine gesunde Untenrehmenskultur in die Praxis tragen können.

    Ich kenne die Denkweise in einigen Vorstandsetagen. Die Veränderung von Meinungen in dieser Zielgruppe wird nicht mit Mate-Tee oder World-Cafés funktionieren. Hierfür braucht es belegbare Antworten auf die Fragen, die ich ansatzweise oben formuliert habe.

    Liebe Grüße
    Bernd

    1. Ich stimme Dir zu, dass die genannten Vorstandsetagen nicht Zielgruppe des Films sind. Zum Glück gibt es auch andere.

      Ich glaube Dir, dass nach belegbaren Antworten gefragt wird. Ich habe Zweifel, dass sie wirklich helfen würden, wenn es sie gäbe. So oder so wünsche ich Dir viel Glück mit ihnen – toll, wenn Du da was bewegen kannst, meine Luft anhalten werde ich nicht… ;)

  19. Lieber Herr Dr. Slaghuis,

    vielen Dank für Ihren Beitrag hier.
    Vorab: auch ich habe den Film mitfinanziert, auch ich habe mittlerweile eine Filmaufführung durchgeführt und diese auch finanziert, weil nicht genügend Leute kamen.

    Vielleicht vorab: Jede Aussage ist vor allem eine Aussage über SICH SELBST. Insofern sagen die Kommentare hier mehr über das Weltbild des Kommentators aus als über den Film. So auch meine Aussage!

    Zu aller geäußerten Kritik möchte ich erstmal sagen: BESSER MACHEN!!!
    Ich habe jahrelang Videofilme im privaten Kreis geschnitten, kann daher also den technischen Aufwand grob einschätzen…

    Und: Der Film ist KEIN Lehrfilm!!! Ich hatte bei den Kommentaren bisweilen den Eindruck, dass hier ein Lehrfilm mit einer Bauanleitung erwartet wurde. Das war m.E. nie der Anspruch und würde auch nicht funktionieren. Es gibt keine Rezepte bei diesem Thema.

    Ich verstehe den Film so, wie ich die Unternehmen erleben würde, wenn ich da jetzt klingeln und sagen würde, „Laßt mich Euch mal anschauen“. Ich sehe den Film NICHT als klassische Doku, sondern aus der Sicht eines Beobachters, also einfach als unreflektierende Beobachtung. Genau das ist es auch: Einfach die Kamera laufen lassen, wenn was passiert. Und Leute reden lassen, ohne selbst zu lenken. Jede Frage eines Interviewer lenkt das Gespräch. Das war hier klar nicht gewollt.

    Für mich zeigt der Film:
    1. dass es auch anders geht, als es heute fast überall läuft. Allein das ist schon Gold wert.
    2. dass wir keine neuen Methoden brauchen, um Arbeit besser zu machen. Das wichtigste Unternehmen im Film ist für mich Jungfalk. Das ist – soweit ich einschätzen kann – ein klassisch aufgestelltes Unternehmen mit klassischer Hierarchie und klassischer funktionaler Organisation – wie viele andere 10.000 auch. Und trotzdem anders/besser: Weil sie Vertrauen leben, weil sie Verantwortung leben. (Ich halte es für außerordentlich schade, dass jetzt die Meinung aufkommt, Jungfalk sei eine agile Organisation und alle müßten wie sie werden.)
    3. wie Vertrauen gelebt wird: m.E. schön sichtbar bei Jungfalk: vertikales Vertrauen, als der Qualitäter die Pumpe bestellt und horizontales Vertrauen in der Bewerbungsszene.

    Zu der o.g. Bewerbungsszene: Ja, leider sind die Menschen nicht perfekt. Die Dame aus der PA war sichtlich aufgeregt. Nach vielen, vielen, vielen Bewerbungsgesprächen darf ich feststellen, dass sie alles in allem eine „durchschnittliche Personalerin“ darstellt. Wo jetzt die Flaschen wie zu einer Mauer aufgestellt sind, ist für mich zweitrangig. Ich sehe das Gespräch nicht als Tribunal – im Gegenteil: wenn das Unternehmen 6 Leute in ein Gespräch für einen „einfachen Bandjob“ investiert, dann ist das schon Wertschätzung für den Bewerber! Und bitte, bitte, die Unbeholfenheit der Personalerin nicht überbewerten. Viel wichtiger ist die zweite Szene, in der das Bewerbungsgespräch ausgewertet wird: Da disqualifiziert sich die Personalerin, wird aber gleich eingefangen von demjenigen, der sagt: „wenn er die Ausbildung auf sich nimmt, um seine Schwester zu sehen …“ und dann kommt das Argument „… er hat Pech gehabt und schlechte Ausgangsbedingungen für sein Leben gehabt“. Hey, habt Ihr das schon mal gehört, insbes. im Kontext Arbeit / Unternehmen? Nicht „er ist Schuld“ sondern eben anders. DAS IST FÜR MICH GELEBTE AUGENHÖHE !!!

    Augenhöhe ist NICHT das Fehlen von Hierarchie! Augenhöhe ist NICHT Konsenseinheitsbrei! Augenhöhe ist Fairness. „Gleichwürdigkeit“, wie jemand Jasper Juul im Dialog nach der Filmaufführung zitierte.

    Und nochwas: Lieber Herr Dr. Slaghuis, wie ich Ihre Selbstaussagen verstehe, haben Sie gute Rezepte u.a. zu „gesunder Führung“, sind die Augenhöhe ??? ;-)

    Viele Grüße,
    Torsten Scheller

  20. Ich habe mir den Film mehrfach angeschaut. Und bin glücklich, dass ich am Crowdfunding nicht teilgenommen habe, wenn ich mir das Ergebnis anschaue. Rein handwerklich empfinde ich den Film als sehr amateurhaft.
    Inhaltlich frage ich mich, ob es den Unternehmen eher darum ging sich von einer tollen Seite zu präsentieren. Das wäre dann klassische PR.
    Mir ist zudem aufgefallen, das sowohl das Funding als auch der Film von einem porträtiertem Unternehmen auf den eigenen Social-Media Kanälen sehr gepuscht wurde. Irgendwie bleibt da ein schlechter Beigeschmack, weil da in meinen Augen Grenzen überschritten worden sind.

  21. Hallo Herr Slaghuis,
    danke, dass Sie einen so nüchternen Blick auf dieses hochgelobte Projekt veröffentlichten. Auch für mich blieben hier zu viele Fragen offen. Ein wichtiger Aspekt, der ebenfalls völlig ausgeklammert bleibt – übrigens auch in der sehr wertvollen Diskussion hier – ist das Thema betriebliche Mitbestimmung. Möglicherweise spielt dieses Thema in vielen kleinen Unternehmen keine große Rolle, da die Anzahl der Menschen überschaubar ist, die im alltäglichen Zusammenarbeiten zum Konsens kommen müssen.
    Aber in dem Moment, wo diese Überschaubarkeit nicht mehr gegeben ist, ist eine Belegschaft gut beraten, sich zu organisieren. Weil genau dann die Situationen, in der sich nicht mehr alle lieb haben, zunehmen. Und dann das Betriebsverfassungsgesetz im Kreuz zu haben und eine Gruppe von Personen, die es versteht, geschickt mit Konfliktsituationen umzugehen, um die juristische Schiene im Zweifelsfall gar nicht erst bedienen zu müssen, ist viel wert.
    Schade, dass dieses Thema quasi nicht zu existieren scheint. In vielen Betrieben würde ohne einen Betriebsrat Augenhöhe ausschließlich in den Hochglanzbroschüren der HR-Abteilungen stattfinden.
    Mit freundlichen Grüßen
    Dagmar Buggle

    1. Sie müssen mit dem Thema was anderes meinen, als ich. Ich sehe überall im Film betriebliche Mitbestimmung. Wobei das organisieren halt nicht beim „sich“ aufhört, sondern die gesamte Organisation umfasst.

    2. Liebe Frau Buggle,

      nach meiner eigenen langjährigen Erfahrung in Grosskonzernen (mittlerweile auch schon 17 Jahre) kann ich ihre Aussage nachvollziehen, sofern ich dabei an klassische Top-Down Hierarchien denke. Dann kommt mir sofort der Gedanke von Fronten zwischen Mitarbeitern und Unternehmen in den Sinn.
      Nur eben wenn ich als Mitarbeiter bereits beteiligt bin – wir können das gerne demokratisches Unternehmen nennen – , dann wird es die klassischen Fronten Firma Mitarbeiter so nach meiner Überzeugung nicht mehr geben. Daher kommt im Film auch nichts in der Form vor.

      Ich gehe auch noch einen Schritt weiter: Für mich kann AUGENHÖHE nicht stattfinden, wenn ich mir in Rollen etc. begegne, d.h. z.B. Betriebsrat mit der Macht der Mitarbeiter im Rücken tritt der Geschäftsleitung mit der Macht der Organisation im Rücken entgegen.
      Das ist für mich dann eher wie ein Ringkampf, bei dem beide gleichstark sind.

      Wir haben uns in einem Blog Eintrag genau mit dem Thema beschäftigt, was AUGENHÖHE überhaupt für uns bedeutet. Vielleicht bringt der auch eine Grundlage für die weitere Diskussion:
      http://www.talent-source.ch/2015/02/arbeiten-auf-augenhohe-teil-1-was-bedeutet-fur-uns-augenhohe/

      Herzliche Grüsse,
      Ralf Metz

      1. Ich glaube, auch mit Augenhöhe sind Rollen weiter wichtig – ich habe gerade ein Co-Active Relationship Agility – Training hinter mir (sehr inspirierend!), und da ging es unter anderem darum, dass Rolle-Rolle-Beziehung und Person-Person-Beziehung gleich wichtig sind. Zu wissen – und formulieren zu können – aus welcher Rolle heraus ich welche Bedürfnisse und Verantwortungen habe (und zu verstehen, wie das für meinen Gegenüber aussieht), ist notwendig für ein Arbeiten auf Augenhöhe.

        Flöten geht Augenhöhe ganz schnell, wenn wir uns in Machtpositionen gegenüber treten. Wenn es mehr darum geht, was ich meinem Gegenüber gegen seinen Willen aufzwingen könnte, als seine Position zu verstehen. Und das ist, was ich mit Deinem Beispiel Betriebsrat vs. GF verbinde.

  22. Da bin ich voll bei Dir Ilja – Rollen zunächst sind für mich etwas neutrales, es kommt darauf an, wie Menschen diese selbst wahrnehmen und das gegenüber.
    Schaffen diese Klarheit?
    Wie ist es zur Verteilung gekommen?
    Und was für eine Absicht verfolge ich im Rahmen meiner Rolle? Möchte ich zum Teamerfolg beitragen (banal ausgedrückt) oder die Position von bestimmten Menschen ‚durchdrücken‘.

    Insofern haben wir denke ich schon ein sehr ähnliches Verständnis :)

    1. Rollen lassen sich ja auch gar nicht verhindern, wir entscheiden uns nicht immer für sie.

      In Gehaltsgesprächen habe ich z.B. automatisch immer auch die Rolle des Ehemanns, der Geld nach Hause bringen will. Wenn ich diese Rolle nicht mit in die Beziehung einbringe – weil ich mir ihr nicht bewusst bin, oder weil ich glaube, dass ich das nicht darf – bewirkt das zwangsläufig weniger Augenhöhe, IME.

  23. Auch nach allen bisher ausgetauschten Sichtweisen kommt es mir so vor, als ob:

    „Augenhöhe“ ein guter Film ist, wenn man „gutes daraus macht, gutes damit anfängt“. – Und Augenhöhe ein schlechter Film ist, wenn man nichts damit anfängt.

    Der „Film an sich“ ist weder gut noch schlecht. – Wenn man den Film so anschaut, begibt man sich „in die bequeme Position des Kritikers, des Cineasten“. – Wie das Abschlusszitat von Sattelberger im Nachspann deutlich macht, wird der Film aber zumindest von „den Machern des Films“ so gesehen, dass „der Film selbst nur 5%“ ausmacht. Er ist also eher ein Anstoß zum „Selbermachen“ und „Selberhandeln“. – Auch deswegen kommen überhaupt Unilever und Adidas vor (zumindest interpretiere ich das für mich so): Um das „Im Konzern geht ja eh nichts“ zu hinterfragen. Im Gesamtkonzern vielleicht wirklich erst mal nicht. Wir haben alle keine Zauberstäbe zur „Verwandlung von Konzernstrukturen“. Aber der Film zeigt ja „Biotope“ innerhalb des Unternehmens, die sich faktisch bilden konnten. Auch: Weil da einige „Menschen im Konzern“ wohl recht mutig waren, Spielräume nicht nur gesehen, sondern auch auf eigenes Risiko genutzt haben. Es geht also v.a. um Schritte raus aus unseren „Opferhaltungen“, uns unsere üblichen Entschuldigungen zu nehmen, warum wir selbst so wenig zu neuen Arbeitswelten beitragen. Für mich ist der Film daher v.a. das: Inspiration zum „was könnte ich bei mir, in meinem Umfeld…?“

    Besonders traurig finde ich daher auch die Kommentare, die sich auf technischer/handwerklicher Qualität einschießen. Da frag ich mich: In welchem Zustand muss jemand sein, um bei SO EINEM Film ausgerechnet darauf den größten Wert zu legen?

    Zu den Vorstandsetagen dann auch noch ein Wort: Wer unter uns Diskussionteilnehmern glaubt ernsthaft, dass Impulse zur Gestaltung neuer Arbeitswelten wirklich von dort ausgehen können? – Also ich nicht, nicht nach „meinen eigenen Konzernerfahrungen“. Denn die waren auch recht gschmackig.

    Das bestätigt dann auch der Film: In KLEINEREN Firmen kommt die Innovation häufig von einer GF, die aus Überzeugungstätern besteht und die dafür einstehen und den Kopf hinhalten, dass Dinge völlig anders gemacht werden, dass Mitarbeiter zu Mitunternehmern werden können, dass Vertrauen an vielen Stellen Kontrolle ersetzt.

    In GRÖSSEREN Firmen geht die Initiative allem Anschein nach wenn, dann von unten aus. – Oft inoffiziell und oft mit hohem persönlichen Risiko der Akteure, „aus dem Unternehmen zu fliegen, wenn es zu früh auffliegt.“

    Und dieser Eindruck wird keineswegs nur von „Augenhöhe“ vermittelt. – Ein vergleichbarer Film, der kürzlich auf ARTE lief, gibt das gleiche Bild. Sehr deutlich auch ausgesprochen von jenem Menschen, der „die belgische Sozialbehörde“ reorganisiert hat: http://www.arte.tv/guide/de/051637-000/mein-wunderbarer-arbeitsplatz

    Lange Rede, kurzer Sinn: Für mich sind Vorstandsetagen keine geeigneten Addressaten für den Wandel, zumindest nicht für den Wandel, den ich mir wünsche. Und nicht nur für für den Film „Augenhöhe“ nicht, so wie er ist. Sondern generell nicht.

    Den Film mit einem „Erreicht so wie er ist, Vorstandsetagen nicht“ zu kritisieren, scheint mir daher immer noch in die Haltung verstrickt zu sein, unsere Probleme bei anderen addressieren zu wollen („DIE sollen sich ändern – DEREN Denken soll geändert werden!!!“), anstatt zu schauen, was wir selbst beitragen könnten, in unseren vielen Rollen, die wir in der schönen Wirtschaftswelt heute oder morgen bekleiden…

    Sehr kritisch gegenüber der Kritik möchte ich daher sagen: Ich sehe hier auf dieser Kommentarseite sehr viele Selbstimmunisierungsmuster: Also Denkmuster, die aufgefahren werden, damit man einfach der bleiben kann, der man schon ist. Entschuldigungen, das eigene Verhalten nicht zu ändern. Denken, das zur Abwehr von Gefühlen dient. Versuche, sich von dem Film gerade NICHT berühren zu lassen…

    Und klar: Das kann man machen. Der Mensch ist frei, sich zu verhärten. Und jeder hat seine Gründe und Zustände. Aber warum sollten WIR uns darum scheren? Wir, die der Film berührt? – Denn das ist ja DEREN freie Enscheidung, trotz des Films einfach weiter zu machen wie bisher…

  24. Danke lieber Ilja! – Jetzt fürcht ich nur, dass wir hier wie ein Duz-Club und Ideologischer Inzuchtverein rüberkommen, der sich wechselseitig die… aber lassen wir das… …Ich distanziere mich daher hiermit in aller Form persönlich von Dir, wechsle strategisch zum Sie und gebe vor „in jeder Hinsicht völlig unabhängig“ von Ihnen zu sein, Herr Preuß: „Kennen wir uns? Wie kommen Sie dazu, mir virtuell unaufgefordert so nahe zu treten…!?“ ;)

    …Ein Nachtrag zu meinem ewiglangen Kommentar oben, der mir im Moment so wichtig ist, dass ich mich entscheide, mich hier NOCH mehr zu verbreiten:

    „Jener mutige Belgier“, der das dortige Sozialministerium reformiert hat, heißt übrigens Frank van Massenhove. Sein sehr offenes Zitat zur Einführung von „organisatorischen Revolutionen“ ohne offiziellen Segen von Oben findet sich im Film „Mein wunderbarer Arbeitsplatz“ kurz nach Spielminute: 1:14:00.

    Der Film ist noch bis einschließlich 4.3.2015 (kommenden Mittwoch) kostenlos im Online-Stream auf ARTE abrufbar und aus meiner Sicht ebenfalls sehr sehenswert.

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